0530 - Land der Amazonen
zurück, weshalb die Verfolger aus dem Bauerngehöft ihnen ohne besonderen Schutz hatten folgen können. Einige von ihnen, wie der Heugabelwerfer, waren so gut wie nackt. Dennoch hatten die Gräser ihnen nicht Füße und Beine zerschnitten, und sie waren allem Anschein auch nicht von den widerwärtigen Fluginsekten gestochen worden; bei Zamorra, Nicole und sogar Merlin waren die Beulen der Einstiche inwischen ziemlich groß und wechselten ständig zwischen Juckreiz und Schmerz.
»Wir lassen uns gefangennehmen«, entschied er.
»Sie werden uns entwaffnen«, wandte Nicole ein.
»Um den Dhyarra-Kristall wäre es schade«, sagte Zamorra. »Um die Kleinigkeiten, die ich meinem ›Einsatzkoffer‹ entnommen habe, ebenfalls, wenngleich diese Sachen sich auch relativ einfach ersetzen lassen. Für den Blaster gibt es im Dynastie-Arsenal unter Ted Ewigks Villa hundertfachen Ersatz, und das Amulett - wir können es rufen, wenn wir es benötigen.«
Merlin protestierte.
»Ich bin dagegen, daß wir uns gefangennehmen lassen. Es geht mir dabei weniger um die Ausrüstung. Aber… euch beide werden sie gefangennehmen, verhören, dabei ein wenig foltern und dann wahrscheinlich töten. Zwischendurch werdet ihr aber Chancen finden, euch zu befreien. Mich dagegen sehen sie garantiert vom ersten Augenblick an als den größten Feind an. Ich bin eben Merlin. Sie werden mich nicht wie euch gefangennehmen. Sie werden mich töten. Hier und jetzt.«
Aber für eine Diskussion war es inzwischen ohnehin zu spät.
Die Amazonen waren da…
***
Der Gedanke, auch die Kaiserin zu töten, gefiel Laya immer besser. Vielleicht war das die einzige Chance überhaupt. Und möglicherweise war sie dabei nicht allein.
Es mochte andere Amazonen geben, die mit dem Bisherigen nicht einverstanden waren, sich aber allein nicht trauten, ihre Stimme oder ihre Waffe zu erheben. Wenn jemand den Anfang machte, dann vielleicht…
Und da war noch der Gefangene. Ihm maß die Kaiserin sicher eine ganz besondere Bedeutung zu. War er ein Todfeind? War er so gefährlich, daß die Kaiserin sich gar vor ihm fürchten mußte und deshalb alles daran setzte, ihn zu vernichten, vorher aber zu demütigen und zu foltern?
Er mochte ein potentieller Verbündeter sein.
Immer mehr freundete sich Laya mit dem Gedanken an eine offene Rebellion an.
Wenn sie scheiterte, war das ihr Tod.
Wenn sie nichts unternahm, war das über kurz oder lang auch ihr Tod, aber die Unsicherheit würde sie länger quälen. Deshalb, wenn es schon so sein sollte, lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Jetzt stand ihr Plan fest.
***
Mit wilden Kampfschreien jagten die Amazonen heran, kaum bekleidet, aber gut bewaffnet.
Zamorra entsann sich, daß die Berserker-Bünde der Kelten einst ebenfalls völlig nackt in die Schlacht zu ziehen pflegten und dabei allein durch ihr ungestümes Auftreten und ihren Anblick die römischen Truppen das Fürchten lehrten. Auch diese auf mit Stachelrückenkämmen versehenen Pferden reitenden Kriegerinnen machten alles andere als einen harmlosen Eindruck. Sie kreisten Zamorra, Nicole und Merlin ein und richteten Armbrüste und Lanzen auf sie. Merlin war drauf und dran, sie mit Magie anzugreifen, aber Zamorra hinderte ihn daran. Er trat einen Schritt vor und streckte beide Arme mit leeren Händen aus.
»Wir sind nicht eure Feinde«, begann er. »Wir wollen keinen Kampf.«
»Den würdet ihr auch niemals überstehen«, lachte eine Amazone ihn spöttisch an.
Im nächsten Moment traf etwas Zamorra und streckte ihn nieder. Er sah nicht mehr, daß auch Nicole und Merlin bewußtlos zusammenbrachen…
***
Nachdem er begonnen hatte, sich zu bewegen, wurde die Spinne auf Asmodis aufmerksam.
Sie richtete sich aus ihrer Ruhestellung auf und tastete sich auf ihren langen, dürren Beinen vorsichtig auf ihn zu.
»Du hast mir gerade noch gefehlt«, murmelte er. »Bleib nur, wo du bist. Ich bin heute nicht in der Stimmung, mich mit etwas wie dir auseinanderzusetzen.«
Aber das haarige Monstrum ignorierte seine Worte. Es hob zögernd die Vorderbeine. Die punktförmigen Facettenaugen musterten ihn eingehend. Es war, als schätzte das Biest schon einmal ab, was an Asmodis für sie besonders schmackhaft wäre. Die eher ameisenartigen Beißzangen klickten leise gegeneinander.
Asmodis fragte sich, ob er mit der Spinne fertig werden würde. Seine verätzte Haut war sehr dünn und verletzlich geworden. Und seine magische Kraft würde vielleicht nicht
Weitere Kostenlose Bücher