0535 - Shironas Nebelgeister
traute dem Boden nicht. Vermutlich war der Wagen so schwer, daß seine Räder in dem weichen Erdreich versinken würde. Nicht, daß es für Shirona ein Problem gewesen wäre, das Fahrzeug wieder freizubekommen. Doch sie wollte nicht, daß es zu Beschädigungen irgendwelcher Art kam, denn sie hatte vor, den Wagen später, wenn sie ihn nicht mehr benötigte, wieder zurückzugeben. Er hatte ihr nur als Mittel zum Zweck gedient. Sie hatte gehofft, auf der Autostraße jemandem zu begegnen. Allerdings hatte diese Begegnung nicht stattgefunden. Jener, dem sie zu begegnen gehofft hatte, schien einen anderen Weg gewählt zu haben.
Aber Reifenspuren vor dem Haus, dort, wo auch Shirona den gestohlenen Wagen abgestellt hatte, zeigten, daß jemand hier gewesen war.
Ansonsten konnte sie sich auf eine Art fortbewegen, die sie unabhängig von jedem Verkehrsmittel machte. Es kostete sie nur ein wenig Energie. Andererseits mußte sie mit magischer Energie sparsam umgehen. Die Voraussetzungen waren derzeit nicht günstig.
Langsam schritt sie jetzt auf das verfallene Haus zu.
Sie spürte Widerstand.
***
Nicole schlüpfte in ihren ledernen »Kampfanzug«, staffierte sich mit dem Dynastie-Blaster und dem Dhyarra-Kristall aus und nahm auch den Aluminium-Koffer mit, in dem sich allerlei weißmagische Utensilien befanden, von Gemmen über Pülverchen und Tinkturen bis zur Kreide und sonstigen Kleinigkeiten. Dann schritt sie hinab in die Kellerräume, um sich nach Florida versetzen zu lassen, so wie es gestern Zamorra getan hatte.
Sie trat zwischen die Regenbogenblumen. Sie konzentrierte sich auf Tendyke's Home – und blieb im Château-Keller!
Der Transport funktionierte nicht!
Nicole wiederholte den Versuch zweimal. Beim zweitenmal hatte sie das Gefühl, für einen winzigen Sekundenbruchteil entstofflicht zu werden, doch die Wiederverstofflichung erfolgte auch diesmal nicht wie gewünscht im Blumengarten von Tendyke's Home , sondern wieder zwischen den Blumen im Château-Kellerdom.
Nach Rom und zurück kam sie dagegen problemlos und brauchte deshalb die Strecke nach Schottland oder in die Sümpfe Louisianas oder in andere Welten erst gar nicht mehr auszuprobieren.
Offenbar hatten sich die Blumen in Florida noch nicht wieder erholt.
Nicole kehrte nach oben zurück. Sie rief nach Florida an. Dort brachte Scarth ein Handyphon auf die Terrasse hinaus, wo Zamorra Monica Peters bei ihren Schwimmübungen zusah. Nicole informierte Zamorra von ihren Fehlversuchen.
»Dann solltest du dich vielleicht ins Flugzeug setzen«, sagte Zamorra. »Schade, daß es mit den Blumen noch nicht klappt.«
»Du solltest sie mit Cognac düngen«, empfahl Nicole eingedenk der Erlebnisse in jener fremden Dimension, in der sie es ebenfalls mit kleinen Pflanzenablegern zu tun gehabt hatten. Don Cristofero hatte Cognac verschüttet, was den Pflänzchen verblüffenderweise zu erstaunlichem Schnellwachstum verholfen hatte. Aber… vielleicht hatte auch bei ihrer Rückkehr zur Erde der schwarzhäutige Gnom seine Zauberfinger im Spiel gehabt, ohne daß es jemand bemerkt hatte; möglicherweise nicht mal er selbst. Diesem kleinen, sympathischen Unglücksraben gelangen immer nur Zauberkunststücke, die er eigentlich gar nicht durchführen wollte. Was er beabsichtigte, ging dabei natürlich gründlich in die Hose.
Zamorra fragte sich, wie es ihm und seinem Herrn Christofero derzeit erging. Sie befanden sich ja wieder in ihrer eigenen Zeit, der Epoche des französischen »Sonnenkönigs«. Und da war immer noch eine Zeitspur offen; Zamorra entsann sich widerwillig, daß er auf jeden Fall noch einmal in jene Zeit zurückkehren mußte, um diese Lücke zu schließen. Er schob es immer wieder vor sich her. Denn – er würde sich anschließend den Zauberkünsten des Gnoms anvertrauen müssen. Aber das war ein Risiko, das er für sich selbst erst besser absichern mußte. Er arbeitete daran…
»Den Teufel werde ich tun«, erwiderte er auf Nicoles Vorschlag. »Was in Gaaps Welt funktionierte, könnte hier genau das Gegenteil bewirken. Wann kannst du fliegen?«
Nicole sah auf die Uhr. »Hier ist es jetzt fast schon wieder Abend. Ich sehe zu, daß ich gegen 20 Uhr möglichst einen Direktflug bekomme. Das wird zwar alles sehr knapp, aber… sechs Stunden über den Atlantik… in zehn oder fünfzehn Stunden kann ich bei euch sein.«
»Nach hiesiger Ortszeit also gegen Mitternacht«, überlegte Zamorra. »Na schön, ich warte.«
»Das gefällt dir gar nicht, wie?« fragte
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