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054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai

Titel: 054 - Die Gespenster-Dschunke von Shanghai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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hingen. »Da
ist Lia!« rief Su und begann ebenfalls zu winken. Lia Kwang, die sie am Mittag
getroffen hatte, stand an der Reling, zwischen einer Freundin und einem Freund.
Es war kaum anzunehmen, daß Lia Su Hang an dem kleinen Fenster entdeckte. Da
war das kleine Ausflugsboot auch schon wieder vorüber, und Su berichtete Larry
von der Einladung der Freundin, die an der Verlobungsfeier einer anderen
Freundin namens May teilnehme.
    »Ich
hab’s ganz verschwitzt«, entschuldigte sie sich achselzuckend. »Nachdem ich
hörte, daß dein Aufenthalt nur so kurz ist, habe ich an nichts
mehr anderes gedacht, als die Zeit mit dir so
ausgefüllt wie möglich zu verbringen.«
    »Vielleicht
sind wir hier auch sicherer als draußen auf dem Meer«, meinte X-RAY-3 und sprach von dem Überfall auf die Privatyacht des
Seidenhändlers Mister Wang. Auf dem Flug war
er beiläufig auch darüber informiert worden. Es gab im Zusammenhang mit der Tat
einige ungelöste Fragen. »Ich habe gehört, daß Überfälle durch Piraten sich in
der letzten Zeit häufen?«
    »Ja,
leider«, bestätigte ihm Su. »Die Küstenwache hat aus diesem Grund ihre
Patrouillen verstärkt. Ich habe auch von dem Doppelmord letzte Nacht gehört. Es
ist scheußlich.« Einen Moment schwiegen sie, starrten aufs Wasser und sahen in
der Ferne die bunten Lampions und die Positionslichter der Barkasse mit dem
fröhlichen Volk verschwinden. Das Ausflugsschiff strebte dem offenen Meer
entgegen. Dort war die Überraschung geplant. Die Gespenster-Dschunke,
jene Touristen-Attraktion, die ein cleverer Manager ins Leben gerufen hatte,
sollte dreißig Seemeilen vor der Küste angreifen. Aber es kam alles ganz
anders…
     
    ●
     
    Auf
der Barkasse ging es hoch her. Die Passagiere sprachen den hochprozentigen
Getränken zu und demzufolge war auch die Stimmung. Es wurde gescherzt, gelacht,
gesungen und getanzt. Insgesamt hundertdreißig Gäste und vierzig
Besatzungsmitglieder waren an Bord der gemieteten Barkasse. May und ihr
Verlobter standen im Mittelpunkt des Festes auf dem Wasser. Man gratulierte
ihnen, überreichte Geschenke und wünschte alles Gute. Die meisten bedankten
sich schon jetzt für die gelungene Party. Da lächelte May ihren Verlobten Lee
an und zwinkerte ihm zu. »Die Hauptüberraschung kommt erst noch«, deutete Lee
spitzbübisch lächelnd an. Aber was das war, wollte er nicht verraten. Von dem,
was geplant war, wußten nur der Käpt’n und seine Besatzung etwas und drei
Gäste, die May und Lee besonders nahestanden und die sie eingeweiht hatten. Der
junge Chinese, der eine Anstellung beim Fernsehen hatte, verließ zwischendurch
einige Male die heitere, ahnungslose Gesellschaft und warf einen Blick auf die
ruhige Oberfläche des Wassers. Die Nacht war mild und das Wetter ideal für das,
was noch kommen sollte.
    Nicht
weit von der Barkasse entfernt ankerte eine Dschunke, kaum beleuchtet in der
See. Es war keine gewöhnliche Dschunke. Sie hatte um diese Zeit normalerweise
nichts mehr in dieser Region verloren. Und es war auch ungewöhnlich, daß im
Schatten ihres Rumpfes drei Sampans schaukelten. In der Dunkelheit bewegten
sich Menschen auf den flachen Booten mit den hausähnlichen Aufbauten.
    Lee
warf die angerauchte Zigarette, die er zwischen den Fingern hielt, ins Wasser,
wo sie zischend verlöschte. Die Menschen auf den Booten – das waren seine Leute.
Kollegen vom Fernsehen. Sie waren mit Kameras und Mikrofonen gekommen, um das
Spektakel auf Video und Tonband aufzuzeichnen. Nach der gelungenen Überraschung
wollte Lee seinen Gästen später mal in seinem Haus dann vorführen, wie sie sich
während des Überfalls verhalten hatten. Mehrere Kameras würden zum Einsatz
kommen. Die einen sollten hauptsächlich Großaufnahmen machen, die anderen den
Gesamteindruck einfangen. Die Kameras waren mit Spezialfilmen geladen, so daß
eine geringe Lichtausbeute genügte. Lee warf einen Blick auf seine Uhr. Neun…
das war der vereinbarte Zeitpunkt. Der Käpt’n hatte die vorgeschriebene
Position erreicht und lenkte die Barkasse in die Richtung der ankernden
Dschunke, um die sich die Sampans gruppiert hatten. Nicht weit von der Position
der Barkasse entfernt ragte eine kuppelförmige Insel aus dem Wasser. Von dort
löste sich ein massiger Schatten. Es war so weit! Die eingekaufte Überraschung
ging los… Das war die Gespenster-Dschunke.
    Der
Wind stand günstig, so daß der Lärm der kraftvollen Dieselmotoren, die unter
dem Rumpf angebracht waren, kaum zu hören war.

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