0536 - Mambo-Hölle
wäre es ihm noch gelungen, dem Hieb zu entgehen, ich änderte die Richtung und traf.
Der Hieb schleuderte ihn schräg in den Gang hinein. Mit dem Rücken prallte er gegen eine Tür, die unter seinem Gewicht nachgab.
Ich jagte ihm nach, ließ ihn nicht erst zur Ruhe kommen, aber meine Hektik war unnötig. Der Mann hatte genug. Er lag auf einem roten Teppich, der einen Raum bedeckte wie man ihn von der Einrichtung her nur aus dem vergangenen Jahrhundert kannte.
Schwere Möbel aus dunklem Holz, die entsprechenden Sessel, die Bilder, das alles erinnerte mich an die Historie der Südstaaten. Etwas besorgt schielte ich auf den Propeller unter der Decke. Mit diesem Instrument hatte ich vor kurzem noch bösen Erfahrungen gemacht.
Den Kerl hatte es schwer erwischt. Er lag auf der Seite und atmete röchelnd. Noch immer hielt er sein Messer umklammert. Aus der Nähe gesehen, wirkte die Klinge noch furchterregender. Sie besaß schon die Breite einer Machete, lief vorn nach innen geschwungen zusammen und endete in einer gefährlichen Spitze.
Ich nahm dem Mann das Mordinstrument aus der Hand und drehte ihn behutsam auf den Rücken.
Er stöhnte auf, weil seine Schulter berührt worden war. Dort hatte ich ihn mit dem Gewehrlauf getroffen.
Mich starrte er an und auch das dunkle Loch der Mündung, das über seinem Kopf schwebte.
Ich nickte ihm zu. »Das hättest du dir ersparen können!« sagte ich rauh.
»Geh zur Hölle.«
»Erst wenn ich mit Lossardo gesprochen habe!«
Trotz seiner Schmerzen kicherte er. »Du und Lossardo sprechen? Der wird dich den Alligatoren zum Fraß vorwerfen, du verfluchter Hundesohn.«
»Ich schmecke diesen Tierchen nicht«, erwiderte ich und drückte den Gewehrlauf so weit nach unten, daß die Mündung gegen sein Kinn tippte. »Ich an deiner Stelle würde mich kooperativer zeigen. Du hast keine Chance mehr. Falls du auf feinen Kumpan warten solltest, der liegt im Gras und schläft für einige Stunden.«
»Wie schön für ihn.« Er tastete nach seinem rechten Arm und auch an die Schulter. Dabei verzog er das Gesicht.
»Noch mal, wo finde ich Lossardo?«
»Keine Ahnung.«
»Gut, fangen wir die Sache anders an. Ich suche noch jemand. Einen Mann namens Bill Conolly. Wo kann ich ihn finden?«
»Den kenne ich nicht.«
»Das glaube ich dir sogar.« Ich begann damit, Bill zu beschreiben, ließ den Kerl dabei jedoch nicht aus den Augen. Dabei sah ich, wie seine Wimpern sich hektisch bewegten. Für mich ein Beweis, daß er Bill zumindest schon gesehen haben mußte.
»Kenne ich nicht!«
»Weshalb lügst du?«
»Hau ab!« würgte er hervor.
Das wollte ich nicht. Ich mußte wissen, was mit meinem Freund geschehen war. Seinetwegen hatte ich die Reise überhaupt unternommen. Bill war verschwunden, er hatte sich weder bei seiner Familie noch bei mir gemeldet, es brannte also, und ich mußte mit dem Schlimmsten rechnen.
»Wo?« fragte ich nur.
Vielleicht hatte es an meinem Gesichtsausdruck gelegen oder war an meinem Blick; der Kerl vor mir holte tief Luft und deutete so etwas wie ein Nicken an. »Ja, verdammt, ich kenne ihn.«
»Gut, und weiter?«
»Ich habe ihn gesehen. Er hätte sich nicht in unsere Angelegenheiten einmischen sollen.«
»Was habt ihr mit ihm gemacht?«
»Er bekam eine Warnung. Wir trafen ihn auf dem alten Friedhof. Dort hatte ihn Evangeline hinbestellt. Aber sie ist nicht gekommen, wir waren da und haben ihm gezeigt, wo es langgeht. Er bekam eine Abreibung, mehr nicht, ehrlich.«
»Die überlebt man.«
»Klar.«
»Aber wie ging es weiter?«
Ich hatte meine Hand in die offene Wunde gelegt, bildlich gesprochen. Es war dem Knaben anzusehen, daß er nicht so recht mit der Sprache herauswollte. Seine Zungenspitze glitt über die feuchten, zuckenden Lippen.
»Weiter!« bohrte ich.
»Er… er hat die Warnung nicht beachtet, tut mir leid. Ich selbst war nicht dabei, aber …«
»Wobei?«
»Lossardo reizt man nur einmal. Er warnt auch nur einmal. Wenn der andere nicht gehorcht, ist es aus. Hau du lieber ab! Lossardo ist hier der King, ihm gehört alles.«
»Auch Evangeline?«
»Sicher.«
»Wer ist sie?«
»Seine Sklavin. Er hat sie gekauft.«
»Das meine ich nicht. Ich will wissen, welche Kräfte in ihr schlummern. Ist sie etwas Besonderes?«
»Ja, wie ihre Mutter, erzählt man sich. Sie kann mit dem Jenseits in Kontakt treten.«
»Ach so.«
»Mehr weiß ich auch nicht.«
»Aber sie hat Bill in die Falle gelockt. Habe ich das richtig verstanden?«
»Klar doch.« Er
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