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0536 - Mambo-Hölle

0536 - Mambo-Hölle

Titel: 0536 - Mambo-Hölle
Autoren: Jason Dark
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flüstern, die wohl keiner der Männer verstand.
    Wie der Mexikaner und Dog reagierten, konnte Bill nicht sehen.
    Dafür hörte er den Panther. Das Raubtier stieß ein klägliches Winseln aus, als hätte es Schmerzen. Möglicherweise erfaßte es mit seinem Instinkt die Lage besser.
    Der Irokese war zwischen den anderen Grabsteinen verschwunden. Nur mehr seine »Gesänge« hallten herüber.
    Die Kreolin aber schwebte noch höher. Sie glitt lautlos, die Wolken umflorten den Körper, der erst zur Ruhe kam, als er die gleiche Höhe mit der Grabsteinkante erreicht hatte.
    Dort lag sie still.
    Sekunden vergingen.
    Dann begann sie zu sprechen. Sie redete zwar mit ihrer eigenen Stimme, dennoch hörte sich diese sehr verfremdet an, als würde gleichzeitig noch eine andere Person in die Stimme hineinsprechen.
    »Er ist da, ich spüre ihn genau. Der Geist meiner verstorbenen Mutter hat sich aus den Welten des Schweigens gelöst und ist in meinen Körper gedrungen. Es ist ein wunderbares Gefühl. Nie zuvor habe ich mich so stark und mächtig gefühlt, und ich spürte, daß es noch nicht das Ende ist. Endlich kann ich ermessen, was es bedeutet, eine Mambo-Priesterin zu sein. Es ist so etwas Wunderschönes, daß ich es kaum beschreiben kann. Es erfüllt mich ganz. Von den Füßen bis zu den Haaren spüre ich eine Kraft, die wie Elektrizität ist. Meine Mutter ist in mir, sie will mich zur Königin machen.«
    Vergeblich versuchte Bill, das Gesicht der Evangeline Cortland zu erkennen, um herauszufinden, ob es sich verändert hatte. Das Mädchen lag einfach zu hoch, er konnte nur gegen den unteren Teil ihres Körpers schauen.
    »Was sagt sie dir?« fragte Lossardo. »Hat sie eine Botschaft für dich oder mich?«
    »Sie will die Prüfung!«
    »Seinen Tod?«
    »Ja!«
    »Dann komm zu uns. Du kannst ihn dir holen, Mädchen, Wir alle warten auf diese Minute!«
    »Ich werde mir selbst den Befehl geben, wieder nach unten zu schweben«, erklärte sie.
    Bill achtete kaum darauf, wie sich der schlanke Mädchenkörper wieder der Graberde zusenkte. Er hatte genau verstanden, was nach diesem blutigen Mambo-Ritual folgen sollte.
    Seine Vernichtung!
    Evangeline sank nach unten. Der Vorgang lief in Etappen ab. Sehr seicht wirkend, hin und wieder unterbrochen, dann weitergeführt.
    Bill Conolly hatte erlebt, mit welch einer Konsequenz diese Verwandlung vonstatten gegangen war, und er wußte auch, daß er mit der gleichen Konsequenz getötet werden sollte.
    Wo war der Ausweg?
    Wieder drehte er seinen Kopf. Nein, keine Chance, denn Dog stand hinter ihm.
    Ein schwerer Revolver schimmerte matt im Licht des Mondes.
    Den Panther sah Bill nicht. Er mußte seinen Standort gewechselt haben. Auch der Irokese tauchte nicht mehr auf, nachdem er verschwunden war. Sein Singen war ebenfalls verstummt.
    Evangeline Cortland berührte die Grabrede. Aus deren Spalten strömte zwar noch immer der Dunst, aber längst nicht mehr so dicht. Steif wie ein Brett blieb sie liegen. Erst nach einer Weile zog sie die Beine an, gab sich selbst genügend Schwung, um dann mit einer ruckartigen Bewegung aufzustehen.
    Sie stand vor dem Grab!
    Endlich konnte Bill in ihr Gesicht sehen und hatte das Gefühl, in eine Totenmaske zu schauen.
    Wie hatte es sich verändert!
    Die Schwaden klebten zwar nicht mehr auf ihrer Haut, dennoch war sie anders geworden. Von der Farbe her hatte sie einen blaugrauen Ton bekommen und der Ausdruck zeigte einen Alterungsprozeß, ohne allerdings Falten geworfen zu haben. Über dieses Gesicht mußte sich ein zweites geschoben haben, eine andere Erklärung konnte Bill sich nicht vorstellen. Sie lag auch im Bereich des Möglichen, denn Evangeline hatte Kontakt zu ihrer Mutter gehabt und sich mit ihrem Geist verbunden.
    Auch die Haare wirkten anders als sonst. Sie waren viel dichter geworden, in die Höhe gekämmt, als wäre jemand mit einer gewaltigen Bürste hindurchgefahren.
    Mondlicht fiel auf die Gestalt und gab dem Gesicht abermals einen anderen Ausdruck.
    Jetzt wirkten die Wangen wie mit einem metallischen Glanz überzogen, der sich zudem in den Augen fortsetzte. Der Mund sah blaß aus, er war zu einem Lächeln verzogen, das Bill Conolly galt.
    Evangeline Cortland hatte die Nachfolge in der Sippe antreten sollen und war es auch geworden. Ein Mensch, dessen Wille und Handeln vom Geist einer Toten diktiert wurde.
    Das schien auch Lossardo bemerkt zu haben, denn sein Blick war etwas skeptisch geworden.
    Evangeline hatte nur noch Augen für Bill Conolly.
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