0534 - Der Unsichtbare
amerikanischen Goldvorräte in Fort Knox.
Unter anderem befanden sich das Zauberschwert Gwaiyur, der Dhyarra-Kristall 4. Ordnung, die Strahlwaffe aus dem Arsenal der Ewigen und auch Zamorras Amulett in diesem Safe – sofern er nicht gerade eines oder mehrere dieser Dinge bei sich trug.
Das Amulett hing an der Silberkette vor seiner Brust. Was er brauchte, war der Dhyarra-Kristall.
Mit schnellem Griff holte er ihn heraus und sah zu, wie sich der Safe wieder fugenlos schloß.
Nachdenklich wog er den blauen Sternenstein in der Hand.
Dann ließ er sich in seinem Schreibtischsessel nieder. Er aktivierte den Kristall, der sofort schwach zu leuchten begann, und konzentrierte sich auf das, was er mit dem Sternenstein bewirken wollte…
***
Patricia hatte den kleinen Rhett längst zu Bett gebracht. Mißtrauischer denn je, warf sie in regelmäßigen Abständen einen Kontrollblick ins Kinderzimmer. Sie fürchtete, daß der Spuk schon wieder auftreten könnte, und sie begann ihn zu fürchten. Schließlich war ihr nicht verborgen geblieben, was mit Zamorra, Nicole und dem alten Diener in Zamorras Arbeitszimmer passiert war! Und jetzt sah sie in dem unsichtbaren Spuk eine Gefahr, die auch Rhett bedrohte.
Aber wieso reagierte die weißmagische Abschirmung um das Château nicht? Die ließ doch nicht zu, daß schwarzmagische Geschöpfe eindrangen! Es konnte auch nicht sein, daß diese Abschirmung an einer Stelle durchlässig geworden war, weil sie nach ähnlichen früheren Vorfällen jetzt in regelmäßigen, relativ kurzen Abständen überprüft wurde, und die letzte dieser Prüfungen fiel genau in den Zeitraum, in dem Patricia sich vorher und hinter beobachtet gefühlt hatte.
Auch die Regenbogenblumen schieden als Möglichkeit für das Eindringen einer Finstermacht aus. Sie waren ebenfalls gesondert abgeschirmt. Nach menschlichem Ermessen konnte nichts, das eine Gefahr darstellte, herein.
Also mußte der Unsichtbare ungefährlich sein… warum aber hatte er dann Zamorra und die anderen betäubt, als sie versuchten, ihm auf die Spur zu kommen? Wenn er nichts Böses im Schilde führte, warum zeigte er sich dann nicht einfach oder ließ zu, daß man ihn sichtbar machte, wenn er selbst aus eigener Kraft nicht fähig war, seine Unsichtbarkeit aufzugeben?
Wie auch immer – Patrica fühlte sich im Château Montagne nicht mehr sicher.
Wieder einmal spielte sie mit dem Gedanken, abzureisen, heimzukehren nach Schottland. Zamorras Angebot, für die nächsten Jahre in Frankreich zu leben, bis Sir Rhett auf eigenen Beinen stehen und »sein Erbe« antreten konnte, war gut gemeint, aber mehr und mehr zeigte sich, daß Château Montagne ein Gefahrenpunkt war! Die Anstrengungen der Dunkelmächte, ihre Gegner, zu denen Professor Zamorra in vorderster Front gehörte, auszuschalten, konzentrierten sich immer wieder auf Zamorras Basis, und das war nun einmal dieses Schloß an der Loire.
Und Gefahr für Zamorra bedeutete logischerweise auch Gefahr für Rhett!
Andererseits hatte Patricia hier Freunde gefunden, und in den Lafitte-Kindern konnte Rhett in den nächsten Jahren gleichaltrige Spielgefährten finden. Auf Llewellyn-Castle war er relativ isoliert; in Cluanie, dem kleinen Dorf in der Nähe des Castle, gab es zwar viele alte Menschen, doch nur noch wenige Kinder; die meisten jungen Familien wanderten aus, weil es in der Nähe keine beruflichen und schulischen Perspektiven gab. Es zog sie nach Inverness und andere größere Orte. In Rhetts Alter gab es in Cluanie kein einziges Kind mehr.
Blieb noch das Beaminster-Cottage in der südenglischen Grafschaft Dorset. Das gehörte Zamorra ebenfalls und war meistens unbewohnt.
Sie entschloß sich, den Professor danach zu fragen. Vielleicht würde er sogar froh sein, daß sich jemand um das Cottage kümmerte. Auch wenn ihr, der Schottin, da zu viele Engländer in der Nähe herumliefen.
Aufmerksam betrachtete sie das Zimmer. Der Junge schlief ruhig in einer fast unmöglichen Stellung, die ihr ein amüsiertes Schmunzeln entlockte. Ein erwachsener Mensch würde garantiert mit schmerzenden Gliedern erwachen. Aber kleinen Kindern machte das in den seltensten Fällen etwas aus; sie schienen Gummiknochen zu besitzen.
Sonst zeigte sich nichts. Keine Veränderung. Der Unsichtbare hatte das Kinderzimmer nicht betreten, und wenn, dann hatte er zumindest nichts verändert. Patricia hatte sich genau gemerkt, wo diese und jene Dinge lagen, einmal abgesehen von fröhlich fortgeworfenen Schnullern oder
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