0527 - Die Insel der Glücklichen
getroffen und rasierte ein sichelförmiges Stück des Dünenkammes ab, als er nur zwei Meter von den Männern entfernt durch die Sandfläche schnitt. Sein Vorderteil detonierte in einer Explosion, die den Männern die Glut in die Augen blies. Sandal warf sich herum und lag halb auf dem Rücken, richtete sich auf und sah, wie der Gleiter auf die Schräge der nächsten Düne aufkam, schwänzelnd über den Sand raste und abgebremst wurde.
Noch während der Gleiter brannte, griff der Treibsand nach der Metallkonstruktion.
Und als der Gleiter versank, flogen vier Klappen auf, und vier Gestalten taumelten ins Freie hinaus.
„Kleine Purpurne!" rief Sandal. Er schoß in blinder Wut, er erkannte die Gestalten. Innerhalb von sieben Sekunden schickte er vier Pfeile los, und der erste Schuß traf einen Purpurnen, als er noch mit einer Rolle vorwärts aus dem sinkenden Gleiter fiel und den Sand berührte. Die messerscharfen, geviertelten Spitzen aus Terkonitstahl töteten ihn, als seine Knie den Sand berührten.
Der zweite starb, als er sich aufrichtete und seinen Arm mit der langen, glänzenden Waffe nach vom schwang.
Der dritte und der vierte starben im Stehen, der eine, als er versuchte, dem Mahlsand zu entkommen, der andere hatte noch Gelegenheit, zu zielen und Sandal zu sehen, der, während seine Bogensehne sang, den Hang hinunterrutschte und sitzenblieb.
Tahonka-No sah Sandal verblüfft an, eine solch schnelle Schußfolge hatte er noch nie gesehen.
Sandal sagte haßerfüllt: „Diese... sie haben die Burg zerstört und meine Eltern umgebracht. Ich werde..."
Er stand auf und kletterte mühsam zurück nach oben, zu dem Knöchernen.
Sie sahen zu, wie binnen weniger Minuten Fahrzeug und Leichen im Sand versanken.
„Vorbei!" stellte der Knöcherne düster fest. „Du hast dich vergessen, und dein Haß ist mit dir durchgegangen, Freund!"
„Ich weiß. Aber ich habe nicht schlecht geschossen...
trotzdem!" sagte der weißhaarige Jäger.
Sie rannten in den Spuren ihres namenlosen Helfers den letzten Dünenhang hinunter, über eine ebene Sandfläche, und dann waren sie im Bereich der stinkenden Sümpfe.
Sie retteten sich wieder in den Schatten einer Dreiergruppe von Bäumen mit weicher Rinde.
Die Hälfte des Weges, war hinter ihnen.
Sie hatten den dritten Ring erreicht.
„Längere Pause!" sagte der Knöcherne. „Es scheint, als würde der Weg ab jetzt schwierig werden."
Wieder platzte eine Blase, ein fauliger Geruch wehte an ihnen vorbei.
Sandal deutete nach oben und meinte: „Diesmal wird unser Lager auf dem Baum sein, nicht darunter.
Es ist noch sicherer."
Sie mußten sich ausruhen, dann erst konnten sie sich den Problemen stellen. Eine halbe Stunde später schliefen sie zwischen den Ästen. Auch das Thoen hatte, in der luftigen Baumkrone kauernd, sämtliche Augen bis auf eines geschlossen.
Das Schnarchen ging in den blubbernden, pfeifenden, fauchenden und platzenden Geräuschen des Ringes der fauligen Verderbnis unter.
5.
Der Ring aus Sumpf, Morast und abgrundtiefen, schwarzen Moortümpeln war neunzehntausend Schritte breit.
Fast unmerklich ging er nach dieser Distanz in einen Dschungel aus mächtigen, ineinander verfilzten Bäumen, Lianen und Büschen über. In die schwarze Zone, aus der es unaufhörlich dampfte, aus deren blasigem Wasser, das beträchtlich warm war, ständig giftige Sumpfgase aufstiegen, waren Tausende fester Inseln eingebettet. Auf ihnen wuchs allerlei bizarres Strauchwerk, darauf wuchsen Bäume, die mehr Ähnlichkeit mit blassen Pilzen hatten als mit Laubbäumen, darauf breitete sich ein giftiges, ekelhaftes Leben aus. Dort standen auch die Bäume, deren Rinde von Zeit zu Zeit mit einem gewaltigen, dumpfen Geräusch aufbrach und Wolken rauchenden Gases ausstieß.
Das alles merkten Tahonka und Sandal nicht.
Sie schliefen den gesamten Tag über, aßen und tranken, und sie schliefen auch die folgende Nacht gut und tief. Sie erholten sich von den Strapazen, und sie merkten auch, daß ihre Vorräte kleiner und eintöniger wurden. Das Thoen ließ sich nicht sehen und blieb in der Baumkrone.
Erst eine Stunde nach Sonnenaufgang des nächsten Tages standen die ungleichen Freunde neben dem Stamm und sahen hinaus ins Moor. Sandal sagte mit einem bitteren Lächeln: „Die Inschrift hatte teils recht, teils unrecht - wir leben noch, und zwischen der Insel liegen nur noch zwei Gefahren. Alle anderen haben wir besiegt."
Nach einer Weile erwiderte Tahonka müde: „Und wie es
Weitere Kostenlose Bücher