0526 - Der unheimliche Templer
ja auch Blut.«
Frank Didier meldete sich. »Erinnert euch daran, daß wir fotografiert worden sind. Erinnert euch!«
Marcel fuhr herum. »Klar, wir erinnern uns. Ist denn jeder einzeln aufgenommen worden?«
»Nein, das nicht.«
»Wie kommen dann die Bilder zustande, du Schlaumeier? Los, sag es uns!«
»Hier nicht.«
Simone verstand etwas vom Fotografieren. »Das kann eine Montage sein.«
»Glaube ich nicht«, widersprach Frank. »Oder erinnerst du dich daran, so aufgenommen worden zu sein. Außerdem hat wohl niemand außer uns selbst gewußt, daß wir dieses Ziel ansteuern würden. Es kommt mir so vor, als hätte man uns erwartet.«
»Und wer?«
»Keine Ahnung, Simone.«
»Der Besitzer des Schlosses!« flüsterte Arlette Omere.
Die anderen starrten die dunkelhäutige junge Frau an. »Lebt der denn?« fragte Frank Didier.
»Weiß ich nicht. Wer sagt dir denn, daß er gestorben ist? Kannst du uns da eine sichere Antwort geben?«
»Nein«, gab Frank zu.
»Wenn das der Besitzer ist«, Simone deutete auf die Gestalt mit dem Messer, »dann… also dann …«
»Der sieht aus, als wäre er tot«, sagte Marcel. »Schau ihn dir doch an. Das ist ein Monstrum. So bleich und…«
»Ja, das sieht aus, als trüge er ein Leichenhemd!« hauchte Arlette.
Sie trat zurück und schaute sich aus großen Augen um, ob der Killer nicht schon in der Nähe lauerte.
Frank Didier sprach die nächsten Worte mit lauter Stimme.
»Freunde, ich würde vorschlagen, daß wir uns jetzt zurückziehen. Was wir erlebt haben, müßte uns als Warnung reichen. Versteht ihr?«
»Du willst fahren?« fragte Wächter.
»So ist es.«
»Ach, das ist doch Quatsch. Da wird sich jemand einen Scherz erlaubt haben.«
Diesmal protestierten auch die beiden Frauen. Besonders heftig Arlette. »Es kommt nicht in Frage, daß ich noch länger in diesen Mauern bleibe. Ich will auch weiterfahren.«
»Ihr seid Feiglinge!« Marcel schüttelte den Kopf und hob die Schultern.
»Lieber feige als tot.«
»Wer spricht denn davon?«
Simone deutete auf die Fotos. »Das müßte dir eigentlich als Antwort reichen. Diesen komischen Leichengeruch will ich erst gar nicht erwähnen. Der kommt noch hinzu.«
»Ja, ja, schon gut. Ihr habt mich überstimmt.«
Arlette schob ihre Hand in seine Armbeuge. »Auch überzeugt, mein lieber Marcel?«
»Das nicht.«
Didier machte den Anfang. Die anderen folgten ihm. Marcel blieb noch und schaute auf die Fotos. Wenn er ehrlich gegen sich selbst war, dann war auch er froh, das Schloß verlassen zu können. Er fürchtete sich irgendwie und spürte auch die Gänsehaut auf seinem Rücken. Etwas kratzte in seiner Kehle, das sich nicht wegräuspern ließ. An der Tür drehte sich Arlette noch einmal um.
»Kommst du jetzt?«
»Ja, natürlich.« Marcel lief mit schnellen Schritten hinter dem Mädchen her.
Sie mochte ihn. Die beiden hatten auch schon miteinander geschlafen, ohne daß Simone und Frank es aufgefallen wäre. Von dieser Nacht würde Marcel noch lange träumen. Nie zuvor hatte er eine so heißblütige Person geliebt.
Simone und Frank liefen nebeneinander her. Das Mädchen warf hin und wieder einen Blick zurück. Dabei verzog es die Lippen. Simone mochte das Schloß nicht.
»Bin ich froh, daß wir von hier wegkommen«, sagte sie. »Diese Fotos haben mir doch einen Schock versetzt.«
»Frag mich mal.« Frank ließ seine Füße durch das Gras schleifen.
»Ich halte es hier auch nicht aus.«
Sie hatten den Wagen erreicht, und Frank stellte sich neben die Fahrertür. »Ich werde jetzt das Steuer übernehmen, ich…«
»Oh, verflucht!« Simones Stimme unterbrach ihn mitten im Satz.
»Scheiße!« schrie sie.
»Was ist denn?«
»Schaut euch das an, schaut es euch an!« Simone war zwei Schritte zurückgetreten und deutete schräg nach unten, wo sich die Räder des Busses befanden.
Er besaß vier Reifen.
Nur sahen sie nicht mehr so aus, wie vor einer Viertelstunde. Jemand hatte sie zerstochen…
***
Diesmal traf sie der Schock noch härter als bei der Entdeckung der Fotos. Drei aus der Gruppe bewegten sich nicht einmal. Sie standen starr wie Statuen. Nur der Wind wühlte in ihren Haaren.
Frank Didier aber schritt um den Wagen herum, dabei schüttelte er den Kopf und flüsterte immer wieder: »Alle vier Reifen, verflucht! Alle vier Reifen…« Neben Marcel blieb er stehen und stieß ihn an. Wächter wäre fast gefallen, so heftig war der Stoß. »Na, bist du noch immer davon überzeugt, daß hier alles mit rechten
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