0527 - Der Tag der Kobra
aufzufallen. Dafür fiel der Rolls-Royce vor dem Lokal um so mehr auf…
Und nun war sie in Australien.
Panshurab hatte es möglich gemacht. »Wollen Sie in Indien versauern, oder wollen Sie einen guten Job im Ausland?« hatte er sie gefragt.
Sie hatte nicht lange überlegen müssen. Ob sie ein paar hundert oder ein paar tausend Meilen von zu Hause fort war, was machte es schon, wenn sie das Zehnfache und mehr verdienen konnte? Auch wenn das Leben in Sidney teuer war, konnte sie immer noch mehr als die Hälfte ihres Einkommens nach Hause schicken, damit die Familie endlich etwas zu beißen hatte und sah, daß die teure Ausbildung sich doch lohnte, die Vater ihr ermöglicht hatte. Vielleicht würden jetzt die Rajnees sogar zur reichsten Familie im ganzen Dorf werden…
Jetzt arbeitete sie als Berichterstatterin. Ihre »Feuertaufe« hatte sie, im wahrsten Sinne des Wortes, während des letzten großen Feuers hinter sich gebracht. Natürlich wurden ihre Texte noch vom Redakteur bearbeitet und häufig verändert, vor allem, weil sie zwar Schulenglisch gelernt hatte, aber viele für Australier typische Ausdrücke sich erst noch erarbeiten mußte. Aber grundsätzlich war der Chef mit seiner neuen Volontärin zufrieden, die sich sehr engagierte und glühenden Arbeitseifer zeigte.
Woher sollte er ahnen, daß sie zu Hause noch viel härter hätte arbeiten müssen?
»Paß auf, Mädchen«, hatte er eben gesagt. »In einer halben Stunde triffst du dich mit einem Mann namens Ben Nevis. Er arbeitet am Airport in der Flugsicherung, am Radarschirm. Er hat ‘ne heiße UFO-Story. Ob was dran ist, weiß ich nicht, ist auch völlig egal. UFO-Sichtungen ziehen immer.«
»Diese sogenannten fliegenden Untertassen, Sir?«
»Richtig, Mädchen. Der Junge sitzt am Radarschirm. Mach was draus. Möglichst exklusiv. Wenn er Geld für die Story haben will, gib es ihm. Bis fünftausend Dollar, je nachdem, was die Story wert ist. Hol dir das Geld gegen Quittung an der Kasse ab; Bargeld weckt auch die müdesten Geister und lullt sie ein. Wenn er später von der Konkurrenz mehr geboten bekommt, hat er Pech; er wird bei dir zugreifen und exklusiv unterschreiben, okay? Wenn du ihn auf eine niedrigere Summe drückst, ist es noch besser. Aber der Mann sitzt an der Quelle und kann Daten liefern, an die sonst keiner rankommt. Er dürfte sein Geld allemal wert sein. Mach Fotos, versuche an Radarbilder zu kommen, was auch immer. Du kriegst erstmal drei Spalten zu fünfzehn Zeilen und einen Fotoplatz, wenn mehr dran ist, was ich mir für das Geld sehr erhoffe, ruf sofort an, und ich schmeiße entweder ‘ne saure Gurke raus, oder wir machen die Leser jetzt nur brandheiß und karten in der nächsten Ausgabe nach. Dann kriegst du ‘ne Viertelseite oder mehr.«
Sie nickte.
Er schob ihr einen Adressenzettel zu. »Da findest du den Jungen. Morgen früh bist du im Holiday Inn. Na ja, nicht zu früh. Ab zehn Uhr. Robert Tendyke heißt der Mann. Amerikaner. Stinkreicher Großindustrieller. Der will hier ‘ne Menge US-Dollars investieren. Du bekommst eine Dreiviertelseite im Wirtschaftsteil - aber die Story muß verdammt gut sein, Mädchen, die beste, die du je gemacht hast. Wer ist der Mann, was macht er, was plant er? Porträt, Interview, Hintergrundberichte, Fakten. Tendyke Industries ist ein tierisch großer Apparat rund um die Welt. Du hast deine große Chance. Wenn du sie vermurkst, kannst du deinen Bleistift beim Portier abgeben. Klar?«
»Klar, Sir.«
»Dann zisch ab! Spätestens um neun muß ich wissen, was aus dem UFO-Artikel wird, um Mitternacht fange ich mit dem Umbruch an. Um eins steht der Satzspiegel für die Seite, ob du was schreibst, oder nicht!«
»Schon unterwegs!« stieß sie hervor. »Vergiß die Dollars nicht!« rief der Chef ihr nach. »Was morgen früh Ten-dyke angeht - die Kosten werden übers Büro geregelt. Alles klar?«
Sie nickte und war schon draußen. Ihre Gedanken wirbelten. Eine Dreiviertelseite im Wirtschaftsteil! Das war unglaublich. Dieser… wie hieß er noch? Robert Tendyke! Der mußte verflixt wichtig sein. Und ausgerechnet ihr wurde dieser Job übertragen! Wahrhaftig, sie schwebte auf Wolken.
Und wäre fast zur falschen Adresse gerast…
***
Mit einer geradezu aberwitzigen Geschwindigkeit jagte das Ringraumschiff den Jagdfliegern davon und behielt dabei eine Manövrierfähigkeit im Hochgeschwindigkeitsbereich, bei der die F-16-Maschinen nicht mehr mithalten konnten. Deren Piloten begriffen nicht, daß es so
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