0527 - Die Insel der Glücklichen
stetig von Osten.
„Auch morgen wird wieder ein heller Himmel sein und wenig Wolken!" meinte Sandal.
„Wer führt?"
„Ich!" sagte Sandal. Er folgte den Spuren des Tieres, schätzte die Stelle ab, an der das Tier versunken war und machte einen Kreis, der zehn Meter durchmaß. Sie sanken nur wenige Zentimeter ein, nicht mehr. Tahonka folgte in Sandals, das Thoen in Nos Spuren. Ein schweigender Marsch fing an. Der Ring bestand aus einem Sand, der Sandal nach den ersten fünfzig Metern in Erstaunen versetzte. Der Sand war feucht und kühl.
Kalt? überlegte er. Wesentlich kühler als die Umgebung, und viel kälter, als er es sich vorgestellt hatte.
Er blieb stehen und folgte der Linie des hängenden Seiles.
Auch der Knöcherne hielt inne.
„Weißt du nicht weiter?" fragte er.
Seine dunkle Stimme durchschnitt das Singen der Sandkörner.
„Nein. Ich probiere den Weg aus - halte das Seil stets gespannt. Wenn ich rufe, ziehe mich bitte zurück."
„Gut, Freund Sandal."
Sandal befand sich jetzt auf dem windwärts gewandten Hang einer Düne. Er stieg vorsichtig zum Kamm hinauf, aber er sank nicht mehr als sonst ein. Er wurde von Tahonka beobachtet, der ihm ruhig folgte. Zweihundert Meter. Sie blieben in einer Dreiergruppe stehen: Sandal deutete auf das Thoen und sagte: „Du wirst uns helfen, mein miauender Freund. Denn du kannst, wenn dich der Treibsand verschlingen will, auffliegen. Los!"
Er und Tahonka-No, der blitzschnell begriffen hatte, bedeuteten dem aufgeregten Tier, die Spitze zu übernehmen. Sie vollführten die entsprechenden Gesten und endeten damit, daß sie das Fliegen interpretierten, ein sehr komisches Bild, dachte Sandal später, hatten sie als mit den Armen wedelnde Figuren auf der Dünenspitze abgegeben.
„To-en!" sagte das Tier.
Es ging den Dünenhang hinunter, lief etwa dreißig Schritte und flog dann auf. Es verharrte auf der Stelle, sank wieder abwärts, und der Haarwedel vollführte einen wilden, drehenden Reigen.
„Bravo!" sagte der Knöcherne. „Der Planet hilft uns gegen seine eigenen Tücken!"
„Die Tücken des Planeten sind von den Mächtigen eingebaut worden", korrigierte Sandal und ging weiter.
Die nächsten zwei Stunden funktionierte dieses Verfahren tadellos.
Das Thoen lief eine Strecke, und wenn es nicht versank, blieb es stehen, bis Sandal und der Knöcherne aufgeholt hatten. Dann lief es weiter.
An einer Stelle, an der der Sand gierig die Beine des Tieres zu verschlingen versuchte und sich in Spiralen drehte, faltete dieses Wundertier seine Flügel aus und zog sich aus dem Sand heraus, wobei es in charakteristischer Weise mit der Hand den Schöpf umklammerte und daran zerrte.
„Ein teuflisch schlauer Trick!" sagte der Knöcherne anerkennend, als sie wieder einen kurzen Sandstreifen hatten, der ihr Gewicht trug. Die Nacht war halb vorbei, als Sandal stolperte. Er fiel auf beide Hände, fluchte und merkte, daß er sich auf einer Felsplatte befand.
Er setzte sich hin, grinste und schüttelte zwei kleine Haufen Sand aus den Stiefeln.
„Was ist los?" erkundigte sich mit pfeifendem Atem der Knöcherne, als er neben Sandal stand.
„Ich sitze auf festem Fels!"
Sandal sah sich um, Tahonka-Nos scharfe Augen folgten der ausgestreckten Hand. Nur in dem diffusen Licht sichtbar, zog eine Spur durch den Sand. „Abgebrochene" Dünen kennzeichneten ein verborgenes Felsenriff, das hier in Nord-Süd-Richtung zutage trat. Sie hätten es nicht besser treffen können.
Sandal sprang auf die Beine und sagte: „Ich habe mitgezählt. Genau einunddreißigmal ist das Thoen in Treibsand geraten. Wir hätten kaum ein Zehntel der Strecke hinter uns."
„Halte keine Reden, laufe weiter!" beschwor ihn der Knöcherne.
„Schon gut."
Sie warfen das Seil über die Schultern, hielten Abstand und folgten dem Riff. Es ging eine Stunde lang ausgezeichnet weiter, also rund vier oder mehr Kilometer. Schließlich besserte sich die Laune der beiden Männer in demselben Maß, wie ihre Vorsicht abnahm. Sandal merkte als erster, daß der Felsen zu Ende war.
Eben noch hatten einzelne Sandkörner auf dem glatten Stein unter den Sohlen geknirscht, und jetzt stolperte der Krieger ins Leere.
Er überschlug sich halb, hielt in einem Reflex Bogen und Köcher fest und landete in feuchtwarmem Sand.
„Gefahr...", rief er, dann drang ihm der Sand in Mund und Nase ein. Sandal rang nach Luft und keuchte wie ein sterbendes Tier.
Seine Lungen brannten, und auf der Zunge hatte er den metallischen Geschmack
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