Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Stimme, bei der René schon scherzhaft vorgeschlagen hatte, sie an die Feuerwehr zu verkaufen - als Alarmsirene. Sowohl Gabrielle als auch René liebten ihre Tochter und waren sehr geduldig, aber manchmal war ihi Geschrei doch nicht mehr so ganz normal, fanden sie. Arlene fremdelte gewaltig und wandte sich manchmal sogar von ihren Eltern ab.
    Doch ansonsten war sie gesund. Von den Kinderkrankheiten anderer Babys blieb sie verschont. Sie schien auch etwas schneller zu wachsen als die anderen. Manchmal wirkten Arlenes Augen, als verstehe sie längst, was um sie herum vorging.
    Einerseits war es natürlich schön, so einen ›Frühstarter‹ zu haben, der anderen Kindern gleichen Alters voraus war. Andererseits aber war das nicht ganz normal und konnte über kurz oder lang zu Schwierigkeiten führen - in Zweifelfällen für das Kind selbst, wenn es mit Altersgenossen - irgendwann einfach nicht mehr zurechtkam und sie weit überflügelte, um dafür von anderen, denen es in der Entwicklungsstufe gleichstand, seines zu geringen Alters wegen nicht akzeptiert zu werden…
    Allerdings war das alles noch Zukunftsmusik. Die Dozards gingen davon aus, daß die rasante Entwicklung der kleinen Arlene sich wieder normalisieren würde.
    Aber schon bald wurde Arlene zum Problemkind…
    ***
    »Du hast es also tatsächlich getan«, sagte Zorrn. »Das hatte ich dir eigentlich gar nicht zugetraut, Zorak«
    »Wollt Ihr den Leichnam sehen?« fragte Zorak, von seinem männlichen Ich-Anteil dominiert, kalt und brutal.
    Zorrn wehrte ab. »Ich vertraue dir«, sagte er spöttisch. »Ich bin nicht daran interessiert, einen häßlichen kleinen Kadaver anzuschauen. Tu mit ihm, was du für richtig hältst.«
    Zorak schwieg. In aggressiver Haltung wartete er darauf, daß das Familienoberhaupt den Unterschlupf wieder verließ, den Zorak immer noch bewohnte. Aber Zorrn machte noch keine Anstalten zu gehen.
    »Du siehst mich an, als wolltest du mich töten«, sagte er. »Was ist los mit dir? Du solltest erleichtert sein, daß dir eine Last genommen wurde. Glaubst du im Ernst, du hättest mit dieser Mißgeburt glücklich werden können?«
    Ja, dachte Zorak. Aber nicht unter deinesgleichen. Vielleicht anderswo. Doch ihr würdet mich überall finden. Ich bin nicht Astardis, dessen Versteck niemand kennt. Ich habe nicht seine Macht, mich zu schützen.
    Jetzt aber würde Ruhe herrschen um die kleine T’Carra. Kein Dämon würde annehmen, daß T’Carra noch lebte und als Wechselbalg ausgerechnet bei Sterblichen aufwuchs. So betrachtet, war zumindest T’Carra sicher.
    »Wann willst du dich noch einmal reproduzieren?« fragte Zorrn fast beiläufig.
    Jeder aus der eingeschlechtlichen Corr-Sippe war insgesamt dreimal in seinem Leben fähig, einen Nachkommen zu erzeugen. Für gewöhnlich lagen ein paar Jahrhunderte zwischen den einzelnen Geburten. Die Corr brauchten keine riesige Sippe. Sie waren mit ihrer relativ geringen Kopfzahl zufrieden. Die Corr waren auch so mächtig. Sowohl von ihren magischen Fähigkeiten her, die ihre Mitglieder besaßen, als auch in Sachen Politik. Für gewöhnlich ließen sie Satans Ministerpräsidenten und den Fürsten der Finsternis regieren, doch im Ernstfall würde zumindest Asmodis sie bei Entscheidungen nicht übergehen können. Er mußte sie wenigstens befragen, und wenn sie ihre Zustimmung zu bestimmten Dingen verweigerten, mußte Lucifuge Rofocale die endgültige Entscheidung treffen. Das allerdings hätte einen Autoritätsverlust für den Fürsten der Finsternis nach sich gezogen.
    »Irgendwann einmal. Vielleicht auch nie mehr«, sagte Zorak in den Farben der Wut. »Ihr werdet mich auch in der nächsten Zeit hier nicht mehr finden. Ich brauche Zeit, um zu vergessen. Sucht nicht nach mir. Jeden, der es wagt, mich zu belästigen, werde ich töten.«
    Zorrn legte den Kopf schräg. »Auch mich?«
    »In diesem Fall würde ich nicht zögern«, erwiderte Zorak. »Ich habe Euch meinen Entschluß mitgeteilt. Ich werde vielleicht lange fort sein.«
    »Vielleicht bedarf Asmodis deiner Hilfe. Was, wenn er jemanden nach dir schickt oder gar selbst kommt?«
    »Das interessiert mich nicht. Ich werde auch Asmodis töten - oder es zumindest versuchen, wenn er mich zu stören wagt. Zorrn, ich habe Euren Befehl befolgt und die Mißgeburt aus der Welt geschafft. Ich verlange, daß nun auch ich respektiert werde.«
    »Man wird sehen«, sagte Zorrn gelassen. »Du mußt abartig veranlagt sein, daß du diesem kleinen Biest immer noch verfallen

Weitere Kostenlose Bücher