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0538 - Der Wechselbalg

0538 - Der Wechselbalg

Titel: 0538 - Der Wechselbalg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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war T’Carra dennoch in Gefahr! Wer bedrohte sie? Arbeitete Zamorra vielleicht mit einer Doppelstrategie? So, wie damals dieser Druide dazwischengekommen war und Zorak so lange abgelenkt hatte, bis Zamorra sich erholt hatte und wieder angreifen konnte?
    Zorak bedauerte, daß er Zamorra jetzt, im Moment des Triumphes, wieder aufgeben mußte. Aber T’Carra ging vor!
    Die weibliche Komponente Zoraks gewann wieder die Oberhand. Die Dämonin eilte T’Carra zu Hilfe.
    ***
    Damals:
    Lange brütete Zorak darüber nach, was sie tun sollte. Sie mußte Zorrns Befehl gehorchen und T’Carra aus der Welt schaffen!
    Aber sie brachte es nicht fertig, sie zu töten.
    Weigerte sie sich, würde Zorrn sie beide auslöschen, und damit war niemandem geholfen. Er würde es tun müssen. Es war eine Frage des Prinzips und der Autorität.
    Zorrn ließ sich mit seiner Rückkehr Zeit. Fast war es ihr, als wolle er ihr damit etwas zeitlichen Spielraum verschaffen.
    Schließlich entschloß sie sich, etwas zu tun, das für ihre Sippe völlig untypisch war. Kobolde und Zwerge waren eher dafür berüchtigt.
    Zorak verließ die Schwefelklüfte zusammen mit ihrem Kind und suchte die Welt der Menschen heim. Sie belegte T’Carra mit einem Zauber, so daß kein Mensch ihre kleinen Hörner, den Schweif und die Flügelchen sehen konnte. Nicht einmal fühlen… selbst wenn die Menschenhände diese Gliedmaßen berührten. Für sie war T’Carra jetzt ein normales, kleines Mädchen. Selbst ein Arzt würde darauf hereinfallen, wenn er das Dämonenkind untersuchte. Doch das würde kaum jemals nötig sein. T’Carra war natürlich tausendmal gesünder und vitaler, als jedes menschliche Kleinkind es jemals sein würde…
    Dämonen hätten sich davon niemals auch nur für den Bruchteil einer Sekunde täuschen lassen. Für Menschen aber mit ihren eingeschränkten Wahrnehmungsmöglichkeiten reichte der Zauber völlig aus.
    Bei Nacht drang sie in eine Wohnung ein. Unbemerkt nahm sie den Eltern das Kind aus der Wiege und legte T’Carra hinein. Zärtlich streichelte sie das Dämonenkind. Es tat ihr sehr weh, es wegzugeben. Aber sie sah keinen anderen Weg - vorerst nicht. So brauchte sie es nicht zu töten.
    Dafür tötete sie das Menschenkind.
    Was sollte sie damit in der Hölle?
    ***
    Jetzt:
    Am späten Nachmittag kehrten Zamorra und Nicole nach Arlebosc zurück. Die polizeilich relevanten Angelegenheiten waren ›geklärt‹ worden und hatten verwundertes Kopfschütteln und eine gesunde Portion Mißtrauen hinterlassen. Da jedoch offensichtlich niemand ernsthaft zu Schaden gekommen war, einigte man sich darauf, Zamorra und seiner Gefährtin ›groben Unfug‹ vorzuwerfen und ignorierte das geschrumpfte Haus als optische Täuschung. Letzteres allerdings mit dem Vorbehalt, daß die Besitzerin sich vielleicht wegen Schadenersatz vorstellig machen könnte - wobei dann die Schrumpfung einer eingehenden physikalischen Erklärung bedurfte.
    Schließlich erledigte sich dieses Thema von selbst: Das Haus hatte seine Originalgröße zurückerhalten! Lediglich die beschädigte Haustür klaffte weit offen, als wolle sie jeden einladen, das Dämonenhaus zu betreten.
    Diesmal waren mißtrauische Nachbarn von Anfang an zugegen, die beobachten wollten, was die beiden Fremden wieder auf dem Grundstück von Madame Carrieux wollten. Seltsamerweise stellten sie keine Fragen, weder nach Zamorras Absichten noch danach, was denn vorhin in den frühen Nachmittagsstunden eigentlich wirklich geschehen sei. Sie wichen aber auch aus, als Nicole ihrerseits versuchte. Fragen nach der Besitzerin des Hauses zu stellen. Selbst der Kramladenbesitzer erwies sich plötzlich als gar nicht mehr so auskunftsfreudig.
    Merlins Stern reagierte diesmal überhaupt nicht. Das Amulett zeigte keinen noch so winzigen Hauch von Schwarzer Magie an. Es war, als habe Zorak sich vollständig und endgültig von hier zurückgezogen und das Haus aufgegeben.
    »Verstehe ich nicht«, murmelte Nicole. »Das sieht nach einer Flucht aus. Aber das paßt nicht zu den wilden Rachesprüchen, die Zorak vorhin noch geschwungen hat. Was meinte sie überhaupt damit, daß du ihm etwas zerstört hättest, was ihm das Wichtigste gewesen sei?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Zamorra. »Ich wüßte nicht, was ich ihm zerstört haben könnte. Gestört vielleicht… sein Opferungsritual. Aber ob das von solcher Wichtigkeit ist, daß es eine lebenslange Rachsucht provoziert? Irgend etwas steckt dahinter, von dem wir nichts wissen. Es ist

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