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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gekommen? Mein Bier kann ich auch woanders trinken.«
    »Du kennst ihn nicht, wie?«
    »Nein, nur seine Musik. Ist er hier?«
    Der Keeper nickte. »Wenn du dich umdrehst, Mister, siehst du da, wo es zu den Klos geht, einen Mann allein am Tisch sitzen. Neben ihm lehnt sogar sein berühmtes Saxophon an der Wand. Das ist er.«
    Bill drehte sich um. Der Keeper hatte nicht gelogen. Sweet saß in der Ecke, wo es ziemlich düster war. Er aß und trank. Mit einer Gabel stocherte er in einem Eintopf herum, der für Bill nicht identifizierbar war. Beim Essen starrte Sweet auf den Teller, so daß von seinem Gesicht nicht viel zu sehen war, nur das graue, schon schütter gewordene Haar fiel dem Reporter auf.
    »Danke!«
    »Ach so, Mann, noch eine Sache. Wenn Sweet nicht will, dann kannst du machen, was du willst. Er redet dann nicht.«
    »Klar.«
    Bill schaute noch einmal auf die Gäste. Er wurde den Eindruck nicht los, daß sie ihn beobachteten, obwohl sie so taten, als würden sie ihn nicht bemerken. Über seinen Rücken rann ein kalter Schauer.
    Er kam sich vor wie in der Höhle des Löwen. Bill hatte Lossardo den Krieg erklärt, und er war sich sicher, daß dieser längst darüber Bescheid wußte.
    Sein Schatten fiel über Sweets Teller. Der alte Musiker fühlte sich gestört und schaute hoch.
    »Darf ich mich setzen?« fragte Bill.
    »Es sind genügend Plätze frei.«
    »Ich möchte aber mit Ihnen reden.«
    »Ich nicht mit dir.« Sweet aß weiter.
    Bill beugte sich vor. Er versuchte es mit einem Bluff. »Ich komme von Evangeline«, sagte er leise, so daß nur Sweet seine Worte hatte verstehen können.
    Der Musiker ließ die Gabel los. Er starrte in seinen Eintopf und legte die Hände zusammen. Bill erkannte, daß er sehr lange Finger hatte. »Was will sie?«
    »Kann ich mich setzen?«
    »Gut.«
    Der Reporter holte einen Stuhl vom Nachbartisch. Er war schief und wackelte auch.
    Sweet hob den Kopf. Die dunkle Haut war ebenso faltig wie seine alte Jacke. An ihm fielen besonders stark die Lippen auf. Die sahen aus wie rosiges Fleisch.
    »Sie läßt dich grüßen.«
    Sweet bewegte die Lippen. »Das geht nicht.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Evangeline ist tot.«
    Bill mußte lachen. »Seit wann? Ich habe in der vergangenen Nacht noch mit ihr gesprochen.«
    »Seit knapp zwanzig Jahren. Sie starb kurz nach der Geburt ihrer Tochter. Also, was willst du wirklich?«
    »Das habe ich gesagt.«
    Der Musiker beugte sich vor. »Ich rede nicht gern über die Toten, verstehst du?«
    »Klar, ich meine auch die Tochter.«
    Sweet schob unruhig seine Hände über den Tisch. »Die Tochter«, wiederholte er, »das ist so eine Sache, Mister. Für mich gibt es die Tochter nicht. Ich will mit ihr nichts zu tun haben.«
    »Hat das einen Grund?«
    »Bestimmt.«
    Bill senkte seine Stimme bei der nächsten Frage. »Heißt der vielleicht Lossardo?«
    Bills Gegenüber verzog den Mund. Er spitzte die Lippen. Es sah so aus, als wollte er sein Gegenüber küssen. »Den Namen, Mister, den erwähnen Sie besser nicht mehr.« Er war in seiner Anrede sogar formell geworden, hob einen Finger und bewegte ihn von rechts nach links. »Haben wir uns verstanden?«
    »Natürlich. Trotzdem will ich Evangeline.«
    »Sie gehört ihm!«
    »Ich weiß.«
    »Dann bist du lebensmüde, Mister.«
    »Nein, das nicht. Nur kann ich es nicht leiden, wenn jemand Menschen kauft. Niemand hat das Recht, über einen anderen zu bestimmen. So steht es im Gesetz.«
    Der alte Musiker fing an zu lachen. »Gesetz«, sagte er und kicherte auf einmal schrill. »Was ist schon das Gesetz, Mister? Das Gesetz gilt bei euch im Norden, aber nicht hier. Wir haben unsere eigenen Gesetze, die von bestimmten Leuten gemacht werden.«
    »Wie von Lossardo?«
    »So ist es.«
    »Wie lautet sein Gesetz?« Bill setzte die Dose an und nahm einen Schluck Bier. Es war schon lau geworden.
    »Bist du ein Bulle?«
    Bill grinste. »Sehe ich so aus?«
    »Ja – oder wie ein Schnüffler, ein Teck, ein Privater, meine ich.«
    »Alles falsch.«
    Sweet starrte ihn an. Nach einer Weile nickte er. »Ja, ich glaube dir. Ich glaube dir sogar, daß du es ehrlich meinst. Kommen wir auf das Gesetz zurück. Er hat sein eigenes. Er ist der King, verstehst du das? Er lebt in den Sümpfen, und er holt sich die Leute.«
    Bill war etwas begriffsstutzig. »Leute? Wovon redest du überhaupt?«
    »Das kann ich dir genau sagen. Die Leute, die ich meine, kann man auch als billige Arbeitskräfte bezeichnen, die aus ihren Ländern rauswollen, um

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