0536 - Mambo-Hölle
Wasserlauf. Grillen hatten ihr Konzert angestimmt. Die Luft kam uns vor wie in einem Treibhaus, vom Wasser her wehte ein fauliger Geruch über den Platz vor den Häusern.
Es brannten nur wenige Lichter. Die meisten Buden lagen in tiefer Dunkelheit. Wenn Licht zu sehen war, dann schaukelten die Laternen vor den Eingangstüren. Ihr Schein strich schweigend über den staubigen Boden.
Auch am Wasser leuchteten die Laternen. Auf der grünen Oberfläche entstanden blitzende Reflexe.
Stimmen erreichten unsere Ohren.
Irgend jemand saß noch draußen und hörte Radio.
Soulmusik wehte traurig zu uns herüber.
Bill streckte sich, als er tief Luft holte. Es war so etwas wie ein Startzeichen bei ihm. »Ich glaube, John, wir sollten uns langsam die Bude ansehen.«
»Abgemacht.«
Niemand störte uns, als wir den Platz betraten. Staub hing in der Luft. Der Wind war eingeschlafen. Zwar schien nicht mehr die Sonne, aber das Gebiet war noch aufgeheizt wie ein riesiger Backofen.
Auch wir schwitzten. Viel getrunken hatten wir beide nicht.
Trotzdem wunderte ich mich darüber, daß man noch derart schwitzen konnte. Ich hatte keinen trockenen Faden mehr am Leib und roch auch dementsprechend. An unseren Hosenbeinen klebten Gras und Blätter. Erinnerungen an den höllischen Waldspaziergang.
Das Schnellfeuergewehr hielt ich mit beiden Händen fest. Mittlerweile hatte ich mich so an die Waffe gewöhnt, daß sie mir schon fehlen würde. Ob wir beobachtet wurden, konnte ich nicht sagen.
Die Scheiben der Fenster waren jedenfalls nicht erleuchtet, aber hinter ihnen konnten sich Gesichter verbergen, die wir nicht sahen. In dieser schwülen Nacht würden nur die wenigsten schlafen.
Ich hatte mich auf einen plötzlichen Angriff eingestellt, doch man ließ uns seltsamerweise in Ruhe. So konnten wir uns ungestört dem Haus der Evangeline Cortland nähern.
Niemand erwartete uns. Wir sahen die Umrisse der Veranda.
Auch sie war leer.
Irgendwo knarrte etwas. Es hörte sich sehr gleichmäßig an. Das Geräusch war uns auch nicht unbekannt. Bill fand die Lösung als erster. »Ein Schaukelstuhl!« flüsterte er.
»Der sich von allein bewegt?«
Mein Freund hob die Schultern.
Ich wollte mir das jedenfalls genauer anschauen. Das Geräusch war von rechts gekommen. Dieser Richtung wandten wir uns auch zu. Schon bald schälten sich die Konturen eines weiteren Hauses aus der Finsternis. Es lag in völliger Dunkelheit, war etwas niedriger als das der Evangeline Cortland und hielt den Vergleich mit einem Bungalow durchaus stand. Die Veranda war überdacht.
Wir konnten nun auch erkennen, wer das Knarren verursachte. Es war tatsächlich ein Schaukelstuhl, in dem jemand hockte, wie wir nun sehen konnten.
Ob der Mann schlief, wach oder tot war, war nicht festzustellen.
Jedenfalls bewegte er sich nicht. Wir sahen nur seinen hellen Haarschopf. Ich ging davon aus, daß es sich bei ihm um einen älteren Mann handelte.
Ich betrat die Veranda als erster. Bill blieb am Gitter zurück und gab mir Rückendeckung.
Unter meinen Schuhen knarrten die Bohlen, und dieses Geräusch ließ den Mann hochschrecken.
Angstvoll und tief erschreckt weiteten sich seine Augen, als er in die Mündung meiner Waffe schaute.
»Keinen Laut, bitte!«
Er nickte. Der Mann war ein Farbiger und schien kurz vor dem Greisenalter zu stehen. Auf seinem Kopf wuchs das helle Haar wie eine grade Wolle und reichte bis zu den Ohren.
»Tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe«, sprach ich ihn an. »Es ging nicht anders.«
»Was wollen Sie?«
»Nicht so laut, bitte.«
»Nur ein paar Auskünfte.«
»Ich weiß nichts.«
»Das wird sich herausstellen. Es geht um das Nachbarhaus, in dem Evangeline Cortland lebt. Haben Sie gesehen, wann das Mädchen zurückgekommen ist?«
»Nein!«
»Ist sie denn da?«
Er bewegte unruhig seine knochigen Finger und senkte den Kopf.
Mir war klar, daß er log, aber auch die Furcht las ich auf seinen Zügen. »Ich werde Ihnen nichts tun…«
»Aber die anderen.«
»Wieso?«
»Sie sind da. Lossardo und das Mädchen. Sie haben mich… ich meine, ich sollte Wache halten.«
»Dabei sind Sie eingeschlafen?«
»Ja.«
»Wie schön für uns. Die beiden halten sich also im Haus drüben versteckt?«
»So ist es.«
»Wissen Sie auch, wo?«
»Nein, aber sie haben Fallen aufgestellt.«
»Welche Fallen?«
»Ich sah sie über den Boden kriechen und lange dünne Schnüre ziehen, Sir. Besonders an der Tür und an den Fenstern.«
»Wozu macht man so
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