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0528 - Der blaue Tod

0528 - Der blaue Tod

Titel: 0528 - Der blaue Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anbot - da Château Montagne der Touristik nicht zugänglich war, gab es hier auch so gut wie keinen Fremdenverkehr. Wer trotzdem hier auf der Durchreise übernachten wollte, dem blieb nichts anderes übrig, als sich bei Mostache einzuquartieren, in der besten und einzigen Herberge des Ortes. Vielleicht, spekulierte Zamorra, hatte der Blaue das in seiner menschlichen Tarnung auch getan.
    »Müßt ihr eigentlich immer aufkreuzen, wenn ich noch nicht geöffnet habe?« raunzte der Wirt. »Bis vor einer Stunde gab’s hier Mittagstisch, und die Schänke mache ich erst um fünf wieder auf - was jeder halbwegs vernünftige Mensch, der länger als seit zwei Stunden in diesem schönen Ort lebt, eigentlich wissen müßte!«
    »Wir wollen ja auch nichts essen oder trinken«, sagte Nicole.
    »Das ist ja noch schöner! Ihr wollt also nur anderen Gästen die Plätze wegnehmen, hier herumsitzen, dummes Zeug schwätzen und mich verhungern lassen, statt meine Kasse mit knisternden, echten und möglichst großen Scheinen zu füllen? Schert euch zum Teufel!«
    »Genau da sind wir ja gerade«, schmunzelte Zamorra und deutete zur Eingangstür, über der das Schild mit dem Namen des Lokals hing: »Zum Teufel«. Mostache grinste von einem Ohr zum anderem. »Also, was wollt ihr?«
    »Wissen, ob der Typ von gestern sich wieder hat sehen lassen.«
    »Dieser seltsame Vogel, den ich nicht gesehen habe, der mit den unterschiedlichen Personenbeschreibungen?«
    »Genau der. Vielleicht ist er ja noch einmal hier gewesen, oder jemand anderer hat ihn gesehen und davon erzählt.«
    »Nicht daß ich wüßte. Was ist nun eigentlich mit dem Typen?«
    »Das erzählen wir dir später mal, wenn wir etwas mehr Zeit und mehr Ruhe haben«, sagte Zamorra.
    »Also nie«, seufzte Mostache. »Wann habt ihr denn mal Zeit und Ruhe? Bei euch ist doch immer was los.«
    »Außer, wenn wir bei dir sitzen und feiern.«
    »Ja, dann habe ich weder Zeit noch Ruhe, weil ich einen Haufen durstiger Gäste zufriedenstellen muß! Die Welt ist ungerecht.« Ein verschmitztes Lächeln erschien auf seinem Gesicht, und er sah Nicole beziehungsvoll an. »Vielleicht sollte ich euch ja mal in eurem Château besuchen. Man munkelt, daß Nicole sich nackt am Swimming-pool sonnt…«
    »…Nicht nur da«, grinste Nicole ihn an.
    Im gleichen Moment tauchte Mostaches Frau im Hintergrund auf. »Ich habe das gehört«, stellte sie nüchtern fest. »Du wirst nicht zum Château hinauffahren, du Wüstling!«
    »Er will sich doch nur Appetit holen, um später zu Hause zu naschen«, behauptete Nicole.
    »Den Appetit kann er sich ebenfalls hier bei mir holen«, polterte Madame. »Oder bin ich dafür etwa nicht hübsch genug?«
    Die Höflichkeit verbot, darauf eine entsprechende Antwort zu geben. Mostache seufzte. »Ich sagte es schon: Die Welt ist schlecht. Das hier ist der Beweis.«
    »Damit müssen wir alle leben«, sagte Zamorra. »Bis später dann, ihr zwei Hübschen.« Zusammen mit Nicole verließ er den Raum wieder. »Und was jetzt, großer Meister?« fragte Nicole, als sie draußen waren.
    »Jetzt suchen wir freies Gelände auf und stellen ihm die nächste Falle.«
    ***
    Sie fanden eine Stelle in der Flußebene, die Zamorra zusagte, gar nicht weit von Dorf und Château entfernt. Das Gelände war flach, wenig bewachsen und weithin zu übersehen - und an einem Wegkreuz befand sich ein riesiger, dichtbelaubter Baum mit ausladenden Ästen, der alles überschattete. Wegkreuze, wußte Zamorra, sind oftmals magische Orte, oder wenn sie nicht selbst magisch sind, begünstigen sie die Wirksamkeit von Magie erheblich. Also bestimmte er diesen Ort im Schatten der mächtigen Rotbuche als Beschwörungsstelle. Es gab noch einen weiteren praktischen Vorteil: Er konnte die Beschwörung im Schatten durchführen, war nicht der grellen Sonne ausgesetzt.
    Mit einem groben Reiserbesen, den er im Kofferraum mitgenommen hatte, fegte Zamorra groben Dreck vom Weg. Nicole saß auf der Motorhaube und sah ihm zu. »Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, mit diesem Besen durch die Luft zum Blocksberg zu reiten«, witzelte sie. »Erstens liegt die Walpurgisnacht schon zu weit zurück, und zweitens ist so etwas Frauensache…«
    Er warf ihr den Besen zu. »Dann kannst du ja weitermachen.«
    »Mir fehlt die Hexensalbe, die mir die Flugtauglichkeit verleiht«, wehrte sie ab.
    »Ich sprach nicht vom Besen-Rodeo, sondern vom Fegen«, grinste Zamorra. Aber die grobe Säuberungsarbeit war ohnehin getan. Er konnte jetzt den Boden

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