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053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt

Titel: 053 - Schrei, wenn dich der Hexentöter würgt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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Vergangenheit etwas gegeben
haben mußte, was in ihm verankert war, aber in der tiefsten Tiefe seines
Bewußtseins verborgen lag. Martinus und er, Michael Thielen, wurden in den
künftigen Rauschzuständen, in denen es ihm gelang, die chemischen Prozesse in
der Erinnerungsecke seines Gehirns festzusetzen, zu ein und derselben Person.
    In einem solchen Zustand fand er heraus, daß das alte
Haus der Thielen, das seit über vierhundert Jahren stand, in den Hexenprozessen
des Jahres 1580 keine unbedeutende Rolle spielte. Hierher kehrte der Hexenjäger
Martinus immer wieder zurück, um sich auszuruhen und für neue Greueltaten
vorzubereiten. In diesem Haus aber gab es auch Folterwerkzeuge. Michael Thielen
hätte zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr zu sagen gewußt, ob er durch Zufall
darauf stieß, als er sein Labor erweiterte. Hinter einem alten, verschütteten
Durchlaß fand er eine Streckbank. In einer Nische eines zugemauerten
Kellergewölbes hingen an verrosteten Haken mehrere Folterwerkzeuge, die in
jener Zeit fast täglich gebraucht worden waren und an denen sich noch Reste von
Blut dunkel abzeichneten... Im Laufe der folgenden Wochen nach den ersten
Versuchen, in denen es ihm gelungen war, die chemischen Prozesse durch äußere
Einwirkung auszulösen, die ihm praktisch vererbt worden waren, richtete er sich
eine eigene kleine Folterkammer ein. Und dann kam jener Sommertag, der erst
einige Wochen zurücklag. Wieder eine Injektion, wieder das Fallen in eine
Traumwelt, das Erleben eines Wahns. Er hatte sich längst damit abgefunden, daß
einer seiner fernen Vorfahren einem scheußlichen Beruf nachging. Er begriff die
Gründe, und er billigte sie. Er verfiel immer mehr den Einflüssen einer
Stimmung, die gar nicht seinem eigentlichen Charakter entsprach. Auf der
Schwelle vom Wachzustand in den geheimnisvollen Rausch konnte er klar und deutlich
die Dinge begreifen, und es wurde ihm bewußt, daß die Suche nach seiner
wirklichen Herkunft nicht vergebens gewesen war. Er hatte sein wirkliches Gesicht
gesehen! Das Aussehen, das die Umwelt von ihm kannte, war nichts anderes als
eine Maske. In jener Nacht durchlebte er das Grauen. Er verfolgte eine
Blondine, ein junges Dienstmädchen aus einem Wirtshaus, das im Nachbardorf wohnte.
Es fiel ihm auf, daß dies eigentlich ein Anachronismus war. Er, Martinus, der
Hexenjäger, war hinter einem Mädchen jener Zeit her, das ein gewisser Michael
Thielen flüchtig durch verschiedene Besuche in dem Wirtshaus kannte. Das aber
paßte doch gar nicht mehr in die Zeit, in der Martinus lebte und handelte? Doch
im Traum schlugen Zeit und Raum oftmals seltsame Kapriolen...
    Michael Thielen erinnerte sich ganz genau: sein Werben
um die grazile Schönheit. Die Blicke, die sie wechselten, vielversprechende
Blicke. Das Mädchen schien schon immer ein Auge auf den verschlossenen jungen
Mann geworfen zu haben, der so selten in diese Gegend kam.
    Im Zimmer oben fanden sie sich. Er zog sie aus, küßte
ihre weißen, makellosen Schultern und ließ seine zitternden Hände durch ihr
dichtes, langes, duftiges Haar gleiten. Sie legte ihren Kopf an seine Schultern
und genoß die süße Zärtlichkeit, die ihren Körper durchströmte.
    Michael Thielen dachte in diesen Sekunden nur noch an
die Liebe. Es war alles so schnell gegangen. Oder doch nicht? Schließlich
hatten sie sich schon öfter gesehen, aber seine Schüchternheit hatte ihn nie
weitergebracht. Heute aber hatte er gewagt, sich ihr zu nähern, und die hübsche
Blondine war nicht abgeneigt. Aber dann löste sie sich von ihm. „Nicht hier“,
hörte er ihre leise, sympathische Stimme. Und er begriff, weshalb. Die Dielen
knarrten, auf denen sie standen. Und sie waren nicht allein im Haus. Unten im
Gasthaus befanden sich noch einige Gäste. „Durch den Hinterausgang...“ Es war
alles wie ein Traum, und er konnte sich nur noch schwerlich an die Einzelheiten
erinnern. „Ich kenne einen verschwiegenen Platz im Wald. Die Nacht draußen ist
doch herrlich. Und es ist Sommer...“ Über die schmale Treppe verließen sie das
Wirtshaus. Niemand sah sie, wie sie durch den düsteren Hof huschten. Das
Mädchen hatte ein dünnes Sommerkleid übergeworfen, sich aber nicht mehr die
Mühe gemacht, den Reißverschluß zu schließen. Ihr nackter Rücken zeigte sich
unter dem schmalen Band des Büstenhalters. Sie umschlangen und küßten sich. Das
Wirtshaus lag weit hinter ihnen. Sie vermochten nicht einmal mehr den
Lichtschein aus der Gaststube wahrzunehmen, so

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