0524 - Er raubte die mordende Göttin
hinwegschieben, um besser an die Kehle zu gelangen…
***
An der Oberwelt wurde Suko wieder durch den fallenden Nieselregen empfangen. Die Straße war auch weiterhin auf einer Seite gesperrt, der Verkehr rollte sehr langsam an der Unfallstelle vorbei, und auch die Kollegen fand Suko noch vor.
Er gesellte sich zu dem Einsatzleiter, der sofort nach John Sinclair fragte.
»Er ist noch unten.«
»Hat er eine Spur?«
»Wie man’s nimmt. Die Frau mit dem auffälligen Kopftuch jedenfalls ist gesehen worden.«
»Ach.«
Suko nickte. »Ja, von den Beamten, die dort in den Etagen die Aufsicht führen.«
»Und Sie meinen, daß sie nicht in einen Zug gestiegen und verschwunden ist?«
»Ich schon«, erwiderte Suko. »Nur denkt mein Freund darüber ganz anders. Er glaubt, daß er sie noch erwischen kann.«
»Zu gönnen war es ihm. Dieser verfluchte Mord hat mich auf die Palme gebracht. Zwei Kollegen an einem Tag und in einer Nacht. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden, das ist Wahnsinn.«
»Da gebe ich Ihnen recht.«
»Wissen Sie denn, wer dahintersteckt?«
Suko hob die Schultern. »Wir können es nicht beweisen. Wir rechnen mit einem Mann namens Ramir Ghur.«
»Was ist das denn für ein Vogel?«
»Ein Ägypter, ein ehemaliger Guru, der vor einigen Monaten aus London fliehen mußte, weil wir ihm auf den Fersen waren. Jetzt nimmt er Rache an den Personen, die ihn jagten.«
»Und welche Rolle spielt die Frau? Ich denke, sie ist die eigentliche Täterin.«
»Wenn ich daß wüßte, Theo, wäre mir wohler.«
»Dann ist der Fall also euer Bier?«
»Im Prinzip ja.«
»Aber wir müssen mit. Kollegenmord, das kann keiner auf sich sitzenlassen.«
Suko war der gleichen Meinung und erklärte, daß er sich ein wenig umsehen wollte.
Vielleicht würde es doch etwas bringen, denn Suko hatte nachgedacht. Der Mord an Cliff Morris war einfach zu spektakulär gewesen, um geplant zu sein. So benahm sich einfach kein Killer. Bei diesen Aktionen mußte er einfach auffallen, und so etwas wollten Mörder auf jeden Fall vermeiden.
Die Unbekannte war geflohen. Ob aus Panik oder Berechnung, wußte Suko nicht. Sie war aber bestimmt nicht ohne Ziel verschwunden. Wo konnte sie also hin?
Aus sechs Personen hatte die Sonderabteilung bestanden, die sich damals um den Guru Ramir Ghur gekümmert hatte. Hinzu waren Suko und der Geisterjäger gekommen. Sie standen auch auf der Liste. Was sprach dagegen, daß sich die Mörderin oder der Guru einen der beiden vornahm?
Dieser Gedanke ließ Suko einfach nicht los. Er ging davon aus, daß die Killer es einfach nicht wagten, das Yard Building zu betreten. Wenn sie killen wollten, war das Wohnhaus für sie eine günstige Chance. Bevor Suko den Plan in die Tat umsetzte, schaute er sich noch einmal um, fand aber von Ramir Ghur nicht die geringste Spur.
Theo Sharp kam auf ihn zu. Sein Mund zeigte ein Grinsen.
»Lieber Himmel, Sie sind ja noch immer da.«
»Ich schaue mich um.«
»Wen wollen Sie finden? Den Killer?«
»Auch. Wobei ich es für möglich halte, daß wir es mit zwei Mördern zu tun haben.«
»Wieso?«
»Ihnen das zu erklären, würde jetzt zu weit führen, Theo. Ich möchte sie nur um eines bitten. Falls mein Kollege John Sinclair wieder erscheint und nach mir fragt, dann sagen Sie ihm doch bitte, ich sei nach Hause gefahren.«
»Nach Hause?« wiederholte Sharp.
»Ja.«
»Haben Sie schon Feierabend?«
»Das nicht, aber einen Plan, der sich auf den Killer bezieht. Denn Sinclair und ich stehen ebenfalls auf der Todesliste der Mörder.«
»Sagen Sie nur.«
»Sie wissen Bescheid?«
»Ja, fahren Sie nur. Viel Spaß.«
»Witzbold.«
Suko ging so weit zu Fuß, bis er die Absperrung hinter sich gelassen hatte. Der Guru war ihm nicht begegnet, der hielt sich, falls er sich überhaupt in der Nähe befand, schlauerweise zurück. Nichts anderes hätte Suko auch getan.
Wichtig war für ihn, so rasch wie möglich einen Wagen zu erwischen. In London kein Problem, denn es rollten genügend Taxen durch die Straßen. Suko hielt einen Wagen an und ließ sich zu seinem Ziel bringen. Unterwegs schaute er sich nach Verfolgern um, ihm fiel aber nichts auf, nur dem Fahrer.
»Sind Sie nervös?« fragte dieser.
»Nein.«
»Sie schauen sich aber immer um.«
»Aus reiner Langeweile.«
»Oder suchen Sie Verfolger?«
»Vielleicht auch das.«
»Mann, hören Sie auf, mich…«
»Bitte.« Suko zeigte seinen Ausweis, als sie kurz stoppen mußten.
»Ich möchte in Ruhe gelassen werden.«
»Sorry,
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