0534 - Der Unsichtbare
Niedergeschlagenen. Bevor er sich gleich selbst ans Autotelefon hängte und sowohl Robin anrief als auch über Funk Nicole unterrichtete, wollte er sich den besinnungslosen Fremden einmal näher ansehen. Plötzlich stutzte er. Das Dämmerlicht, fast schon Nachtdunkel, zeigte ihm nicht viel, aber seine tastenden Finger stießen auf etwas, das ihm nicht gefiel.
Was war das denn für eine Gesichtshaut? Die fühlte sich künstlich an…
Zamorras Finger glitten zwischen Kragen und Halsansatz!
Der Mann trug eine Vollmaske, die den ganzen Kopf umschloß! Jetzt, als Zamorra sich das Gesicht näher ansah, merkte er auch, daß es von der Form her eine leicht überzeichnete Karikatur sein mußte, die durch weitere Hilfsmittel wieder menschlich gemacht worden war; zumindest hatte jemand das zu erreichen versucht.
Mit einem entschlossenen Ruck zog Zamorra dem Mann die Maske über den Kopf.
Über welchen Kopf…?
***
Der Kleinwagenfahrer hatte am nächsten Ortseingang schneller eine Telefonzelle gefunden, als erwartet. Er wurde weiter vermittelt, und nur fünf Minuten nach seiner Begegnung mit dem Dämonenjäger war er mit Chefinspektor Robin verbunden und erstattete seinen Bericht. Die Erwähnung des Namens Zamorra brachte Robin auf Trab, noch mehr aber, daß da eine große Volvo-Limousine gestanden haben sollte. »Ein 940er?«
»Vielleicht. Ich konnte auf das Typenschild nicht achten.«
»Ich danke Ihnen sehr«, erwiderte er, legte den Hörer auf und sah verdrossen auf seine Uhr.
Jetzt sah es so aus, als müßte er doch noch 'raus. Aber hatte er sich diese Überstunden nicht selbst eingebrockt? Hoffentlich bekam er die Chance, sie irgendwann auch mal wieder abzufeiern.
Meistens kam er nicht unter einer Zehn- oder Elfstundenschicht nachhause.
Er rief die Spätschicht des Diebstahldezernats an. Die Jungs sollten auch mal was tun und sich diesen großen Volvo näher ansehen. Ob der mit dem lange gesuchten Fahrzeug identisch war?
Begeistert davon, mit Arbeit versorgt zu werden, waren die Kollegen nicht und ließen sich auch nicht dadurch aufmuntern, daß Robin ihnen seine eigene Anwesenheit ankündigte. Dann rief er bei der Fahrbereitschaft an. »Habt ihr einen Wagen für mich? Ich muß vor die Stadt…«
Er bekam seinen dunklen Citroën XM zugesichert und schaute noch kurz in der Telefonzentrale herein. »Wenn noch Anrufe kommen, leitet mir die ins Auto weiter, ja?«
Wenig später fuhr er los, der Überraschung seines Lebens entgegen.
***
Zamorra traute seinen Augen nicht.
Da, wo normalerweise jeder Mensch seinen Kopf hatte – war nichts!
Zumindest konnte er nichts sehen! Doch er konnte diesen Kopf fühlen, und im gleichen Moment, in dem er ihn berührte, wuchs aus dem Unsichtbaren eine dunkle schattenhafte Form. Sie wurde vor ihm nicht völlig stabil, sondern blieb leicht verwaschen, und die Dunkelheit verschluckte auch viele Feinheiten. Überrascht ließ Zamorra den Unsichtbaren los, dessen Kopf im gleichen Moment vor seinen Augen auch wieder verschwand.
Der Parapsychologe gab einen leisen Pfiff vor sich. Er hatte es mit dem Unsichtbaren zu tun, der im Château herumspukte und möglicherweise via Regenbogenblumen vom Planeten Tharon gekommen war – oder vielleicht doch nicht? Denn Nicole hatte doch dort gerade ebenfalls mit einem Unsichtbaren zu tun gehabt!
Also gab es mindestens zwei von ihnen…!
»Na, prachtvoll«, stieß Zamorra hervor, berührte den Außerirdischen wieder und sah erneut dessen Kopf als nebulöse Masse aus dem Nichts hervortreten.
Was war das für ein Wesen?
Humanoid, also menschenähnlich, mußte es sein, weil ihm sonst menschliche Kleidung nicht gepaßt hätte. Aber diese Augen… das waren keine Menschenaugen! Zamorra konnte Lider weder ertasten noch sehen, und die offenstehenden Augen glänzten oder spiegelten auch nicht. Sie waren wie stumpfe Facetten!
Und wie flach die Nase war! Der Mund dafür ein dünner Strich, und die Ohren…
Große Muscheln, die äußerst biegsam waren, unter Zamorras tastenden Fingern aber auch Muskelstränge zeigten! Also mußte dieses Wesen seine Ohrmuscheln, wenn er sie nicht gerade mit einer Menschenmaske bedeckte, recht gut bewegen können, ähnlich wie eine Katze!
Haare stellte Zamorra am Kopf des Fremden nicht fest.
Er richtete sich wieder auf, griff in die Türablage seines Wagens und nahm die Taschenlampe heraus. Mit ihr leuchtete er dann den Fremden ab und machte dabei die verblüffende Entdeckung, daß die Kleidung wie ein Hohlschlauch
Weitere Kostenlose Bücher