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0535 - Die Verdammte

0535 - Die Verdammte

Titel: 0535 - Die Verdammte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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aber ich möchte gern wissen, wen Sie hier suchen?«
    Das erklärte ich ihm auf dem Weg zum Zoll.
    Tucker lachte. »Einen Bill Conolly kennen wir hier nicht. Sie sagten, er ist Reporter. Das ist nicht gut.« Tucker schüttelte den Schädel.
    »Weshalb nicht?«
    »Nun, weil man Reporter nicht mag. Wenigstens nicht dort, wo er sich umschauen wollte.«
    »Wo wollte er sich denn umschauen?«
    Tucker lachte wieder. »Bestimmt in den Bajous.«
    »Das ist möglich.«
    »Hat er dort etwas Bestimmtes gesucht?«
    Ich verschwieg die Wahrheit. »Nein, er wollte einen Bericht über die Sitten und Gebräuche schreiben, und zwar für eine große europäische Zeitschrift.«
    Tucker hatte begriffen. »Sitten und Gebräuche? Meinen Sie da Voodoo und Mambo?«
    »Das wird wohl auch mit hineinspielen.«
    »Es ist gefährlich.«
    »Ich weiß, deshalb bin ich ja hier.«
    »Nicht zum erstenmal, wie ich hörte. Voodooland liegt zwar einige Meilen weg, aber es ist nicht vergessen.«
    »Für mich schon. Mir geht es um meinen Freund.«
    Wir verließen die schützenden Hallen des Flughafens und traten hinaus in den grellen Sonnenschein, der mir widerlich heiß ins Gesicht stach. Schon jetzt bekam ich etwas von dem zu spüren, was mich in der Altstadt von Baton Rouge erwartete.
    Hitze, nur Hitze und Schwüle.
    »In diesem Jahr ist es schlimm«, erklärte Tucker, als er sich einen Hut aufsetzte. »Sie sollten sich auch eine Kopfbedeckung besorgen.«
    »Später. Wo fahren wir hin?«
    »Haben Sie ein Hotel gebucht?«
    »Das French Hotel.«
    »Gut gewählt. Es liegt fast in der Altstadt, auch nicht weit von den Swamps, den Sümpfen, entfernt.« Er startete. »Wie sieht es mit einem Leihwagen aus?«
    »Den besorge ich mir noch.«
    »Wie Sie wünschen.«
    Auf der Fahrt berichtete Tucker von seiner Stadt, in der es an allen Ecken und Enden kochte. Wahrscheinlich wollte er mich indirekt dazu auffordern, wieder zu verschwinden, ich sagte nichts und ließ ihn reden. Von der Seite her schaute ich ihn an. Tucker besaß eine Sattelnase, als hätte ihm mal jemand den Nasenrücken eingedrückt.
    Das Kinn stand etwas vor. Insgesamt machte er einen harten, wenn nicht sogar brutalen Eindruck.
    Trotz der Klimaanlage schwitzte er.
    Das mußte wohl an seinem Übergewicht liegen.
    »Die verdammten Sumpfratten machen uns immer mehr zu schaffen. Sie glauben nicht, was hier los ist.«
    »Sumpfratten?«
    »Ja, so nennen wir das Pack, das dort…«
    »Haben Sie Ausdrücke.«
    »Vergessen Sie London, Sinclair! Hier ist alles anders. Da sitzen die Messer verdammt locker. Das Klima, das widerliche Klima. Ich habe mal versucht, mich versetzen zu lassen, hat aber nicht geklappt. In New York wollten sie mich nicht.«
    »Kommen Sie von hier?«
    »Nein, aus Texas.«
    »Aha.«
    »Die Texaner sind noch immer die Besten.«
    »Und die Größten«, sagte ich. »Jedenfalls halten sie sich dafür.«
    »Es stimmt auch.«
    Unser Gespräch versickerte. Ich schaute aus dem Fenster und sah eine typische Stadt des Südens mit relativ breiten Straßen, nur wenigen Hochhäusern, dafür den weißen Bauten, wobei viele von ihnen noch aus Holz bestanden. Es herrschte Trubel und Leben.
    Bars, Cafés, Restaurants gab es in Massen, und sie alle besaßen einen europäischen, französischen Touch.
    Wer durch die Stadt wollte, mußte gut fahren können und starke Nerven haben. Wie Tucker. Wenn er geschnitten wurde, schnitt er auch, es passierte nichts.
    Bald wurden die Straßen enger und düsterer. Tucker deutete nach vorn, als wir anhalten mußten, weil spielende Kinder nur sehr widerwillig die Straße räumten. »Dort hinten ist ein Platz. Das weiße Gebäude auf der linken Seite ist das Hotel.«
    »Gut.«
    Zwei Minuten später hielt Tucker an. Er gab mir seine Karte, als ich den Koffer nahm. »Wenn Sie Ärger kriegen sollten, Kollege, rufen Sie mich an. Tag und Nacht.«
    »Ich werde es mir merken.«
    Das French-Hotel hätte auch in Paris oder Südfrankreich stehen können. Ein alter Steinkasten mit einem kleinen Park dahinter, zur Straße aber freiliegend und ohne Zufahrt. Vor der Tür stand ein Boy.
    Er riß sie auf. Ich betrat die angenehm kühle Halle und bekam mein telefonisch reserviertes Zimmer.
    Es lag im ersten Stock, war ziemlich klein und mit einem ebenfalls kleinen Balkon versehen, der zum Park hinführte, in dem die Bäume in tropischer Pracht blühten.
    Ich setzte mich auf die Bettkante und dachte nach. Wie sollte ich Bill Conolly finden?
    Einen Namen hatte ich noch. Evangeline

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