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053 - Der steinerne Dämon

053 - Der steinerne Dämon

Titel: 053 - Der steinerne Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John E. Muller
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Schminke. Tragen Sie sie dicker auf! Versuchen Sie, ein bißchen billig und ordinär auszusehen! Verändern Sie Ihre Brauen!“ Er brachte einen stumpfen, angeschlagenen Spiegel zum Vorschein. „Ich werde in der Zwischenzeit versuchen, von einem der Mädchen ein Kopftuch zu leihen. Wenn jemand kommt, verlangen Sie einen Shilling, setzen ihn in einen Wagen und geben ihm einen Stoß.“
    Herbert verschwand, und Lana war froh, daß kein Kunde kam. Nach einiger Zeit kehrte Herbert mit einem orangefarbenen Chiffontuch mit grünen Punkten zurück. Lana schminkte sich nach. Sie war über die Veränderung selbst erstaunt und froh, daß Midnight ihr jetziges Gesicht nicht sehen konnte.
    Zwei Tage vergingen ohne besondere Vorfälle. Es war am dritten Abend, als Lana, in ihrer Kasse sitzend, plötzlich gewahr wurde, daß zwei Augen aus der Menge sie anstarrten. Sofort wußte sie, daß das seltsame Gesicht einem der Männer der Bruderschaft gehörte, und sie spürte auch, daß er sie erkannt hatte.
    Herbert arbeitete wie üblich an der Maschinerie. Die Augen tauchten kurz unter und kehrten dann mit einem zweiten Augenpaar zurück.
    Der einzige Ausweg war die Geisterbahn. Seit sie dort arbeitete, hatte Lana sie noch nicht einmal betreten.
    Sie sprang in den ersten Wagen und stieß sich mit einem Fuß ab. Die Tore schlugen hinter ihr zu. Sie spürte einen Lufthauch, und blaue Funken sprühten von den Gleisen. Dann hörte sie einen schrecklichen, schrillen Ton, und ein weißes Skelett erhob sich aus einem billigen Sarg und klapperte mit einer knochigen Hand. Ein ausgestopfter Gorilla öffnete sein Maul mechanisch und brüllte.
    Lana schloß die Augen, und der Gorilla verschwand. Ein Grabstein kam in Sicht, und feuchte Spinnweben hingen ihr ins Gesicht. Hinter ihr öffnete sich die Tür, und sie merkte, daß ihr ein weiterer Wagen nachfuhr. Instinktiv wußte sie, daß darin die Männer der Bruderschaft saßen. Eine Kugel pfiff an ihr vorbei.
    „Zum Teufel, was geht hier vor?“ hörte sie Herberts ärgerliche Stimme.
    Plötzlich war die ganze Anlage in Licht getaucht. Zehn Meter hinter ihr sprangen die Männer aus ihrem Wagen und rannten auf sie los.
    Sie verließ ebenfalls ihren Wagen und stürzte auf die Schwingtür am Ende. Eine Kugel traf eine der Türen. Lana warf sich gegen die Schwingtür und mengte sich unter die Leute draußen. Die Männer der Bruderschaft verfolgten sie. Hinter ihnen hörte sie Herbert laut schreien.
    Sie hatte die Statue unter ihrem Pullover um die Taille gebunden. Seit der Geschichte im Atelier ging sie nirgends mehr ohne sie hin.
    Der Jahrmarkt bot viele Versteckmöglichkeiten, aber keine war wirklich sicher.
     

     

Lana rannte wie wild die Stufen zur nächsten Show hinauf. Hinter sich konnte sie das schnelle Hämmern der Stiefel ihrer Verfolger hören. Es schien auf unheilvolle Weise mit dem Klopfen ihres Herzens übereinstimmen. Männer brüllten, Frauen schrien, verwirrte Kinder standen mit großen Augen da.
    Die Situation glich einem Alptraum. Keiner mischte sich aktiv ein, um ihr zu helfen.
    Sie erreichte eine niedrige Holzwand und sprang drüber. Dahinter befand sich eine mit Sägespänen gefüllte Grube. In einer Hängematte schaukelte ein Mädchen. Sie trug nur ein winziges Kostüm. Schlangen wanden sich auf dem Boden der Grube. Eine hatte sich um ein Bein des Mädchens gerollt.
    Sie landete direkt neben der Hängematte.
    Trotz ihres exotischen Kostüms sprach das Mädchen mit breitem Cockney-Akzent.
    „Was wollen die von dir, Lana?“
    Sie deutete über die Wand. Lana fuhr zurück.
    Ein Revolver schob sich über die Holzwand, und eine Kugel pfiff an dem Schlangenmädchen vorbei. Die Reptilien zischten.
    Lana sah plötzlich eine Chance, zu entkommen. Mit dem Mut der Verzweiflung packte sie eine lange Schlange am Schwanz und warf sie den zwei Männern entgegen. Noch ein Schuß fiel, und Lana fühlte einen stechenden Schmerz im Arm, doch die Kugel hatte sie nur gestreift. Die Schlange landete indessen mitten im Gesicht einer der Revolvermänner. Die Männer wichen brüllend zurück. Lana warf zwei weitere Schlangen über die Holzwand.
    „Was tust du da?“ schrie das Schlangenmädchen. „Du machst sie alle wild. Ich verschwinde lieber.“
    Sie machte eine seitliche Tür auf, aber bevor sie sie benutzen konnte, schob die verzweifelte Lana sich an ihr vorbei. Die Tür führte nach draußen. Das Schlangenmädchen folgte Lana und schloß die Tür hinter sich.
    „Kriech in das nächste

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