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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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eine seltsame Flasche.
    Erstaunt trat William näher heran. Er hob sie an, drehte sie ein wenig hin und her und betrachtete sie nachdenklich. Plötzlich entsann er sich des eigenartig großen Korkens, den er im »Zauberzimmer« gefunden hatte. Sollte der vielleicht zu dieser ungewöhnlichen Flasche gehören?
    »Verflixt, warum habe ich den Korken eigentlich weggelegt - nein, habe ich ja gar nicht!« stellte er überrascht fest, als er unwillkürlich zur Westentasche faßte und die Ausbeulung entdeckte. Er hatte den Korken doch glatt vergessen, und diese Ausbeulung sah alles andere als korrekt aus!
    Na schön, probieren ging über studieren. Also nahm er den Korken und drückte ihn in den Flaschenhals.
    Paßt hervorragend, stellte er zufrieden fest.
    ***
    »Was zum Teufel ist passiert?« stieß Nicole hervor, während sie sich vorsichtig aufrichtete und ihren Körper abtastete. Keine Verletzungen, allenfalls ein paar blaue Flecken. Die würden schon schlimm genug sein. Etwas anderes war das, was sich in ihrem Inneren abgespielt hatte. Sie war durch den Dschinn hindurchgeglitten, und das war ein Erlebnis, das sie vermutlich nicht so rasch wieder vergessen würde. Für den Moment des Hindurchhuschens war es ihr gewesen, als besitze sie selbst zwei Körper zugleich, und dann wiederum, als sei sie mit dem Dschinn eins geworden…
    Die Flasche war inzwischen wieder zur Ruhe gekommen. Es gab keine weiteren Erschütterungen mehr - vorerst. »Jemand hat die Flasche in die Hand genommen und bewegt«, erklärte der Dschinn finster.
    »Wirkt sich das immer so aus?«
    »Ja.«
    Nicole hockte sich neben Zamorra und untersuchte ihn. Zu ihrer Erleichterung war er nur besinnungslos und würde wohl bald wieder zu sich kommen. Er hatte sich nur den Kopf angestoßen und schien unverletzt. »Jetzt kann ich mir vorstellen, weshalb du unbedingt aus diesem verflixten Ding hinaus willst, Hadschi. Von außerhalb, mit genügender Handlungsfreiheit, kannst du wenigstens für einen vernünftigen, festen Standplatz sorgen. Ich an deiner Stelle würde dieses Domizil allerdings komplett aufgeben und mich in einer anderen Wohnung ansiedeln - in einer ganz normalen.«
    »Das geht nicht«, sagte Hadschi Achmed düster.
    »Bindet dich ein Zauber an dieses Gefäß?«
    »Im Moment bindet mich etwas ganz anderes«, sagte er. »Nämlich der Verschluß. Jemand hat den Korken wieder in den Flaschenhals getrieben. Keiner von uns kann mehr in die reale Welt hinaus.«
    Nicole drehte ihren Oberkörper. Ihre Augen wurden groß. Plötzlich erinnerte sie sich wieder daran, daß der Dschinn geschrien hatte: »Wir sind gefangen!« Das also war es gewesen… das war auch der Grund für die wilden Erschütterungen…
    »Unmöglich«, sagte sie. »Zamorra und ich sind keine Dschinns. Wir sind Menschen. Wir können hinaus!«
    Der Hadschi wies auf die gerahmten Bilder.
    »Sicher könnt ihr hinaus. Wie ich auch. Aber nur noch in die IMAGINÄRE WELT. Es sei denn, jemand ist so freundlich, den Korken wieder zu entfernen.«
    Er sank auf einem der Sitzkissen zusammen und stützte zusammengekauert das Kinn auf die Handflächen. »Alles umsonst«, ächzte er. »Alle Mühen vergebens. Dieser schwarze Scheitan ist wohl unbesiegbar! Egal, was ich versuche - immer wieder enden meine Anstengungen in dieser Flasche unter einem geschlossenen Korken! Bei Allah und seinem Propheten, warum nur? Ich habe doch niemandem etwas angetan!«
    Er schloß die Augen. »Und jetzt«, flüsterte er verzweifelt, »bin ich auch noch zusammengepfercht mit zwei Ungläubigen…«
    ***
    Im »Zauberzimmer« zweifelte Raffael Bois unterdessen an seinem Verstand. Dort, wo der Korken eigentlich zu liegen hatte, war er nicht zu finden. Aber wer sollte ihn weggeräumt haben? Niemand außer Raffael konnte ihn doch bewußt wahrnehmen, und Raffael auch nur, weil der Dschinn eine enge Verbindung mit seinem Geist eingegangen war! Für alle anderen war der Korken zwar real vorhanden, aber sie registrierten seine Anwesenheit nicht - es sei denn, sie wußten genau, wo er sich befand, oder stießen zufällig auf ihn.
    Letzteres war aber praktisch unmöglich. Niemand räumte hier auf, und niemand kam auch nur zufällig in jenen hinteren Winkel des Raumes. Trotzdem war der Korken vrschwunden!
    Raffael stöhnte auf. Konnte er ihn jetzt etwa selbst nicht mehr wahrnehmen? Aber er hatte mittlerweile dermaßen intensiv gesucht, daß er ihn selbst als Blinder allein durch sein Abtasten unweigerlich hätte finden müssen.
    Es gab

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