053 - Die Schlacht von El'ay
Abhörmikrofone in den Quartieren und Laboren der WCA-Wissenschaftler. Tag und Nacht stand ein Robot-Trupp in Bereitschaft. Falls die Bande irgendeine Schweinerei ähnlich der in Amarillo plante, wanderte sie umgehend in die Arrestzelle.
»Was ist bloß mit diesem Blechmonster los? Kein Datenzugang mehr, und der Laborzutritt wird auch verweigert! Wie sollen wir unter diesen Bedingen mit ihm zusammen arbeiten? Man hat fast den Eindruck, er traut uns nicht.«
Wie wahr, wie wahr.
»Vielleicht ist Crows Ruf inzwischen bis zur Westküste durchgedrungen. Das würde einiges erklären.«
Nicht die erste Andeutung dieser Art, die Miller machte. Vielleicht sollte ich ihm stärker auf den Zahn fühlen.
»Red nicht so einen Scheiß, Miller! Gerade jetzt nicht, wo hier alles auf Messers Schneide steht.«
»Meine Güte, komm wieder runter. Du hast wohl einen Bunkerkoller.«
Takeo zögerte immer noch, die WCA-Wissenschafter in die Prärie zu schicken. Gleich bei ihrer Ankunft hatten sie ihm wertvolle Forschungsergebnisse überlassen. Die Kooperation zu beenden wäre eine Verschwendung von Ressourcen gewesen, und das lief seiner kybernetischen Natur zuwider.
»Patrol Five an Task Force Control. Sektor 12/21 erreicht. Lagebericht: Einzelner Aggressor attackiert Flüchtlingstreck. Leiten Schutzmaßnahmen ein.«
Miki Takeos Hauptaugenmerk lag weiterhin auf der Sichtung seines Scannermaterials. Seit Wochen ging er ein und dasselbe Profil minutiös durch. Er hatte zwar schon Tausende von Erinnerungen durchforstet, die er seinen Patienten unbemerkt abzapfte und speicherte, um seine künstlichen Menschen damit auszustatten, aber keine waren bisher so interessant gewesen wie die von Commander Matthew Drax.
Unglaublich, was dieser Mann in den letzten zwei Jahren alles erlebt hatte! Takeo beglückwünschte sich zu dem Entschluss, Drax gescannt zu haben, auch wenn es riskant gewesen war. [4]
Auf dem Monitor visualisierten sich gerade Erinnerungen an einen Tiefseeaufenthalt, bei dem Commander Drax in Kontakt zu einem geheimnisvollen Volk von Meeresbewohnern gestanden hatte. [5] Unglaublich, welches Wissen er dabei gewonnen haben musste.
Leider waren die Scans zu lückenhaft, um einen wirklichen Nutzen daraus zu ziehen. Ein vollständiges Backup brauchte seine Zeit, die ihm in diesem Fall nicht zur Verfügung gestanden hatte. Deshalb brach die Aufzeichnung auch mehrere Monate vor Drax' Eintreffen in Los Angeles ab. Die letzte gespeicherte Erinnerung handelte vom überhasteten Aufbruch Drax' und Aruulas aus dem Pentagon im Juli letzten Jahres.
Dumpfe Schläge wie von einem Hammer auf massivem Stahl hallten durch den Äther.
»Warnschüsse zwecklos. Aggressor attackiert uns mit seinem Schwert. Setzen bedingte Gewalt ein.« Pause. »Treffer an linkem Oberschenkel. Aggressor zeigt keine Wirkung. Wendet sich von uns ab und greift erneut Flüchtlinge an. Erbitten die Genehmigung für finale Lösung.«
»Task Force Control an Patrol Five. Negativ. Aggressor festsetzen und zum Verhör in die Zentrale bringen.«
Takeo konnte sich nicht von den Aufzeichnungen lösen. Immer neuen Facetten im Leben des Commanders nahmen auf dem Monitor Gestalt an. Wie hatte er Matthew Drax nur an General Crow und dessen Tochter ausliefern können? Eine pure Verschwendung von Ressourcen!
Meldungen der Patrouillen Eins bis Vier trafen ein. Das San Fernando Valley füllte sich mit wahren Flüchtlingsströmen. Die Faama-Gilde griff zu den Waffen, um Felder und Wiesen vor dem Niedertrampeln zu bewahren. Takeo gab den Befehl, vermittelnd einzugreifen.
Gleichzeitig registrierte er WCA-Gespräche in vier verschiedenen Räumen und sichtete weiteres Scannermaterial. Obwohl Zeit eine exakte mathematische Größe war, schien sie ihm doch wie im Fluge zu vergehen. Er konnte die Informationen gar nicht so schnell auf dem Monitor sichtbar machen, wie er sie aufnehmen wollte.
Am liebsten hätte er den ganzen Tag so verbracht, aber als Haank eine Stunde später ins Büro trat, wusste Takeo sofort, dass es ein dringendes Problem gab. Die Mimik seines ersten Cyborgs ließ sich so leicht lesen wie eines der Bücher im Wandregal. Wenn Haank die Lippen so fest aufeinander presste, dass das Blut aus ihnen wich, war für gewöhnlich Eile geboten.
»Die RoCops haben einen Gefangenen zum Verhör gebracht«, verkündete er. »Du schaust ihn dir am besten einmal an, Herr.«
Takeo stemmte seinen wuchtigen Plysterox-Körper in die Höhe und umrundete den Tisch. Funksprüche und
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