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0537 - Karas grausame Träume

0537 - Karas grausame Träume

Titel: 0537 - Karas grausame Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zu sehen, daß in diesem Raum sich das Böse verdichtet hatte.
    Normales Licht brannte nicht. Die Helligkeit wurde durch Kerzen verbreitet, die wiederum in kleinen Nischen standen, deren Innenwände eine andere Farbe zeigten als die der übrigen.
    Man hatte sie angestrichen. In blassen, aber gleichzeitig hellen und pastellfarbenen Tönen.
    Ein lichtes Blau, ein sanftes Grün, ein weiches Rosa, das waren die Farben, die das Licht der Kerzen hervorhoben. Zum Inneren des Tempels hin waren die Nischen offen, so daß noch genügend Licht hineinfließen und seinen Schein über die versammelten Menschen werfen konnte.
    Der Spitzel Peter hatte von Männern und Frauen gesprochen. Innerhalb der beiden Bankreihen hockten Männer und Frauen beisammen.
    Sie saßen wie angeleimt auf ihren Sitzen, wobei sie alle die gleiche Kleidung trugen.
    Lange, sackartige Gewänder, so daß die Frauen kaum zu unterscheiden waren.
    Sie hockten gebeugt auf ihren Plätzen, hatten die Köpfe allerdings so erhoben, daß sie auch nach vorn schauen konnten. Sie entdeckten keinen Altar. Nicht in diesem Tempel.
    Vorn befand sich ein im Boden eingelassenes Rechteck. Aus der Tiefe wurde es angestrahlt.
    Gleichzeitig saugte das Rechteck das aus der Tiefe strömende Licht auf, es gab also nichts an die Umgebung ab, damit es in der allgemeinen Düsternis in der Tempelmitte doch wirkte wie eine künstlich geschaffene Insel.
    Ein Phänomen?
    Möglicherweise. Ich aber ging davon aus, daß dieses helle Rechteck nicht grundlos dort zu sehen war, denn auch die Anwesenden interessierte allein das Licht.
    Gesehen hatte uns niemand. Keiner der Versammelten sah auch nur einen winzigen Grund, den Kopf zu drehen. Wenn sich etwas abspielte, dann eben vorn.
    Ich trat zurück, so daß ich dicht neben meinem Freund Suko zum stehen kam.
    Er nickte mir zu, dann brachte er seine Lippen dicht an mein Ohr.
    »Wenn mich nicht alles täuscht, warten die auf was.«
    Der Ansicht war ich auch. »Nur, auf was?«
    Suko hob die Schultern.
    Wir sahen keinen Grund, unseren Beobachtungsplatz zu verlassen. Ich warf noch einen Blick auf die nicht völlig geschlossene Tür. Der Spalt konnte so bleiben. Er störte und irritierte niemanden.
    Vom Eingang aus gesehen, hielten wir uns an der rechten Seite des Tempels auf. Dicht vor uns endeten auch die Bankreihen. Die Distanz zwischen den letzten Reihen und der Ausgangstür war ziemlich groß.
    Ebenso wie der Platz, wo sich das Rechteck im Boden abzeichnete und das Licht so wirkte, als wäre es in die Seiten hineingemalt worden.
    Niemand drehte sich um. Es war nicht still. Hin und wieder atmete jemand gepreßt, als würde er unter Schmerzen leiden. Dann vernahmen wir ein leises Hüsteln oder ein »Pssst« von den Personen, die sich durch die Geräusche gestört fühlten.
    Über den gebeugt dasitzenden Rücken der Menschen lastete eine Woge des Schweigens. Uns beiden war klar, daß diese Personen auf irgend jemand oder auf ein bestimmtes Ereignis warteten.
    Wann dies eintreten würde, das wußten sie und wir erst recht nicht. Uns blieb nichts anderes übrig, als auch darauf zu hoffen.
    Untätigkeit und Warten paßten mir überhaupt nicht. Gelangweilt ließ ich meine Blicke durch das Gewölbe wandern. Nicht eine Säule stützte die flache Decke. Auch sie war in einer grauen Farbe gestrichen worden, allerdings heller als die Steine.
    In den Nischen brannten die Kerzenflammen ohne Bewegung. Es wehte kein Wind, der sie hätte flackern lassen können.
    Selbst die Kerzen bestanden aus grau eingefärbtem Wachs. Die Wände der Nischen dagegen waren farbig gestrichen worden.
    Brutal wurde die Stille zerrissen!
    Der Schrei eines Menschen peitschte durch den Tempel. In der ersten Reihe war jemand aufgesprungen, streckte die Arme in die Höhe und ballte die Hände.
    In das noch zwischen den Wänden tobende Echo seines Schreis, brüllte er die nächsten Worte.
    »Exorzist, wir rufen dich! Erhöre uns! Komm endlich und zeige dich uns! Wir wissen, daß es dich gibt. Wir erwarten dich. Wir haben unsere Hoffnungen in dich gesetzt…«
    Es waren harte Worte. Auch schnell ausgestoßen, und der Mann hatte dabei seinen Blick auf das Lichtrechteck gerichtet, ohne daß sich dort jedoch etwas tat.
    Suko stieß mich an und deutete auf die Personen, die zwar noch saßen, ihre Haltungen aber so verändert hatten, als wollten sie im nächsten Augenblick aufstehen.
    Das passierte nicht, dafür geschah etwas anderes. Der Mann, der so laut geschrien hatte, nahm wieder Platz. Er

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