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0539 - Der Alptraum-Schädel

0539 - Der Alptraum-Schädel

Titel: 0539 - Der Alptraum-Schädel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gefangen, außerdem mußte der Betrieb weiterlaufen. Ereignisse wie diese vertrieben nur die Gäste. Rosa kannte die Menschen.
    Sie kamen sehr schnell, wollten eine gewohnte Umgebung haben, aber wehe, es veränderte sich etwas zum Negativen hin. Dann waren sie ebenso schnell wieder weg.
    Das andere Problem hieß Fernando.
    Der Junge hatte das Gesicht gesehen. Wie Rosa ihn kannte, würde er den Anblick nie vergessen. Er würde bestimmt reden, es seinen Freunden und Spielgefährten weitererzählen, und das wollte die Frau auf keinen Fall. Sie mußte den Jungen »impfen«, und sie war zudem fest davon überzeugt, daß sie es auch schaffen konnte, da sie den Kleinen praktisch erzogen hatte, dementsprechend groß war auch ihr Einfluß.
    Der Junge saß auf dem Stuhl und starrte ins Leere. Er sagte kein Wort, schrak aber zusammen, als sich seine Großmutter bewegte und vorsichtig über das Gesicht hinwegstieg, als hätte sie Angst, es durch eine Berührung ihres Fußes zu zerstören.
    Vor ihm blieb sie stehen. Beide schauten sich an. Rosa schaffte sogar ein Lächeln.
    »Ist… ist es böse, Großmutter?«
    »Nein, mein Junge. Es ist nicht böse, glaube es mir. Du mußt nur genau tun, was ich dir sage. Wirst du das?«
    Er nickte.
    »Hör zu, mein Kleiner.« Sie bückte sich etwas, um den Enkel direkt anschauen zu können. »Was wir hier gesehen haben, ist nicht normal. Vielleicht liegt es an der großen Hitze, ich weiß es nicht genau. Aber ich möchte dich bitten, mit keinem Menschen darüber zu reden. Hast du gehört? Mit keinem Menschen!«
    »Ja, Großmutter!«
    »Auch nicht mit deinen Freunden, den Löwen oder den Tigern. Hast du gehört?«
    Er nickte.
    »Deshalb wird es am besten sein, wenn du nach oben auf dein Zimmer gehst. Du legst dich hin und versuchst, das hier zu vergessen. Es kann ein Zeichen des Guten für uns sein, verstehst du?«
    »Nein.«
    »Vielleicht gehört das Gesicht einem Heiligen. Wir sind eine gute Familie, Fernando, wir müssen zusammenhalten. Wenn das geschieht, wird man uns nichts tun.«
    »Si, Großmutter.«
    Rosa richtete sich wieder auf und streckte ihrem Enkel die Hand entgegen. Er nahm sie. Seine war schweißfeucht und zitterte etwas.
    Die Frau führte den Jungen um das Gesicht herum. Fernando warf noch einmal einen scheuen Blick auf die traurigen Züge und bekam eine Gänsehaut, die auch dann nicht verschwunden war, als er in der ersten Etage die Tür zu seinem Zimmer öffnete.
    »Hier bleibst du jetzt, bis wir dir Bescheid geben.«
    »Wenn meine Freunde…«
    »Dann sage ich ihnen, daß es dir schlecht geworden ist. Abgemacht?«
    »Ja, Großmutter.« Er streckte noch einmal die Arme aus, und Rosa wußte, was er wollte.
    Sie drückte ihren Enkel, hielt ihn fest, der die körperliche Berührung jetzt brauchte. »Morgen«, sagte sie, »morgen ist alles vorbei, mein kleiner Schatz.«
    »Du machst es, nicht?«
    »So ist es.«
    Sie ließ ihn allein und ging die Treppe hinab. Das Holz roch noch nach der frischen Beize. So sorglos und überlegen, wie sie sich ihrem Enkel gegenüber gezeigt hatte, war sie natürlich nicht. Rosa quälten Gedanken und Sorgen. Sie gehörte zu der Generation, die noch an Dinge glaubten über die andere lachten.
    Das Gesicht war ein Spuk, eine Geistererscheinung, und sie ging davon aus, daß es nicht grundlos erschienen war. Etwas mußte in Bewegung geraten sein, daß sich lange Zeit ruhig verhalten hatte.
    Aber was war es?
    Vor der Küchentür zögerte sie. Die Frau hoffte, daß sie das Gesicht nicht mehr zu sehen brauchte, sie irrte sich. Als sie die Tür aufstieß, sah sie es nach wie vor in der Fliese.
    Aus dem Schankraum hörte sie die lauten Stimmen der dort sitzenden Gäste. Man sprach dem Wein kräftig zu und freute sich des Lebens, ohne zu ahnen, was sich nur ein paar Meter entfernt abspielte.
    Rosa ging dorthin, wo sie den Eimer und Wischer stehen hatte.
    Direkt neben dem großen Waschbecken standen die beiden Dinge.
    Sie hoffte, daß Gesicht wegwischen zu können.
    Die Frau ließ Wasser in den Eimer laufen, tauchte den Wischer hinein, wrang ihn aus, ließ ihn dabei aber so feucht, daß sie damit noch etwas wegputzen konnte.
    Dann kniete sie sich neben das Gesicht, gab sich einen innerlichen Ruck und wischte über die große Fliese hinweg. Sie bedeckte den Stein mit dem gesamten nassen Tuch, gab zusätzlich noch einen leichten Druck und hoffte, daß ihr Plan klappte.
    Dann zog sie den Lappen weg – und sah das Gesicht!
    Diesmal mußte sie an sich halten, um

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