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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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klare Vorstellung davon, wie er seinen Bericht über das Verbrechen anpacken wollte. Es waren noch einige Details eingegangen, und die Geschichte erschien im wesentlichen so, wie er sie erzählte, am folgenden Morgen in fast allen Zeitungen.
    Sommers wie winters verbrachte Peter die Wochenenden für gewöhnlich in einem kleinen Häuschen in der Nähe von Godalming. Er wäre froh gewesen, wenn er sich mit der bizarren Geschichte von der gefiederten Schlange in ländlicher Stille hätte befassen können, aber diesmal gab es kein langes Wochenende für Peter Dewin, und so fuhr er schließlich recht verwirrt und verwundert nach Hause in seine Wohnung in Kensington. Das Verbrechen war, wie Peter aus langer Erfahrung zu wissen glaubte, etwas völlig Banales. Noch nie hatte er über einen von einer romantischen Aura umgebenen Mord berichten können. In neun von zehn Fällen begegnete man nur Schmutz und Elend, und das Geschäft der Verbrechensaufdeckung war hart und häßlich, ganz ohne die Glanzlichter, die es in den erfundenen Geschichten phantasievoller Schriftsteller erträglicher machen. Er kannte diese Romane, wo letzte Warnungen, mysteriöse Briefe, das Auftauchen seltsamer Zeichen an unerwarteten Orten und zu unerwarteten Zeiten tragende Rollen spielten. Aber in der Realität war er derartigen Phänomenen bisher nur bei Gerichtsverhandlungen gegen jugendliche Banden begegnet, bei deren Unternehmungen Geheimzeichen und geheime Losungen beinahe die Hauptsache zu sein schienen; mit ausgewachsenen Kriminellen konnte er solchen Firlefanz nicht in Verbindung bringen.
    Er saß auf seinem Bett und zog sich die Schuhe aus, als ihm plötzlich die Börse einfiel, die Daphne ihm gegeben hatte. Er zog sie aus der Tasche und betrachtete sie eingehend. Sie war aus weichem Leder, ein flacher Beutel mit einem Knopfverschluß.
    Drinnen war etwas Hartes. Ein Schlüssel - er wußte es, noch ehe er ihn herausgenommen hatte. Und dazu ein kleiner Zettel.
    Es war ein Schlüssel zu einem Sicherheitsschloß. Er war ziemlich klein und trug auf dem Griff die Nummer 7916. Früher war dort noch etwas anderes eingraviert gewesen, aber die Inschrift war irgendwann einmal abgefeilt worden, offensichtlich von einem Amateur.
    Er nahm den Zettel zur Hand. Auf ihm standen zwei Buchstabenreihen:
    F T B T L Z S Y
    H V D V N B U A
    Das war entweder ein Code oder der Schlüssel zu einem Code. Der Zettel war alt, die Tinte, mit der die Buchstaben geschrieben waren, ausgebleicht.
    Er fuhr mit dem Finger noch einmal in die Börse, fand aber nichts mehr. Die Börse selbst trug keinerlei Erkennungsmal. Er wollte sie gerade wieder einstecken, als er es sich plötzlich anders überlegte und sie unter sein Kopfkissen schob. Dann zog er sich aus und schlüpfte ins Bett.

6
    Ein leichter Schlag gegen ein Bein der eisernen Bettstelle weckte ihn. Unter dem Rand der Jalousie, die das Fenster bedeckte, war ein gelber Lichtstreifen von der Straßenlampe draußen. Er setzte sich auf. Im Zimmer war es dunkel. Aber draußen vor seiner Tür, direkt gegenüber war ein Fenster zum Hinterhof, und dort kam so viel Licht herein, daß er erkennen konnte, daß seine Tür einen Spalt geöffnet war. Er lauschte angespannt und hörte tiefes Atmen. Es war jemand im Zimmer.
    Verstohlen streckte er die Hand nach der kleinen Taschenlampe aus, die immer auf seinem Nachttisch lag, und hielt dabei den Blick auf die Tür gerichtet. Dann sprang er mit einem Satz aus dem Bett und knipste die Lampe an.
    Flüchtig sah er eine zum Sprung geduckte Gestalt; sah nur den gesenkten Kopf, das dünne Haar, und dann traf ihn ein so harter Schlag auf die Schulter, daß er die Lampe fallen ließ. Im nächsten Moment stürzte sich der Eindringling auf ihn. Mit Gewalt riß Peter sich los, bückte sich und hob die Taschenlampe auf, die er mit dem Fuß berührt hatte. Aber als er zuschlug, traf er nur ins Leere, und einen Augenblick später hörte er, wie die Tür zugeschlagen und der Schlüssel gedreht wurde.
    Inzwischen war das ganze Haus wach geworden. Aus den unteren Stockwerken schallten Stimmen herauf, er hörte Leute die Treppe herauflaufen, die von den Geräuschen des Kampfes aufgeschreckt worden waren.
    Es dauerte volle fünf Minuten, ehe man den Schlüssel fand, um seine Zimmertür aufzusperren. Er hatte inzwischen Licht gemacht, sah beinahe sofort, daß der Eindringling sein Jackett mitgenommen hatte, das er über den Bettpfosten gehängt hatte. Seine Hosentaschen waren von innen nach außen gekehrt,

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