0525 - Tödliche Fotos
verschwinden.«
»Wohin?«
»Im Prinzip bin ich müde.«
»Ich auch. Laß mich vorgehen.«
Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen, als ich Sukos Besorgnis registrierte. Ich an seiner Stelle hätte nicht anders gehandelt, wenn es umgekehrt gewesen wäre.
»Morgen sehen wir uns dann diese Agentur Interfoto einmal genauer an! Ich bin schon gespannt, wer sich dort alles herumtreibt.«
»Ich auch.«
Unbehelligt erreichten wir die Straße und auch unseren Rover, der dort stand, wo wir ihn verlassen hatten. Hinter dem Fenster in der untersten Wohnung wurde eine Gardine zur Seite geschoben.
Das Gesicht des Aufpassers erschien hinter der Scheibe.
Ich hob die Hand zum Gruß, er nickte mir zu und winkte ebenfalls. Es war alles in Ordnung.
»Du fährst!« entschied Suko.
»Bitte.«
Auch beim Einsteigen schaute sich Suko sehr genau um. Eine Gefahr lauerte nicht.
Ich startete, rollte auf die Straße und griff gleichzeitig zum Hörer des Autotelefons.
»Wen willst du anrufen?«
»Ich nicht, Suko, du! Rede mit Tanner. Erzähl ihm, daß wir nichts erreicht haben.«
»Das ist eine Lüge.«
»Kann sein.« Ich hob die Schultern und rollte langsam auf eine Kreuzung zu. »Aber es ist unser Fall, nicht seiner.«
»Das stimmt auch wieder.«
Suko wählte und bekam den Chiefinspektor sofort an den Apparat. Ich hörte Tanner durch das Telefon schimpfen. Er ärgerte sich, daß auch wir ins Leere getappt waren.
So ganz stimmte dies nun auch nicht…
***
Selbstverständlich hatte es sich mein Freund Suko nicht nehmen lassen, in meiner Wohnung zu übernachten. Wahrscheinlich nahmen ihn die Vorgänge stärker mit als mich, denn am anderen Morgen wirke Suko ziemlich gerädert.
»Schlecht geschlafen?« fragte ich ihn grinsend.
»Ja.«
»Das tut mir leid. Ich habe gut geschlafen.«
Er nickte etwas bissig. »Kann ich mir vorstellen. Wenn jemand so gut bewacht wird wie du, ist das auch keine Kunst.«
»Ich habe nicht einmal geträumt und fühle mich fit. Vielleicht muß ich bald auf dich achtgeben.«
»Hör auf.«
Zwanzig Minuten später saßen wir im Rover und fuhren in Richtung Scotland Yard. Das heißt, wir waren froh, wenn wir rollen konnten, denn der Verkehr übertraf wieder einmal alle Befürchtungen. Was sich in London um diese Zeit alles zusammenballte, war schon schlimm. Da wir unseren fahrbaren Untersatz jedoch benötigten, mußten wir eben in den sauren Apfel beißen.
Als wir Scotland Yard endlich erreichten, waren wir schon fast wieder geschafft. Wir hatten beschlossen, Glenda Perkins nichts davon zu sagen, sie saß bereits im Vorzimmer, wo es nach Kaffee roch, und begrüßte uns lächelnd. »Na, habt ihr Erfolg gehabt?«
»Leider nicht.«
»Wieso?«
»Die Tote ist gefunden worden«, erklärte ich.
»Wer war es denn?«
»Eine gewisse Judy Landers, Mannequin von Beruf.«
»Und ihr Mörder?«
»Ist nach wie vor auf freiem Fuß.«
Mit dieser Antwort gab sich Glenda zufrieden. Sie kümmerte sich anschließend um den Kaffee, der siebenmal besser schmeckte als die Brühe, die ich mir morgens aufgoß.
Normalerweise wären wir schon zu dieser Agentur Interfoto hingefahren, doch ich wußte aus Erfahrung, daß in solchen und ähnlichen Firmen kaum vor zehn Uhr morgens angefangen wurde zu arbeiten. Deshalb ließen wir uns Zeit.
Sir James war ebenfalls unterwegs, so daß wir ihm nicht auch Rede und Antwort zu stehen brauchten.
Suko trank den Tee, ich den Kaffee. Über die Ränder der Tassen hinweg schauten wir uns an.
»Na, du Leibwächter?«
Mein Freund verzog das Gesicht. »Ich kann mir nicht helfen, aber du nimmst das noch immer zu sehr auf die leichte Schulter.«
»Soll ich mich vergraben?«
»Wäre nicht das Schlechteste.«
Ich winkte ab. »Hör auf. Wenn man mich finden will, dann findet man mich überall.«
»Wenn du das so siehst?«
»Am besten ist es, wenn wir der Gefahr direkt ins Auge sehen, falls sie uns begegnet.«
Glenda kam mit der Post. »Ist wieder ein Foto für mich dabei?« fragte ich mit ernst klingender Stimme.
»Nein, diesmal nicht.«
»Wunderbar.«
Suko und ich teilten uns die Arbeit. Viel war in der ersten Morgenpost nicht vorhanden. Es gab einige Berichte über die Vorfälle der letzten Nacht, die für Londoner Verhältnisse gesehen, ziemlich ruhig war.
»Was habt ihr denn heute vor?« fragte Glenda.
»Ein Hemd«, erwiderte ich.
»Wie?«
Ich grinste. »Schon gut.«
»Nimm es nicht so tragisch, Glenda. John hat heute seinen humorvollen Tag. Nur kann nicht jeder
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