0525 - Tödliche Fotos
zerliefen, auch mal ein Riesenmaul, aus dem es schaumig hervorströmte.
»Das ist eine andere Welt!« bemerkte Suko. »Da sind wir wohl etwas falsch.«
Auch die Treppenstufen waren gestrichen worden. In dem Farbton der einzelnen Etagen.
Wir erreichten die blaue Treppe, ließen sie hinter uns und standen vor der Wohnungstür der Toten. Es gab nur eine Wohnung in dieser Etage. Auf einem schmalen Klingelschild stand der Name. Darunter der Beruf des Mädchens.
»Mannequin«, las Suko halblaut und hielt schon sein »Besteck« in der Hand. »Nun ja.«
Aus der unteren Etage dudelte Musik hoch. Sehr moderne Klänge waren es und auch keine Popmusik. Für meine Ohren waren diese Experimente nicht geeignet.
Die Tür war schnell offen. Dahinter lag ein schmaler Flur, allerdings mit einer sehr hohen Decke, wie man sie oft in Altbauten findet.
Ich hatte das Licht eingeschaltet. Die Lampe besaß die Form einer Banane. Sie schwebte unter der Decke und strahlte in alle Richtungen hin ab. Am Ende des kleinen Flurs, wo es auch eine Garderobe gab, an der noch die Kleidung der Toten hing, stieß Suko eine Tür auf.
Vor uns lag ein überraschend großer Raum. Er diente als Wohn-und Schlafzimmer. Eine zweite Tür führte in das Bad, in das ich einen raschen Blick warf.
Suko war neben dem roten Bett stehengeblieben, das aussah wie ein großes, dahingeschleudertes Kissen. Es war auch so knautschig.
Überhaupt wies die Einrichtung des Zimmers einen ziemlich unkonventionellen Stil auf.
Regale aus Metall, aber weiß angestrichen. Doppellampen, die mich in ihrer Form an die fünfziger Jahre erinnerten, einige Kunstgegenstände, zumeist aus Metall und Tiere darstellend, einen hellen Raumteiler, Sessel in Rot, die aussahen wie Ballons, und ein weißer Teppich.
Einen Schrank sahen wir auch. Er war mehr wie ein Regal gebaut.
Seinen Platz hatte er neben einem weiß gestrichenen Kiefernschreibtisch gefunden, auf dem eine rote Lampe mit Halogenbirne stand.
Ich öffnete eine Schranktür. Dahinter hingen modische Kleider, manche waren sehr kurz. Mini war wieder »in«.
Suko nahm sich den Schreibtisch vor. Er besaß eine Schublade, die er aufgezogen hatte. Ich hörte das Knistern von Papier und drehte mich zu meinem Freund hin um.
»Vielleicht finden wir hier einen Hinweis auf den Killer«, sagte er.
»Was hast du denn da?«
Suko blätterte sie schnell durch. »Verträge, wenn mich nicht alles täuscht.«
»Mit wem abgeschlossen?«
»Das läuft alles über eine Agentur.«
»Der Name?«
»Interfoto.« Suko schaute mich bei der Antwort besonders gespannt an.
Auch mein Blick veränderte sich. »Komisch, wir stoßen hier laufend auf den Namen Foto. Wo hat sie ihren Sitz?«
»Hier in Belgravia.« Mein Freund lächelte. »Die Telefonnummer steht auch hier.«
»Dann werde ich gleich mal anrufen.« Auf dem Schreibtisch hatte noch das Telefon in Form einer Mickey Mouse seinen Platz gefunden. Suko gab mir die Nummer durch, und ich ließ die altmodische Wählscheibe rotieren.
Einmal läutete es durch, dann knackte es, sofort danach vernahm ich eine freundlich klingende Frauenstimme. »Guten Tag. Hier ist der telefonische Anrufbeantworter der Firma Interfoto. Wenn Sie…«
Ich legte wieder auf. »Nichts, die sind nicht da.«
»Hätte ich mir denken können. Aber ist das eine Spur?«
»Kann sein.«
Suko legte die Papiere zur Seite und wühlte wieder in der Schublade. Wir fanden auch ein kleines Adreßbuch, blätterten es durch und suchten nach bekannten Namen.
Keiner befand sich darunter, der uns hätte mißtrauisch werden lassen. Judy Landers hatte ein völlig normales Leben geführt, oder ein Leben, wie es in ihrem Job üblich war. Ein bißchen verrückt für andere, ein bißchen außer der Reihe, weil sie sich bestimmt nicht immer an gewisse Arbeitszeiten halten konnte.
»Die müßten wir wohl alle durchgehen«, meinte Suko und sah nicht gerade glücklich aus.
»Schätze ich auch.« Ich hatte das Buch in die Hand genommen.
Auf der letzten Seite standen nur drei Namen.
Harriet Gold, Mrs. Gifford und noch einmal die Adresse von Interfoto.
Ich wies mit dem Finger darauf. »Wir sollten uns die drei Hinweise als nächste vornehmen.«
»Ja, morgen.«
»Heute bestimmt nicht mehr.«
Ich steckte das Notizbuch ein, Suko schob die Lade zu, als ich den Windhauch spürte, der geisterhaft über meinen Nacken strich. Sofort bekam ich eine Gänsehaut.
Langsam drehte ich mich, Suko tat eine Sekunde später das gleiche. Wir bekamen beide
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