0528 - Auftritt eines Toten
sein wildes Röhren, sein Schreien und stellten erst später fest, daß es nicht der Le Duc aus der Vergangenheit war, der so geschrieen hatte.
Das Brüllen des Zombies durchtönte den Raum. Er mußte mitbekommen haben, was sich in der Vergangenheit abspielte, und hatte möglicherweise seinen Tod noch einmal erlebt.
So etwas konnte selbst eine seelenlose Gestalt wie er nicht fassen und verkraften.
Es war vielleicht Sukos Fehler gewesen, daß er sich zu sehr auf den Gral konzentriert hatte. So war es der lebenden Leiche gelungen, sich von der Wand zu lösen.
Ihr Ziel war die Bartheke!
Beide Arme schwang der Zombie wie eine aufgedrehte Puppe.
Sein starrer Blick blieb auf die Männer gerichtet, die ihn noch immer nicht bemerkten, weil sie der Dunkle Gral so sehr beschäftigte.
Schnee wehte durch die offene Tür und hatte den Boden dicht hinter der Schwelle glattgemacht.
Der Zombie kam.
Noch hatte er sein Messer. Er war jetzt völlig durcheinander, ebenso wie van Akkeren, der es einfach nicht glauben wollte, daß Sinclair aus der Vergangenheit entkam.
Mit einem Schrei auf den Lippen warf er sich Suko entgegen.
Dabei stieß er gegen den Dunklen Gral, der ins Rutschen kam und auch von dem kleinen Metallrand der Theke nicht gehalten werden konnte. Er »stolperte« förmlich darüber hinweg und fiel vor der Bar zu Boden, wo er direkt auf den Zombie zurollte.
Die beiden berührten sich.
Da geschah es!
Suko, der mit van Akkeren kämpfte und sich noch auf den Beinen gehalten hatte, vernahm den gellenden Schrei des Untoten. Mehr ein fürchterliches Röcheln, sehr dumpf klingend, und auch van Akkeren hatte den Todesschrei vernommen.
Er ließ Suko los, drehte sich und sprang gleichzeitig zurück. Der Zombie stand in Flammen.
Es war ein grünes Feuer, das ihn umflort hatte wie ein langer Mantel. Der Gral schien ihm seine Arme entgegenzustrecken, und er vernichtete ihn auf der Stelle.
Diesmal gab es keine Rettung mehr für Ariol Le Duc. Was zurückblieb, war blitzender Staub, der zu Boden sank.
Und auch die Flamme verlöschte. Als sie zusammenfiel, kümmerte sich Suko um van Akkeren.
Der Grusel-Star war schneller gewesen. Er hatte es geschafft und die MPi an sich gerissen.
Rückwärts gehend feuerte er.
Im Nu schwebte Suko in Lebensgefahr. Wie er über die Bartheke hinweggehechtet und an der anderen Seite zu Boden gefallen war, wußte er später nicht mehr zu sagen.
Er hörte das schmetternde Echo der Schüsse, das Schreien van Akkerens und das Klirren der Gläser und Flaschen hinter ihm.
Dann war der Spuk vorbei.
Vorsichtig drückte sich Suko in die Höhe. Er schielte über die Bartheke hinweg, erkannte, daß van Akkeren das Lokal verlassen hatte und ins Freie gestürmt war.
Für ihn gab es hier nichts mehr zu holen. Der Dunkle Gral hatte Ariol Le Duc endgültig zerstört.
Was Hector de Valois damals nicht gelungen war, das hatte die große Waffe einige hundert Jahre später vollendet, und Suko war darüber zufrieden.
Er nahm den Gral hoch, stellte ihn ab und hörte hinter sich das scharfe Atmen.
War van Akkeren zurückgekehrt?
Suko wirbelte herum.
»Warum so hastig, Partner?« fragte ich und grinste ihn schief, wenn auch erschöpft, an…
***
»John, zum Henker, du hast es tatsächlich geschafft!« Suko rief mir die Worte zu und lachte mich an. »Das ist doch nicht wahr, das gibt es nicht!« Er schüttelte den Kopf, lief auf mich zu und wollte mir die Schulter zerklopfen. »Habe ich alles nur geträumt?« fragte er noch.
»Was denn?«
»Ich sah dich in einer anderen Zeit, ich…«
Mein Gesicht nahm einen ernsten Ausdruck an. »Ja, Suko, ich war in einer anderen Zeit, und ich hatte auch Besuch bekommen, was du ebenfalls gesehen haben mußt.«
»Das Skelett…«
»Hector de Valois…«
»Wieso konnte er…?«
Ich winkte ab. »Das ist wohl eine längere Geschichte. Ich aber muß mich bei Abbé Bloch bedanken. Er ist in die Kathedrale der Angst gegangen und hat dem Skelett den Würfel überreicht, so daß die Verbindung zwischen ihm und dem Gral hergestellt werden konnte.«
»Und jetzt bist du hier, John.«
»Ja.« Ich ging auf den Dunklen Gral zu und umfaßte die Kugel mit beiden Händen. »Er und der Würfel sind es, Suko. Ich werde das Gefühl nicht los, daß wir an Stärke zunehmen.«
»Das muß auch so sein, wenn du an unsere Freunde, die Schwarzblüter, denkst.«
»Wie verhält es sich mit Ariol Le Duc?«
Suko deutete zu Boden. »Le Duc hatte Kontakt mit dem Gral bekommen und wurde
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