0525 - Das große Sterben
daß es sich um Selbstmord handelt?" fragte ein Komiteemitglied namens Tuun Anoor.
Pontonac wußte keine Antwort auf diese Frage.
Er beobachtete den zweiten Gleiter der wie ein welkes Blatt durch die Luft wirbelte.
Pontonac faßte einen Entschluß. Er schaltete sein Armbandsprechgerät ein und versuchte die Besatzung des zweiten Gleiters über Funk zu erreichen. Vielleicht konnte er die beiden Neuen Menschen zur Besinnung bringen.
Doch er bemühte sich vergeblich. Es kam keine Verbindung zustande.
„Pappon!" befahl er. „Fliegen Sie zur Unglücksstelle, vielleicht braucht jemand Hilfe."
„Dort?" zweifelte der Neger. „Da lebt niemand mehr."
„Schon möglich", gab Pontonac zu. „Trotzdem müssen wir uns vergewissern."
Während Pappon davonflog, raste der zweite Gleiter dicht über einen Korkeichenwald dahin, verfing sich. in den Ästen und wurde seitwärts gerissen. Eine Stichflamme schlug zwischen den Bäumen hervor, die sofort in Flammen standen.
„Der zweite!" sagte Weybpon erschüttert.
Pontonac brauchte einige Zeit, bte er sich gefaßt hatte.
Es erschien ihm als würde er aus:einem Alptraum erwachen, doch die beiden Rauchwolken bewiesen ihm. daß er sich nicnt getäuscht hatte. Die Neuen Menschen waren offenbar nicht in der Lage gewesen, die Maschinen zu fliegen.
Aber sie waren in diesen Gleitern hierher gekommen und einwandfrei gelandet. Sie hatten den Mechanismus der Maschinen beherrscht. Hatten sie diese Fähigkeit in kurzer Zeit verloren? Oder hatten sie tatsächlich Selbstmord begehen wollen?
Ein anderer Gedanke stieg in Pontonac auf.
War es möglich, daß die Mitglieder des Homo-Superior im gleichen Maße an Intelligenz verloren, wie die normalen Menschen an Intelligenz zurückgewannen?
Verrückt! dachte der Oberst.
Was sollte er jetzt tun?
„Kommt!" sagte er zu den anderen. „Wir wollen die andere Unglücksstelle untersuchen."
Die Männer flogen in Richtung des Waldes davon. Unter ihnen blieb die Straße verlassen zurück.
5.
Auf dem freien Platz inmitten des großen Parks hatten sich zweihundert Mitglieder des Homo-Superior versammelt.
Zweiunddreißig von ihnen gehörten zu den Fünfzig Ersten Sprechern. Es war Nacht, aber ein über dem Platz schwebender Tiefstrahler sorgte für Helligkeit. Im Mittelpunkt des freien Platzes stand ein kleiner Tempel aus Naturstein. Er war ein paar Wochen nach der Katastrophe von den immunen Anführern einer jener Sekten errichtet worden, die sich damals in großer Zahl gebildet hatten.
Die Mitglieder dieser Sekte waren längst in alle Teile des Landes geflohen, die Anführer hatten die Sinnlosigkeit ihrer Bemühungen erkannt und gingen jetzt anderen Beschäftigungen nach.
Der Tempel bestand aus vier genau im Quadrat aufgestellten Säulen, über die sich ein halbrundes Dach spannte. Auch der Boden des Tempels bestand aus lose zusammengefügten Steinen.
Von der Anhöhe, auf der der Tempel stand, konnte Holtogan Loga den gesamten freien Platz überblicken. Er war enttäuscht, daß sich nicht mehr Angehörige seines Volkes versammelt hatten, aber vielleicht konnte man unter den gegenwärtigen Umständen nicht mehr erwarten. Loga hatte auch die Hoffnung aufgegeben, daß die fehlenden achtzehn Ersten Sprecher noch nach Puppet kommen würden. Ein paar von ihnen waren abgereist, ohne das Ziel zu erreichen.
Der seltsame Prozeß, der vor zwei Tagen begonnen hatte, war noch nicht zum Stillstand gekommen. Überall auf der Welt verfielen Mitglieder des Homo-Superior in Lethargie und Stumpfsinn Es wurden schwerwiegende Fehler begangen, die Organisation befand sich in der Auflösung.
Holtogan Loga selbst mußte sich zu jeder Bewegung zwingen.
Eine innere Stimme versuchte ihn immer wieder zur Tatenlosigkeit zu überreden. Die Sinnlosigkeit jeder Aktivität war Loga in voller Klarheit bewußt. Alles war unabänderlich.
Loga beobachtete die Versammelten.
Sie machten einen mehr oder weniger teilnahmslosen Eindruck.
Kaum jemand sprach. Männer und Frauen standen wie Statuen im Park und schienen auf irgend etwas zu warten.
Bitterkeit überkam Loga und weckte ihn aus seiner Lethargie.
Es fiel ihm ein, daß er den ganzen Tag keine Nahrung zu sich genommen hatte. Essen und Trinken erschienen ihm überflüssig.
So erging es allen Neuen Menschen Überall auf der Welt gab es Angehörige des Homo-Superior, die tatenlos abwarteten, was nun geschehen würde Die von der seltsamen Krankheit Befallenen waren weit in der Überzahl - Immune schien es nicht
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