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0534 - Der Unsichtbare

0534 - Der Unsichtbare

Titel: 0534 - Der Unsichtbare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wie es natürlich auch stets war.
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Ich glaube nicht, daß er sich von einer Verhaftung hätte einschüchtern lassen, zumal ich mich höchstens auf den sogenannten« Jedermann-Paragraphen »hätte berufen können, weil ich ja keinen Dienstausweis der französischen Polizei besitze.«
    »Hm«, machte Robin. »Wenn das jetzt ein Kokettieren gewesen sein sollte…«
    Zamorra winkte ab. »Bloß nicht! Ich bin doch kein Polizist! Komm jetzt bloß nicht auf die Idee, deinen Vorgesetzten eine entsprechende Legitimation abzuringen… erstens paßt das nicht zu mir, und zweitens dürften die Odinsson-Akten dagegen stehen und dir selbst ungeahnte Schwierigkeiten bringen.« Von dem Sonderausweis des britischen Innenministeriums, der ihm überall im britischen Commonwealth polizeiliche Vollmacht verlieh, sprach er nicht. Allerdings benutzte er diesen Ausweis auch ungern, trug ihn nicht einmal immer bei sich, wenn er die britischen Inseln oder die anderen Commonwealth-Staaten besuchte.
    »Ich hätte es auch als Frechheit empfunden«, sagte Robin. »Was machen wir jetzt mit dem Unsichtbaren? Der war wirklich unsichtbar, ja?«
    »Wann endlich wirst du mir etwas glauben?« seufzte Zamorra.
    »Und jetzt ist er geflüchtet, nicht? Verdammt, ich hätte wirklich schießen sollen. Vielleicht hätte ich ihn an der Flucht hindern können.«
    Der Kollege von der Abteilung Einbruch, der ihnen gefolgt, war, steckte gerade seine Waffe wieder ein. »Hätte sicher Ärger gegeben, Pierre. Spätestens, wenn sich herausgestellt hätte, daß dieser Wunderknabe selbst unbewaffnet war. Lieber Himmel, sind wir hier in einem Science Fiction-Film, oder was geht hier ab?«
    »Ich hätte besser aufpassen sollen«, sagte Zamorra finster. »Aber es war eben Pech. Als Unsichtbarer kann er sich nun natürlich überall verstecken.«
    »Er trägt Kleidung und eine Maske«, sagte Robin. »Damit stimmt meine Theorie, die ich Brunot um die Ohren schlagen werde. Dieses Wesen hat mehrere Morde begangen. Aber wie sollen wir es ihm nachweisen? Als Unsichtbarer verschwindet er oder sie spurlos im Wald, und wir haben das Nachsehen. Wenn ich jetzt eine Doppel-H-Suche anordne, stehe ich wahrscheinlich nächste Woche am Champs Elysees als Verkehrsberuhiger, falls ich nicht überhaupt gefeuert werde.«
    »Doppel-H?« fragte Zamorra.
    »Hundertschaft und Hunde«, erklärte der Kollege vom Einbruch.
    Zamorra zuckte nur mit den Schultern. Er ging durch die Dunkelheit zwischen abgebrochenen Zweigen hindurch. Er fand Kleidungsstücke – alle! Der Unsichtbare, der sich nur durch die Sachen den Anschein der Sichtbarkeit gegeben hatte, hatte sie abgestreift und marschierte jetzt vermutlich nackt durch die Nacht.
    Die Spur zu verfolgen, die er zwischen abgeknickten Zweigen hinterlassen hatte, war aussichtslos.
    Irgendwo war nichts mehr zu entdecken. Vermutlich würde selbst bei Tageslicht keine Spur mehr zu finden sein.
    Robin war stinksauer.
    Er hatte immer noch nichts in der Hand.
    Es stand zwar fest, daß eine der gestohlenen Masken hier bei dem gestohlenen Volvo gefunden worden war, und es gab die Kleidungsstücke eines Ermordeten, die der Unsichtbare im Wald zurückgelassen hatte. Aber das sagte noch nicht, daß er auch derjenige war, der gemordet hatte. Das alles würde ihm erst bewiesen werden müssen.
    Einem Unsichtbaren?
    Ernsthaft befragt, zierten sich selbst die zwei Männer und die Frau vom Einbruchsdezernat, ihre Beobachtungen zu protokollieren, zumal der Unsichtbare selbst, den sie noch gesehen hatten, spurlos im Gehölz verschwunden war. Sie rechneten damit, daß man sie nicht für voll nahm und den entsprechenden Aussagen kein Gewicht gab und ihnen möglicherweise sogar Minuspunkte aufs Beförderungskonto schrieb.
    »Unsichtbare gibt's nicht – ganz gleich, was sich hier abgespielt hat. Das war zur Not ein Fehlalarm.«
    In diesem Moment wollte Zamorra sie nicht mehr aus der Pflicht lassen. Aber die Polizisten ließen sich auf nichts ein. »Wir haben den gestohlenen Wagen, wir haben die gestohlenen Karnevalsmasken und die Kleidung.« Daß der Fahrer des Wagens nicht sichtbar gewesen war, wollte allerdings keiner von ihnen mehr unterschreiben.
    Was nicht sein durfte, konnte auch nicht sein – einmal mehr Sieg der Bürokratie über die Wirklichkeit.
    »Dann kriegen wir den Burschen nie mehr«, murmelte Robin mißmutig. »Der zieht jetzt eine neue Masche auf und beginnt das ganze Trauerspiel wieder von vorn. Neue Morde, neue

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