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0537 - An Bord der MARCO POLO

Titel: 0537 - An Bord der MARCO POLO Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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ich begreife nichts!"
    sagte Suragess.
    Edmond sagte beschwichtigend, wie ein Vater zu seinem Sohn: „In einigen Stunden werden Sie alles begreifen können."
    „Ja?"
    Ein Hoffnungsschimmer zeichnete sich im Gesicht des Mannes ab.
    Dann lehnte er sich wieder schwer an die Wand und sagte traurig und tonlos zu Pontonac: „Du kannst mir auch nicht helfen ..."
    Edmond vergewisserte sich noch einmal, ob Wisbay keine Waffe oder keinen Gegenstand bei sich hatte, der sich als Instrument zur Zerstörung verwenden ließ. Dann ging er und sah sich noch einmal um. Suragess Wisbay lehnte noch immer in der dunklen Ecke und redete unverständliches Zeug vor sich hin.
    Sein Verstand war überlastet.
    Suragess Wisbay erkannte dunkel, daß sich in den letzten Wochen für ihn viel geändert hatte. Etwas in ihm war in zwei Teile gespalten.
    Eines davon war die Erinnerung.
    Sie war sehr undeutlich und schleierhaft, Suragess erinnerte sich in einer Anzahl von Bildern, die in einer langen Reihe hintereinander aufgestellt waren. Ganz hinten, die verschwimmenden Bilder, waren die einer Zeit, in der er sich sehr wohl gefühlt hatte. Sie wurden immer undeutlicher.
    Suragess erinnerte sich auch schwach an dieses Schiff; an eine Anzahl großer und freundlicher Räume, an viele andere Menschen, die mit ihm zusammen etwas getan hatten. Aber kaum sah er die Maschinen, die Schränke mit allen ihren Lampen und Lichtern und den unerklärlichen Knöpfen und Hebeln, verschwamm die Erinnerung.
    Dies alles war einmal gewesen.
    Er hatte inmitten dieser Masse aus Material, das er nicht kannte und nicht mehr wiedererkannte, gearbeitet.
    Arbeit? Was war das?
    Er hatte etwas getan. Etwas, das ihn gefreut hatte, und das in irgendeiner Weise notwendig gewesen war. Erinnerte er sich an diese Zeit, die weit zurücklag, dann sah er Bilder voller Farben und schillernder Bausteine, in denen geheimnisvolle Drähte und Gebilde leuchteten.
    Und dann - plötzlich: „Alles ist abgerissen. Ich habe Hunger. Ich friere ...", sagte er zitternd.
    Er ahnte, daß es etwas gab, das damals geschehen war.
    Es hatte ihn aus einer ruhigen und erlebnisreichen, aus einer stillen und aufregenden Zeit herausgerissen und alles abgeschnitten. Er erinnerte sich an Schmerz und Hunger, an quälende Gedanken. An ein Dahinvegetieren unter freiem Himmel. Und an Schmutz und Männer, die ihn schlugen und ihm das Essen wegnahmen, das er zusammengescharrt oder gestohlen hatte.
    „So lange ...", flüsterte er.
    Stets dann, wenn er sich erinnerte, begannen die Gedanken daran schmerzhaft zu werden. Er wußte, daß die schmerzhaften Erinnerungen einen sehr großen Raum einnahmen.
    Die Bilder, die er von dieser Zeit besaß, waren voller Greuel und Hoffnungslosigkeit.
    Dann kam eine Zeit, in der die Gedanken etwas schärfer wurden.
    Als habe jemand einen Schleier weggezogen davon.
    Er hatte jemanden getroffen, der ihm eine schöne Geschichte erzählt hätte. Dieser ältere Mann - Suragess hatte seinen' Namen vergessen oder niemals erfahren - wußte, daß ein großes, eisernes Ding auf sie wartete. Ihre ehemalige Heimat für lange Jahre. Dort würde es Essen geben, Wärme und gute, saubere Kleidung. Man würde sich freuen, wenn sie kamen.
    Suragess hatte nicht lange nachgedacht, denn die Fähigkeit des klaren Denkens war ihnen allen nicht gegeben.
    „Aber damals ... früher ... wir haben alles gekonnt!" meinte er verdrossen.
    In seinem Verstand herrschte ein heilloses Durcheinander.
    Es gab keinen einzigen festen Punkt, an den er sich halten konnte. Alle Grenzen und alle Markierungen waren verschwommen und unsicher.
    Sie hatten eine lange Wanderung begonnen.
    Der Ältere schien zu wissen, wo dieses große, runde Feuerding stand, das wie ein Gebirge aussah. Sie waren durch Regen und Gewitter gezogen. Damals, nach dieser bösen Zeit, hatten sich sogar Wind und Wetter gegen sie verschworen. Zitternd vor Kälte und triefend vor Nässe waren sie gewandert. Stundenlang, tagelang.
    Dann wieder kam die Sonne heraus, und alles wuchs, das Gras unter ihren zerfetzten Stiefeln schien förmlich aus dem Boden zu schießen. Kleine und große Tiere wurden aufgescheucht. Die lange Wanderung ging weiter.
    Tagelang.
    Wochenlang.
    Schließlich kletterten sie, die Sonne über sich, einen gewaltigen Abhang hoch, der von Trümmerresten übersät war.
    Dazwischen wuchsen Gras und kleine Büsche. Auf dem Kamm dieses Berges standen riesige, uralte Bäume. Dort hatten sie gerastet und andere Gruppen getroffen.
    Sie alle wollten

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