0530 - Land der Amazonen
ausreichen.
Halt!
Wenn er es schaffte, die Spinne zu töten… dann konnte er vielleicht ihre Lebenskraft in sich aufnehmen! Das half ihm wieder etwas weiter. Wenn die Amazonen ihn bei seiner Gefangennahme nicht daran gehindert hätten, die entweichende Lebensenergie der drei getöteten Ungeheuer zu assimilieren, hätte er ihnen anschließend möglicherweise sogar widerstehen können…
Er mußte diese Spinne also töten. Das war ein kleiner Schritt nach vorn. Je nachdem, wie reich an Lebenskraft das Monster war, würde es ihm vielleicht sogar die Chance eröffnen, eine Wächterin zu töten, wenn diese sich um den Ex-Teufel in seiner Zelle kümmern mußte. Dann stieg das Energieniveau weiter an.
Das war der Weg, den Asmodis gehen mußte. Er würde damit zwar in dieser Sphäre immer noch nicht gegen Stygia ankommen, selbst wenn er ihre gesamte Palastwache tötete, aber er konnte möglicherweise aus dieser Falle entkommen. Und wenn er das schaffte, konnte er Stygia von »außen« angreifen und für ihr Tun zur Rechenschaft ziehen.
Wenn er nur wüßte, wie sie es fertiggebracht hatte, diese eigenartige Dämpfungszone einzurichten…!
Eigentlich hätte sie von ihrer Kraft her überhaupt nicht dazu in der Lage sein dürfen, selbst wenn sie sich das Wissen um diese Magie angeeignet hatte. Sie gehörte nun mal nicht zu den sehr starken Erzdämonen wie Asmodis, Astaroth, Astardis oder gar Lucifuge Rofocale selbst.
Die Spinne zögerte jetzt. Sie schien die wehrhafte Entschlossenheit ihres Opfers zu spüren.
Als Asmodis ihr jetzt entgegenschritt, wich sie zurück. Sie versuchte zu fliehen, jagte plötzlich die Wand hinauf, um ihn von oben her anzuspringen. Aber Asmodis war immer noch schnell genug, diesen Angriff abzuwehren. Er duckte sich zur Seite, schlug mit den Fäusten nach der Spinne und berührte den haarigen Körper. Die drahtharten Borsten rissen die Haut seiner linken Hand auf. Die Spinne prallte gegen die Wand, war rasch wieder auf ihren acht Beinen und griff erneut an.
Diesmal war er nicht schnell genug. Der jähe Schmerz in seinen blutenden Händen verlangsamte seine Reaktionen. Die Spinne sprang hoch, und ihre Beißzangen erwischten seinen ungeschützten Hals.
***
Mittlerweile hatte Stygia erfahren, daß die Eindringlinge gefangengenommen worden waren, die sich auf dem gleichen Weg in dieses Höllenland eingeschlichen hatten, auf dem sie Asmodis hergeholt hatte. Auf magischem Wege wurden ihr die Bilder übermittelt. Zamorra… Duval… also doch! Sie hatten es gewagt. Und…
MERLIN!
Der große Gegenspieler! Diener des Wächters der Schicksalswaage! Auch er war hier… Unwillkürlich pfiff die Dämonin durch die Zähne. Die nackten Sklaven, die vor ihrem Thron ihr Spiel darboten, zuckten zusammen, verharrten sekundenlang angstvoll, weil sie fürchteten, den Unwillen der Kaiserin erregt zu haben. Das konnte tödlich enden…
»Macht weiter!« fuhr Stygia sie an.
Merlin… da fuhr tatsächlich gewaltiges Geschütz auf. Die Fürstin der Finsternis hatte nicht erwartet, daß der Uralte selbst eingreifen würde, um seinen dunklen Bruder zu retten. Immerhin hatte er sich in letzter Zeit extrem rar gemacht, so daß mit ihm eigentlich schon gar nicht mehr zu rechnen war.
Aber jetzt wurde Merlin wieder aktiv!
Und der alte Bursche hatte sich in Stygias Höllenland begeben. Er unterlag damit automatisch jenem Effekt, der auch seine magischen Kräfte extrem dämpfen würde. Damit war er Stygia unterlegen!
Sie geriet in einen geradezu euphorischen Zustand. Neben Asmodis und Zamorra auch noch Merlin! Es war fast unglaublich. Alle Gegner zugleich in ihrer Hand… daran hatte sie, als sie dieses Land schuf, nicht einmal in ihren kühnsten Träumen gedacht.
Nur ganz dumpf regte sich tief in ihr der warnende Verdacht, daß Merlin durchaus über die magische Dämpfung informiert sein konnte. Wenn er den Weg hierher gefunden hatte, mußte er es sogar vorher gewußt haben! Daß er trotzdem gekommen war, deutete das nicht darauf hin, daß er vielleicht einen Trumpf im Ärmel seiner weißen Druidenkutte hatte, mit dem Stygia nicht rechnen konnte? Merlin konnte nicht so närrisch sein, sehenden Auges in eine Falle zu tappen, aus welcher er mit eigener Kraft nicht mehr entkommen konnte!
Oder vielleicht doch?
Sie konnte ihn nicht so recht einschätzen. Aber wenn sich ihr die Möglichkeit bot, wollte sie ihn ebenso vernichten wie die anderen.
Nur etwas rascher. Er hatte ihr bislang nicht wirklich etwas getan. Also
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