0529 - Die letzten Tage der Amazonen
bringen."
„Glaube ... nur das nicht." Vanilla lachte krächzend.
Der MANN kam zu ihnen.
„Wir werden das Allerweiblichste erreichen", sagte er zuversichtlich. Er stand über den beiden Dianen wie das Sinnbild der Männlichkeit: klein und zierlich.
„Wie machst du das, MANN?" fragte Vanilla und blinzelte durch ihre geschwollenen Lider. „Wie hältst du dich frisch?"
„Ich habe Wasser gespart", sagte er, hakte seine Wasserflasche vom Gürtel und hielt sie Gaby hin. „Es ist für jeden von euch noch ein Schluck übrig. Trinkt."
Bevor Gaby die Feldflasche ergreifen konnte, hatte Vanilla sie an sich gerissen. Nachdem sie den Inhalt bis auf den letzten Tropfen geleert hatte, schmatzte sie und sagte zu Gaby:, „Du verstehst doch sicherlich, daß ich als angehende Schmerzensreiche Mutter zuerst auf mein Wohl bedacht sein muß."
„Wie kannst du so sicher sein, daß du das höchste Amt im Reich übertragen bekommst?" fragte Gaby müde. „Die Nachfolgerin der Schmerzensreichen Mutter wird erst im Allerweiblichsten bestimmt werden."
Vanilla sagte kalt: „Du bist zu schwach, um das Allerweiblichste zu erreichen."
Gaby nickte gedankenverloren. Die blutrote Sonne Emanzopa verschwand hinter dem Horizont. Gaby sagte: „Behüte du deinen MANN, denn nur er kann dich zur Schmerzensreichen Mutter machen."
Sie setzten sich wieder in Bewegung. Sie arbeiteten sich Meter um Meter an das Allerweiblichste heran, das in zwei Kilometern Entfernung als schroffer, zwölfhundert Meter hoher Berg aus der Ebene herausragte.
Zuerst konnten sie sich noch eine Weile auf den Beinen halten.
Aber dann wurde die Anziehungskraft des Planeten so stark, daß sie in die Knie gezwungen wurden. Sie krochen auf allen vieren weiter. Manchmal brach einer von ihnen zusammen, ruhte sich für Sekunden oder Minuten aus, dann schleppte er sich wieder weiter...
... durch die Nacht, durch die heiße Nacht, dem nahen Allerweiblichsten entgegen. Obwohl sich die Sonne bereits auf der anderen Seite des Planeten befand, wurde die Atmosphäre immer heißer. Der Druck, der auf den Körpern lastete, immer stärker.
Vanilla erlitt einen Kreislaufkollaps. Der MANN massierte sie und mußte für diese Hilfeleistung von ihr einen Schlag einstecken, nachdem sie sich wieder erholt hatte.
Gaby hatte Halluzinationen.
„Ich sehe mich im Allerweiblichsten ... als Schmerzensreiche Mutter, meinen MANN aus Gold an der Seite ... mein Kind aus Gold im Arm ..."
Der MANN kroch blind vorwärts. Plötzlich traf seine Hand auf etwas Weiches - das Ding bewegte sich. Er gab einen gurgelnden Laut von sich, als er von zwei starken Armen ergriffen und zu Boden gedrückt wurde.
Jetzt öffnete er seine Augen ganz und sah das haßerfüllte Gesicht einer Egotistin über sich. Ein harter Schlag traf ihn.
„Einer vom männlichen Geschlecht", kam es keuchend über die Lippen der Egotistin. „Ich werde dich töten, bevor ich ..."
Der MANN spürte Hände wie Stahlklammern an seinem Hals.
Er hatte nicht die Kraft, sich zu wehren. Er rang verzweifelt nach Luft. Seine Sinne drohten ihm zu schwinden. Da sah er hinter der Egotistin einen Schatten, der etwas in der Hand hielt.
Es gab einen furchtbaren Knall, der sich an der hochaufragenden Wand des Allerweiblichsten brach. Die Egotistin wurde durchgeschüttelt, als hätte sie einen Schlag mit einer Keule erhalten, dann fiel sie neben dem MANN leblos zu Boden.
Vanilla steckte ihre Pistole weg, beugte sich über die feindliche Kämpferin und durchsuchte sie.
Plötzlich schrie sie triumphierend Und hielt eine Feldflasche empor.
„Du mußt uns auch von dem Wasser geben", verlangte Gaby.
„Hörst du, du mußt uns auch Wasser geben."
„Klar!"
Vanilla nahm einen großen Schluck, dann reichte sie die Flasche an den MANN weiter. Dieser überreichte sie jedoch Gaby.
Als sie sie ihm zurückgab, flossen nur noch ein paar Tropfen heraus.
*
Jeder Atemzug dauerte eine Ewigkeit - und es schien, als sei diese lange Zeitspanne nicht genug, um den Lungen den nötigen Sauerstoff zu geben.
Die Sonne Emanzopa stand als tödlich heiße Flamme im Zenit, Der MANN hob mühsam eine Hand, schob sie nach vorn und ließ sie ruhen. Dann zog er ein unsäglich schweres Bein nach. Rast. Nun war wieder der andere Arm an der Reihe. Rast. Atmen - das war, kochende Luft durch Nase und weit geöffneten Mund einsaugen - und dann Feuer aus dem Rachen zu speien. Das war Atmen - eine Qual. Und nun wurde das zweite Bein, das inzwischen das Doppelte seine
Weitere Kostenlose Bücher