0535 - Die Verdammte
fünf Dollar war er bereit, auch den Chrysler zu säubern.
Dabei schüttelte er den Kopf. »Wer hat Ihnen denn den Wagen so beschmiert?«
»Wenn ich das wüßte.«
Der Farbige, er trug helle Kleidung und eine Mütze mit dem Aufdruck des Hotels, schielte Bill von der Seite her an. »Das ist Blut, nicht wahr, Mister?«
Bill nickte.
Der Schwarze spritzte weiter. Er bewegte den Schlauch hin und her, um eine möglichst große Fläche zu erwischen. »Sir, mir steht es ja nicht zu, einen Kommentar abzugeben…«
»Tun Sie es trotzdem.«
»Haben Sie Feinde, Sir?«
Bill hob die Schultern. »Die hat wohl jeder. Sie doch auch, nicht wahr?«
»Ja, kann sein.« Der Schwarze grinste breit. »Aber nicht die Feinde, meine ich.«
»Sie wissen mehr?«
Der Schwarze nickte in dem Rhythmus, in dem er auch den Schlauch bewegte. »Ja, ich weiß mehr. Ich bin hier geboren worden, ich bin schwarz, ein Nigger, wie viele noch immer sagen, aber kein Kreole.«
»Was bedeutet das?«
»Ich mag den Mambo-Zauber nicht, Sir. Ich lehne ihn ab, ich hasse ihn. Er ist grausam.« Der Mann schwenkte die Düse zur Seite und stellte das Wasser ab.
Bill verengte die Augen. »Hat das etwas mit mir zu tun?«
»Und mit Ihrem Wagen, Sir. Das Blut eines Tieres ist vergossen worden. Sie sollten es als Bild sehen, Sir. Beim nächstenmal wird es vielleicht das Blut eines Menschen sein, und zwar das Ihre. An Ihrer Stelle würde ich vorsichtig sein und die Stadt verlassen.«
Bill schaute den Schwarzen an. Konnte er ihm vertrauen? Die letzten Worte waren nichts anderes als eine Warnung gewesen, aber nicht so gesprochen wie die auf dem Friedhof. Bill verließ sich auf seine Menschenkenntnis, der Mann log nicht. Auf seinem Gesicht lag so etwas wie das Gefühl der Besorgnis.
»Ich kann nicht weg.«
»Das ist schlecht.« Der Schwarze legte seine Stirn in Falten.
»Wissen Sie, ich muß noch jemand treffen. Vielleicht kennen Sie ihn sogar, Sie sind ja nicht mehr so jung, wie ich sehe.«
Der Farbige lachte. »Das stimmt. Meine Haare sind grau geworden, ich bekomme hier ein Gnadenbrot. Wie ein Pferd«, fügte er bitter hinzu.
»Es geht um Sweet.«
Der Mann starrte Bill überrascht an. »Sie… Sie sprechen von dem Musiker, Sir?«
»Genau den meine ich.«
»Den kenne ich. Sweet ist ein exzellenter Saxophonist, stadtbekannt, spielt im Crocodile Club.«
»Jeden Tag?«
»Ja, er kann nicht anders. Er soll mal gesagt haben, daß er mit dem Instrument in der Hand sterben wird. Er ist ein Magier auf dem Saxophon. Noch heute hören sie ihm zu, und einige sagen, daß er von Jahr zu Jahr besser würde.«
»Ist er Kreole?«
Der Mann nickte.
»Und wie verhält es sich bei ihm mit dem Mambo-Zauber?« hakte Bill nach.
»Ich weiß es nicht, Sir. Ich… ich muß jetzt weiter. Vergessen Sie, was ich gesagt habe. Und vielen Dank auch für die fünf Dollar. Tut mir leid.« Er rannte fast weg, was Bill Conolly wiederum wunderte, denn nur die Frage nach Sweet konnte nicht der Grund für dieses Verhalten gewesen sein. Es mußte noch einen anderen geben.
Bill hätte den Mann gern noch einmal gefragt. So sehr er sich auch umsah, er konnte ihn nicht entdecken. Dafür sah er einen anderen Mann, einen Weißen.
Trotz des warmen Wetters trug dieser als Kopfbedeckung eine Wollmütze. Dazu ein dunkles Hemd, eine ebenfalls dunkle Jacke und rote Hose aus dünnem Leder. Das Gesicht besaß einen indianischen Einschlag. Er sah fast so aus wie der Schauspieler Lee van Cleef in jungen Jahren.
Er schaute dem Reporter zu. Bill zeigte keine Furcht und schlenderte auf den Mann zu. »Suchen Sie mich?«
»Sicher.«
»Was wollen Sie?«
»Ihnen einen schönen Gruß von Lassardo bestellen. Die Maschine startet in knapp zwei Stunden. Sie sollten sich beeilen.«
»Und wenn ich bleibe?«
Der Mann mit dem Indianergesicht lachte. »Bleiben wollen Sie? Meinetwegen, aber denken Sie daran.« Er griff blitzschnell in seine Tasche und holte eine Hühnerkralle hervor.
Da drehte Bill durch.
Noch schneller als der andere reagierte er und packte das rechte Handgelenk des Mannes und drückte es zusammen. Dabei drehte er den Arm so weit herum, daß die Hand mit ihrer Fläche jetzt auf das Gesicht des Mannes wies. Bill stieß sie vor. Die Hühnerklaue schlug in das Gesicht des Mannes. Der Reporter war sich sicher, daß dieser Kerl in der vergangenen Nacht auf dem Friedhof dabeigewesen, war, und er gab ihm das zurück, was er selbst bekommen hatte.
Dreimal peitschte die Kralle in das Gesicht, dreimal
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