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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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schaukelte ein großes Krokodil. Ob es echt und anschließend präpariert worden war oder aus Kunststoff bestand, konnte Bill nicht erkennen. Jedenfalls sah er das aufgerissene Maul und die gewaltigen Reißzähne.
    Jazz – live versprach ein Schild, das das Krokodil auszuspeien schien.
    Bill war froh, sein Ziel endlich erreicht zu haben. Er wischte noch einmal mit dem Tuch über die Stirn. Es war schon so naß, daß er es auswringen konnte.
    Hinter ihm hupte jemand. Das Fahrzeug, das sich an Bill vorbeischob, bestand aus völlig verschiedenen Hälften. Irgendein Künstler hatte sie zusammengeschweißt und aus zwei Autos eines gemacht.
    Auf ein Dach hatte man verzichtet. Der warme Wind fuhr in den offenen Wagen und wehte die Haare der Fahrgäste hoch. Sie waren gekleidet wie Typen aus den Söldner-Filmen. Halb militärisch und mit bunten Kopftüchern.
    Bill schaute dem Wagen nach, tauchte in die Staubwolke und überquerte die Straße.
    Vor dem Lokal hockten Menschen. Ältere Männer mit grauen Haaren und breiten Strohhüten auf den Köpfen. Sie rauchten, starrten in den Tag, unterhielten sich hin und wieder oder schielten auf die offene Eingangstür, aus der Musikfetzen drangen.
    Ein Saxophon klang nicht auf. Bill hörte eine schwermütige Melodie, die jemand auf einer Trompete spielte.
    Auch er wurde angestarrt, als er das Lokal betrat. Er schob sich unter dem Krokodil her. Dessen Augen sahen aus wie gläserne Linsen, als wäre dort die Optik einer Kamera versteckt.
    Der Straßenlärm blieb hinter ihm zurück, dafür empfingen ihn verschiedene Gerüche. Es roch nach Schweiß, Gewürzen, verschüttetem Bier, Rauch. Bei jedem Luftholen mußte sich der Reporter fast übergeben.
    An der von der Tür aus gesehen rechten Seite befand sich die Theke. Sehr lang und auch einfach. An dem langen Holztresen standen die Zecher und schütteten sich Bier oder Schnaps in die Kehlen. Es waren durchweg Farbige, die die Köpfe drehten, als Bill eintrat und über den mit Sägemehl bestreuten Boden schritt, um sich einen freien Platz zu suchen. Verfolgt wurde er von den Blicken der Gäste, hörte ihre Kommentare, die Bill kaum verstand, weil sie in einem für ihn unbekannten Dialekt gesprochen wurden.
    Er fand einen freien Platz am Kopfende. Dort stellte er sich hin und wartete auf den Keeper.
    Der kam, schaute Bill an und fragte: »Was willst du?«
    »Ein Bier!«
    »Glas oder Dose?«
    »Dose!«
    Der Keeper, ein dürrer Neger mit trüben Augen, nickte, bückte sich und holte die Dose aus dem Kühlfach. Er schob sie Bill zu, der die Kappe abriß und zuschaute, wie der helle Schaum überquoll. Bevor er ansetzte, spielte er mit einer Zehn-Dollar-Note.
    Der Keeper bekam gierige Augen. »Ist was?«
    »Moment.« Bill drehte sich erst um. Er blickte in den Raum hinein. Erst jetzt hatte er sich an den Qualm gewöhnt, der dort besonders dicht zu sein schien, wo Sonnenstrahlen durch schmale Fenster fielen und ihre Bahnen zogen.
    Es standen Tische und Stühle auf der Fläche. Dahinter lag ein Podium, auf dem der einsame Trompeter stand und sein Solo allmählich ausklingen ließ.
    Einige Gäste klatschten müde Beifall. Der alte Neger bekam einen Drink spendiert, bedankte sich und verließ seinen Platz.
    Der Keeper kehrte wieder zu Bill zurück, der inzwischen den ersten Schluck genommen hatte. Das Geld hielt er in seiner Faust versteckt. »Was willst du?«
    »Eine Auskunft!«
    »Und?«
    »Es geht um einen Gast.«
    »Darüber rede ich nicht.« Der Keeper nahm ein Handtuch und schleuderte es über seine Schulter.
    Neue Gäste betraten das Lokal. Kräftige Burschen mit einer braunen Haut. Mestizen oder Kreolen, die Stühle zusammenschoben und sich an einen Tisch hockten.
    »Es ist nicht schlimm.«
    »Zehn Dollar?«
    »Ja.«
    »Was willst du wissen?«
    Bill beugte sich so weit vor, bis er den Geruch des Mannes wahrnehmen konnte. »Ich bin ein Fan dieser Musik und vor allen Dingen ein Anhänger eines bestimmten Mannes. Ein Musiker, der hier schon lange auftritt und dessen Ruhm sich herumgesprochen hat.«
    »Sweet!« sagte der dürre Neger.
    »Genau.«
    Der Keeper grinste und öffnete die Hand. Bill legte den zerknüllten Schein auf die Fläche.
    »Sweet ist ein ganz Großer, Mister.«
    »Ich weiß, wo finde ich ihn?«
    »Was willst du denn?«
    »Ein Autogramm!«
    »Das besorge ich dir. Ist im Preis inbegriffen.«
    Bill lachte. »Das glaube ich dir gern. Nur möchte ich es mir von ihm persönlich abholen.«
    »Tatsächlich?«
    »Wäre ich sonst

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