053 - Die Schlacht von El'ay
nicht.« Abrupt wandte er sich ab und ging durch einen offenen Mauerdurchbruch davon.
Wulfgar, Meik und die anderen, die sich noch in der nach oben offenen Stallung herumdrückten, warfen ihr giftige Blicke zu, als hätte sie einen Verrat begangen.
Fong, dieser schlaue Eluu! Er hatte sie absichtlich vor allen Leuten mit seiner wahnwitzigen Idee konfrontiert, damit sie sich schon alleine aus schlechtem Gewissen fügte.
»Du darfst Großvater seine Worte nicht übel nehmen«, bat Kimjo. »Alles was er sich ein Leben lang aufgebaut hat, ist in den vergangenen Tagen in Flammen aufgegangen. Nun versucht er nur noch, das Leben seiner Angehörigen und Freunde zu retten.«
Die Worte kamen zu geschliffen, um nicht vorher einstudiert worden zu sein. Das alte Böser Händler - Guter Händler Spiel! Auf diese Weise hatten die beiden wahrscheinlich schon manchen Kunden bearbeitet, doch Brina ließ sich nicht so leicht übertölpeln.
»Wenn es euch nur ums Überleben geht«, fragte sie kalt, »warum flieht ihr dann nicht lieber in die Berge?«
»Ist das dein Ernst?« Kimjo sah ihr fest in die Augen. »Kein Mensch weiß, ob die Japse nicht längst da oben lauern, um alle Flüchtlinge abzuschlachten. Außerdem - willst du Fudoh und seine Schergen wirklich davonkommen lassen?«
Brina blieb ihm die Antwort schuldig. Stattdessen fragte sie: »Wie sollen wir überhaupt von hier wegkommen? Wir sind von Untoten umzingelt! Schon vergessen?«
Es war ein Rückzugsgefecht, trotzdem zeigte Kimjo keine Spur von Triumph. Er wirkte eher erleichtert, als er erklärte: »Es gibt einen alten Fluchttunnel, unten im Keller. Großvater hat ihn selbst mitgegraben, lange bevor ich geboren wurde. Er führt zwei Blocks nach Norden. Von da aus müssten wir uns durchschlagen können.« Brina seufzte. »Wenn das so ist… worauf warten wir dann noch?«
Gemeinsam traten sie auf den Mittelgang und passierten einige leere Stallungen. Gleich nach Ausbruch der Kämpfe hatten sich alle Auswärtigen sofort aus dem Staub gemacht. Selbst herrenlose Tiere wie die Bellits von Maddrax und Aruula hatten in den ersten Wirren neue Besitzer gefunden. So war der mehrstöckige Mietstall nur noch mit verzweifelten Menschen gefüllt, die sich dem drohenden Untergang bis zum Letzten entgegen stemmen wollten.
Fong saß auf einer Holzbank vor seinem Kontor und erwartete sie bereits.
Doch als Kimjo und Brina näher traten, verwandelte sich sein zufriedener Gesichtsausdruck in eine Maske puren Schreckens. »Zu spät!«, schrie er heiser. »Wir haben zu lange gewartet!«
»Nein, Großvater«, versuchte ihn Kimjo zu beruhigen. »Brina ist einverstanden.« Der Greis schüttelte den Kopf und deutete in die Höhe.
Verwirrt sah Brina sich um - und erstarrte. Nur fünf Häuserblocks entfernt zog eine dunkle Wolke heran, von der ein anschwellenden Brummen ausging.
Bellits! Hunderte von ihnen! Und auf ihren Rücken saßen dunkelhäutige Gestalten. Obwohl sie in El'ay aufgewachsen war, hatte Brina nie zuvor eine so geballte Luftstreitmacht gesehen.
»Die Mechicos kommen!«, rief jemand freudig. »Sie werden uns retten!«
»Nein, das werden sie nicht«, flüsterte Fong. Er schien etwas zu wissen - oder besser zu
spüren, was den anderen noch verborgen blieb.
Sekunden später brach die geschlossene Formation auch schon auseinander. Kleinere Verbände entstanden, die sich jeweils ein Widerstand leistendes Haus vornahmen. Auch auf Fongs Mietstall stürzten die Bellits herab. Ihre Reiter legten Pfeile auf ihre Bögen. So elegant wie sie sich bewegten, konnten sie keine lebenden Toten sein, und an ihren Köpfen waren auch keine Metallkäfer zu entdecken.
»Deckung!«, brüllte Kimjo und warf sich hinter einen Wasserbottich. Gerade noch rechtzeitig, um dem Pfeilhagel zu entgehen, den die Mechicos in die Tiefe sandten.
Dutzendfach sirrte der Tod links und rechts an Brina vorbei, während sie in einem Heuhaufen Zuflucht suchte.
Als die Bellits über das Dach hinweg flogen und der Beschuss für wenige Sekunden aussetzte, federte Kimjo hinter seiner Deckung hervor. »Hier oben schießen sie uns ab!«, rief er Brina zu. »Wir müssen in den Keller und durch den Fluchttunnel! Ich decke den Rückzug; Großvater Fong kann mit dir…«
Seine Stimme brach ab, als er sich zur Bank umdrehte.
Fong saß immer noch in der gleichen Haltung da. Aus seiner Brust ragten zwei Pfeilschäfte. Die Lippen bewegten sich unentwegt, ohne einen Laut zu erzeugen.
»Will nicht…«, brachte er endlich
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