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053 - Die Schlacht von El'ay

053 - Die Schlacht von El'ay

Titel: 053 - Die Schlacht von El'ay Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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zwei Männer in hellen Kitteln, die sich über eine festgeschnallte Person hinweg unterhielten.
    »Die kleine Crow macht doch den Ausputzer für ihren alten Herren«, brauste einer von ihnen gerade auf. »Wo die hinlangt, gibt es bald nur noch rauchende Trümmer. Und was Amarillo anbelangt - ich hab gehört, dass es dort Androiden wie Takeo geben soll. Hab mich sowieso gefragt, warum Crow die Kleine nicht gleich dorthin gebracht hat in ihrem Stasis-Pod. War doch eine viel kürzere Strecke gewesen…«
    »Sei vorsichtig mit solchen haltlosen Spekulationen«, sagte der andere. »Es wurden schon aus geringerem Anlass Verfahren wegen Insubordination eingeleitet.«
    Die Aufnahme gefror auf dem Monitor zu einem Standbild.
    »Es scheint, als ob diese Herren den Machenschaften ihres Generals ebenso distanziert gegenüberstehen wie wir«, verkündete Takeo, ohne das aufgezeichnete Funkgespräch nach Washington zu erwähnen. »Ich halte deswegen eine vorübergehende Kooperation für vertretbar. Aber macht euch doch selbst ein Bild von der Lage. Besuchen wir die beiden Herren in ihrem Labor. Das dürfte besonders für dich interessant sein, Aiko.«
    Der junge Cyborg, der bisher alles mit verschränkten Armen verfolgt hatte, stieß ein verächtliches Schnauben aus. Ihm schienen Takeos Rechtfertigungen die reinste Zeitverschwendung. Trotzdem folgt er dem Tross, der sich in Bewegung setzte. Gut fünfhundert Meter ging es in dem unterirdische Labyrinth um mehrere Ecken, bevor sie vor einer großen Labortür standen.
    »Es gibt hier eine junge Dame, die sich sehr auf ein Wiedersehen mit dir freut«, verkündete Takeo seinem Sohn. Seine elektronische Stimme klang wie immer, aber zumindest die Wortwahl verriet einen gewissen Vaterstolz.
    Als sie eintraten, blieb Aiko für einen Moment die Luft weg. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht mit… »Brina!«
    Die Wandmalerin jauchzte bei seinem Anblick auf und sprang ihm, quer durch den Raum, an den Hals. Weitere Bewohner El'ays drängten sich in dem sterilen Raum, wo sie mit ihren Fellschuhen, Wolljacken und Seidenkitteln ein wenig deplaziert wirkten. Die Einzigen, die offensichtlich hierher gehörten, waren zwei hellhäutige Kittelträger, deren Namensetiketten sie als »Dinter« und »Miller« auswiesen.
    Der Mann, dem alle Blicke galten, saß jedoch auf einem Stuhl, die Hände mit stählernen Armbändern gefesselt. Sein Gesicht war schon vor langer Zeit durch brutale Folter entstellt worden. Er besaß weder Nase, Ohren noch Lippen; irgend jemand hatte sie ihm einfach abgeschnitten. Nur seine kalten Augen machten deutlich, dass er keines Mitleids bedurfte.
    Aiko hatte diesen Blick schon mal gesehen, einige Wochen zuvor im Arco Plaza.
    »Fudoh!«, keuchte er entsetzt. Niemals hätte er den kühlen Samurai mit solch einer bedauernswerten Kreatur in Verbindung gebracht. Glänzende Stahlstreben liefen ihm von der Hüfte abwärts an den Beinen entlang. Daher seine oftmals starre Haltung!
    Der General sagte kein Wort. Nicht mal, als Brina wiederholte, was er im Waldhain von sich gegeben hatte. »Was du hier siehst, ist der Grund für den Untergang von El'ay.«
    Aruula schauderte beim Anblick des Japaners. Zitternd schmiegte sie sich an Matts Schulter und flüsterte: »Er ist voller Zorn. Aber in seinem Inneren sehe ich ein Kind, das um Hilfe schreit.«
    Obwohl sie leise sprach, stieß Fudoh ein wütendes Knurren aus. Gleich darauf schloss er die Augen. Sein vernarbtes Gesicht entspannte sich.
    »Jetzt sehe ich nur rauschendes Meer und einen Sonnenuntergang«, entfuhr es Aruula verblüfft.
    »Schade«, bedauerte Aiko. »Es würde uns sehr helfen, wenn du die Aufmarschpläne in seinen Gedanken lesen könntest.«
    »Aber das ist doch überhaupt kein Problem«, verkündete da eine Stimme aus dem Hintergrund. Sie gehörte Dinter, dem WCA-Wissenschaftler. »Unsere Forschungen sind in diesem Punkt schon äußerst weit gediehen. Alles was wir brauchen, ist eine Person, die bereit ist, Tausenden von Menschen das Leben zu retten.« Ein glückseliger Zug umspielte seine Lippen, als würde für ihn ein langgehegter Traum in Erfüllung gehen. »Alles was wir brauchen, sind Sie, Aruula!«
    ENDE des zweiten Teils

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