0525 - Tödliche Fotos
starre Augen.
In der offenen Tür schwebte eine durchscheinende geisterhafte Gestalt dicht über dem Fußboden.
Die tote Judy Landers!
***
Hatten wir bisher noch leise Zweifel gehabt, ob der Fall überhaupt in unser Ressort fiel, so waren sie jetzt ausgeräumt worden. Was wir in der offenen Tür sahen, war kein menschliches Wesen mehr. Das war gewissermaßen der Astralkörper der verstorbenen Judy Landers, der auf Wanderschaft gegangen war und wieder dorthin zurückkehrte, wo Judy als Lebende gewohnt hatte.
»Sag was, John!« wisperte Suko.
»Lieber nicht…«
Judys Geist stand unbeweglich. Auf mich wirkte er, wie aus sehr dünner Watte geformt. Ich hütete mich jedoch, ihm entgegenzugehen, weil ich ihn nicht erschrecken wollte.
Die gespenstische Erscheinung traf ebenfalls keine Anstalten, ihren Platz zu verlassen. Wenn ich mir das Foto in Erinnerung rief, so besaß der Geist eine gewisse Ähnlichkeit mit Judy Landers. Man konnte zwar nicht von einem Gesicht reden, aber Ansätze dazu waren doch vorhanden.
Was konnte sie nur wollen?
Wir warteten beide ab und sahen, wie sie sich bewegte. Sehr langsam hob sie den rechten Arm. Suko und ich spürten abermals den kalten Hauch, der uns entgegenwehte. Beinahe anklagend wies die Gestalt mit ihren dünnen, durchscheinenden Finger auf uns und begann zu reden. Kein normales Sprechen, wie man es von einem Menschen gewohnt war. Es glich mehr dem leisen Wehen des Windes, und wir hatten Mühe, die Sätze zu verstehen.
»Ich finde keine Ruhe… meine Seele ist gefangen … sie steckt im Apparat … ich bin tot … aber meine Seele ist unfrei … unfrei …«
Sie wiederholte das letzte Wort noch viermal. Ein Beweis, daß sie stark darunter litt.
Diese kurzen Informationen waren mehr wert als all die Dinge, die wir im Zimmer gefunden hatten. Wir wußten jetzt, daß Judys Seele in der Kamera steckte. Sie war ein Gerät, das Seelen einfing.
Wenn ich daran dachte, daß der Teufel so sehr hinter menschlichen Seelen her war, mußte ich einfach davon ausgehen, daß er es gewesen war, der diese ungewöhnliche Kamera entwickelt hatte.
Und mich wollte er auch, das heißt, meine Seele. Er würde versuchen, mich zu töten, um anschließend meine Seele in seiner Kamera zu fangen. Ein wahrlich teuflisches Spiel und des Satans würdig.
Ich fragte den Geist der Toten. »Kannst du uns hören, und kannst du auch antworten?«
Sie wartete ab. Ihr Kopf bewegte sich dabei, wo wir nicht erkennen konnten, ob sie Ablehnung oder Zustimmung ausdrücken wollte. Dann wehte es uns wieder wispernd und zischend entgegen.
»Ja, ich kann euch hören. Ich kann alles verstehen…«
»Das ist gut. Dann frage ich dich, wer dein Mörder ist?« Ich hatte feuchte Handflächen bekommen, so sehr berührte mich diese Frage.
Ich wartete auf die Antwort.
Wieder ließ sich der Geist Zeit. Dann hörten wir es abermals. »Ich kann es nicht sagen. Es war so gemein, so schlimm. Er kam aus dem Dunklen. Er war bewaffnet. Er trug eine Lanze, er schleuderte sie auf mich, er tötete mich damit…«
»Du hast ihn nicht erkannt?« fragte Suko.
»Nein…« Die Antwort erfolgte nun prompt.
Ich mußte mich räuspern. »Kann es der Herrscher der Hölle gewesen sein? Der Teufel?«
»Wie sieht er aus?«
»Er besitzt eine furchtbare Gestalt, aber er kann auch in anderen Gestalten. Er kann aussehen wie eine Frau, wie ein Kind, wie ein Mann, ein Monster, eine Kröte oder eine Mutation. Er kann dein bester Freund sein oder ein Feind. Der Teufel ist überall. Es ist nicht möglich, ihn zu lokalisieren.«
»Ich habe wirklich keine Ahnung… ich fühle mich nur so schlecht. Mir ist so kalt … in meiner Welt gibt es keine Wärme. Ich suche meine Seele verzweifelt … ich möchte … sie haben … sie …«
»Warum hat man dich getötet?« sprach ich das durchscheinende Wesen an. »Was hast du getan?«
»Nichts habe ich getan, gar nichts…«
»Es muß einen Grund gegeben haben. Hast du dich als Mensch mit dem Teufel beschäftigt und versucht, an finsteren Ritualen teilzunehmen. An den gefährlichen und zerstörerischen Schwarzen Messen vielleicht? Hast du das versucht?«
»Niemals…« Sie ließ den Arm wieder sinken. »Ich will … ich will meine Seele zurück …«
Tief atmete ich durch und schaute zu Suko. »Ich könnte sie ihr möglicherweise wiedergeben.«
»Was?«
»Ja. Ich müßte sie mit dem Kreuz kontaktieren. Vielleicht wird durch die Berührung ihre Seele der Kamera entrissen.«
»Oder du vernichtest sie
Weitere Kostenlose Bücher