0528 - Der blaue Tod
vorbereiten. Nicole unterstützte ihn dabei, half ihm, genau nach den Anweisungen, die er gestern nach reiflichem Überlegen entwickelt und zusammengestellt hatte, die magischen Schutzkreise und Zeichnungen anzulegen. Mehrfach prüfte Zamorra die Richtigkeit der farbigen Kreidezeichen, dann nahm er den Dhyarra-Kristall aus der Tasche, in der er ihn meistens trug, um ein neues Schädel-Sigill zu schaffen.
Aber er kam nicht dazu.
»Wozu ein solcher Umstand«, sagte jemand und trat aus der Rinde des Baumes hervor, »mich auf diese Weise fangen zu wollen? Ich bin doch längst hier.«
Unvermittelt stand der Blaue zwischen ihnen.
***
Der Auserwählte hatte seinerseits überlegt, wie am besten er mit Zamorra an einem Ort zusammentraf, an welchem jener nicht über so starke magische Hilfsmittel verfügte wie innerhalb des Châteaus. Schließlich wollte er Zamorra überreden, aber solange dieser sich mit seinen magischen Möglichkeiten stark fühlte, würde er ihm nicht einmal zuhören. Unter solchen Bedingungen war ein Gespräch ohnehin sinnlos.
Jetzt aber stellte er fest, daß Zamorra sich nicht so einfach »erwischen« ließ. Er nahm seine Hilfsmittel mit, um seinerseits den Auserwählten an einem anderen Ort von Zamorras Wahl auszutricksen. Daß er zwischendurch noch »zum Teufel « ging, hatte der Auserwählte etwas zu spät mitbekommen, um ihn dort noch isolieren zu können. In der Gaststube wäre es ihm möglich gewesen, Zamorra einigermaßen zu isolieren, ihn zumindest nicht mehr an den Koffer mit seinen magischen Hilfsmitteln herankommen zu lassen. Dann hätte man miteinander reden können -zu den Bedingungen des Auserwählten.
Aber Zamorra war zu schnell wieder fort gewesen, und trickreich, wie er war, hatte er sich einen Platz ausgesucht, der dem Auserwählten keine Fluchtmöglichkeiten ließ, wenn Zamorra ihn angriff. Es sei denn, er bewegte sich unterirdisch oder verschmolz mit dem Baum - was natürlich eine Menge Kraft kostete.
Aber er wollte das Heft des Handelns nicht aus der Hand geben. Also nahm er die Beschwerlichkeit auf sich und begab sich an den Ort, noch ehe Zamorra seine zugegebenermaßen geschickt konstruierte Beschwörung durchführen konnte. So konnte er auch nicht gleichzeitig in einer von Zamorra parallel zur Beschwörung aufgestellten Falle landen und dabei seine Bewegungsfreiheit verlieren.
Aber es waren eben trotzdem keine Idealbedingungen, und. Zamorra würde seinen Argumenten vermutlich ebenso verschlossen sein wie bisher. Solange er stark war, konnte man nicht vernünftig mit ihm reden…
Aber es war einen erneuten Versuch wert.
***
Zamorra starrte den Blauen an. Er sah ihn auch heute, im hellen Sonnenlicht, nur als farbigen Schattenriß, Ob er auch hier und jetzt selbst einen Schatten warf, ließ sich nicht erkennen, da der Baum alles überdeckte. Aber warum sollte es diesmal anders sein?
»Hallo, Freund«, sagte Nicole vom Auto her, »du warst gestern ziemlich publikumsscheu. Warum bist du durchs ganze Château gegeistert, ohne dich mit uns zu unterhalten?«
»Das würde ich auch gern erfahren«, sagte Zamorra. Seine Hand umschloß den Dhyarra-Kristall, Er aktivierte den Sternenstein.
Der Blaue schien das mitbekommen zu haben. »Ich mag keine Gewalt, die gegen mich angewendet wird«, sagte er. »Weder gestern noch heute. Ich will nur, daß du mir dein Problem nennst und es mich lösen läßt.«
»Du nennst dich selbst den Tod«, sagte Zamorra. »Glaubst du im Ernst, daß ich meine Probleme, falls ich welche haben sollte, vom Tod lösen ließe?«
»Das solltest du aber tun. Wenn nicht, bist du ein Narr. Ich glaubte bisher immer, die Auserwählten gehörten nicht zu den Narren.« Er bewegte sich langsam auf Zamorra zu. Der Parapsychologe machte sich innerlich bereit, den Dhyarra-Kristall anzuwenden und ein magisches Kraftfeld um den Blauen zu schließen.
»Du solltest es erst gar nicht versuchen«, warnte der Blaue. »Ich mag es nicht, wenn jemand mich angreift. Ich sage dir nur: Wir sollten zu einer Übereinkunft kommen, sollten vernünftig miteinander reden. Denn du wirst es eines Tages bereuen, wenn du es nicht tust - vielleicht schon sehr, sehr bald. Du lebst mit einer entsetzlichen, tödlichen Gefahr. Ich sehe dich schon am Ende deines Weges, der nicht so lang ist wie meiner. Und«, plötzlich fuhr er herum und sah Nicole an, die die Strahlwaffe auf ihn gerichtet hatte, »bedrohe mich nicht mit dem Blaster, Mädchen. Von dir will ich nichts - es sei denn, du greifst
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