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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle
Autoren: Jason Dark
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plötzlich vor der Kreolin, die an einem Holzpfahl gefesselt worden war, der in seiner Höhe noch ihren Kopf überragte.
    Bill blieb stehen. »Evangeline!« rief er.
    Auch sie hatte ihn gesehen, drehte den Kopf und schaute ihn an.
    Bill kannte den Blick des Mädchens sehr gut. Er erinnerte sich daran, daß er ihn bei ihrem ersten Zusammentreffen bis ins Mark getroffen hatte. Da war es wie ein Blitzstrahl durch ihn gefahren, und er hatte sich von einem Augenblick zum anderen in diese Person verliebt.
    Jetzt war dieser Blick anders geworden. Kälter, härter, düster und gleichzeitig abschätzender.
    Etwas war mit Evangeline geschehen…
    Bill mußte sich räuspern. Auch dann konnte er nichts sagen.
    Schwindel überkam ihn, die Gestalt des Mädchens und auch der Pfahl verschwammen vor seinen Augen.
    »Erkennst du sie?« fragte Lossardo überflüssigerweise.
    »Was soll das? Was habt ihr mit ihr gemacht?«
    »Wir nichts. Sie ist verändert, das gebe ich zu, aber damit haben wir nichts zu tun. Es ist einzig und allein auf den Einfluß ihrer Mutter zurückzuführen, nicht wahr, Kleine?« Er ging hin, streckte ihr die Hand entgegen und streichelte ihre Wange.
    Evangeline zuckte mit keiner Wimper. Sie richtete ihr Augenmerk jetzt auf Lossardo. »Geht es dir gut?« fragte er leise. »Geht es dir wirklich gut?«
    »Ja…«
    »Und wirst du deiner Mutter auch gehorchen, wie es eine gute Tochter tun soll?«
    »Ich habe es ihr versprochen!«
    Lossardo nickte und lobte sie gleichzeitig. »Brav«, sagte er, »das war sehr brav von dir. Aus diesem Grunde werde ich dir auch vertrauen.« Er schüttelte die Schlinge aus seinem Handgelenk, damit war der schwarze Panther frei. Der tat aber nichts, ging zur Seite und hockte sich nieder, die Geschehnisse dabei nicht aus dem Blick seiner gelblichen Augen lassend.
    Lossardo kümmerte sich um die Fesseln der Kreolin. Er holte aus der Tasche einen kleinen Schlüssel hervor, schob ihn in das Loch zwischen den beiden Ringen, drehte ihn einmal nach rechts und zog die Ringe auf.
    Evangeline war frei!
    Nicht nur ihre Arme sackten nach unten. Die ungewohnte Lage hatte sie geschwächt, so daß auch sie sich nicht auf den Beinen halten konnte und nach vorn fiel.
    Hätte sie Lossardo nicht aufgefangen, wäre sie gegen ihn geprallt.
    So aber hielt er sie fest und wartete, bis sie sich wieder erholt hatte und auf eigenen Beinen stehen konnte.
    Evangeline massierte ihre Handgelenke, an denen sich harte Druckstellen abzeichneten.
    »Du mußt schon entschuldigen, meine Kleine, aber es war nicht anders möglich. Ich wollte auf Nummer Sicher gehen. Die neue Mambo-Priesterin wird mir gehören.«
    »Nicht nur«, gab sie flüsternd zurück. »Ich gehöre auch mir selbst und meiner Mutter.«
    »Das versteht sich.« Er strich über seinen Pferdeschwanz, eine für ihn typische Geste. »Deine Mutter hat dich auf alles vorbereitet?«
    »Ja.«
    Lossardo war zufrieden. Er legte eine Hand auf ihre Schulter und drehte Evangeline so herum, daß sie Bill Conolly direkt anschauen konnte. »Du siehst, er ist wieder hier. Auch in der vergangenen Nacht ist er an dieses Grab gekommen. Da haben wir ihn gewarnt, nur können manche Menschen eben nicht hören. Es ist halt ihr Schicksal, und damit ist auch sein Schicksal besiegelt.«
    Möglicherweise wartete Lossardo darauf, daß Bill ihm eine Frage stellte, den Gefallen tat er ihm nicht. Er hielt sich zurück, weil er die Erklärung gern aus dem Munde der Kreolin gehört hätte.
    Evangeline zögerte noch. Erst nach einer Weile kam sie auf ihn zu.
    »Du hättest wirklich aus der Stadt verschwinden sollen, Bill. Nun ist es zu spät.«
    »Das weiß ich«, gab Bill zu. Auch seine Stimme klang leise.
    »Schade, es hätte passen können bei uns.«
    »Wieso?«
    »Ich hätte dich gern von hier weggeschafft. Ein Leben an der Seite dieses Menschen ist keines mehr. Daß du so etwas nicht begreifst, Evangeline?«
    Sie trat etwas zurück. »Ich glaube, da irrst du dich gewaltig, mein Lieber. Ich bleibe freiwillig bei ihm und auch, weil ich der Tradition gehorchen muß. Meine Mutter ist in mir wiedergeboren worden, ich setze ihre Tradition fort. In dieser Nacht, Bill Conolly, werde ich zur Mambo-Priesterin geweiht. Da werden die Kräfte, die bisher in mir geschlummert haben, voll zum Durchbruch gelangen. Ich lerne meine wahre Stärke kennen, und niemand kann mich daran hindern. Ich werde die Mambo-Königin von Baton Rouge.« Die Lautstärke ihrer Stimme hatte sich bei den letzten Sätzen
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