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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Polizei gegeben?«
    Totenstille. Leicester Crewe war überzeugt davon, daß Chefinspektor Clarke die Börse nicht bekommen hatte. Er hatte die Dinge, die man in den Taschen des Toten gefunden hatte, auf dem Tisch in der Bibliothek liegen sehen, wo sie von einem Beamten aufgenommen worden waren. Die Börse war nicht dabeigewesen.
    »Haben Sie - in die Börse hineingesehen?« fragte er.
    »Nein. Sie fühlte sich allerdings so an, als wäre ein Schlüssel drinnen. Aber geöffnet hätte ich sie nie. Selbst wenn ich neugierig gewesen wäre, hätte ich gar nicht die Zeit gehabt, hineinzusehen. Ich habe sie Mr. Dewin gegeben, sobald ich ihn draußen sah.«
    Er schwankte zwischen kopfloser Panik und wilder Wut. Seine Hände zitterten heftiger, sein mageres, unsympathisches Gesicht zuckte nervös.
    »So, dem Reporter haben Sie sie gegeben! Wer hat Ihnen denn das aufgetragen, wenn ich fragen darf? Es war nichts Wichtiges, aber ich glaube, was in der Börse ist, gehört mir. Farmer wollte es mir zur Aufbewahrung geben. Erinnern Sie sich, was ich Ihnen mit der Börse zu tun befahl?«
    Sie wollte schon antworten, daß er ihr befohlen hatte, die Börse samt Inhalt ins Feuer zu werfen, da warnte sie ihr Instinkt, und sie schüttelte den Kopf. Es fiel ihr schwer zu lügen, um so mehr, als er sie mit scharfem, argwöhnischen Blick fixierte.
    »Wo wohnt der Bursche - dieser Dewin?« fragte Crewe.
    »Das weiß ich nicht. Aber ich denke, er steht im Telefonbuch. Er hat irgendwo in Kensington ein Zimmer, aber er hat sein eigenes Telefon.«
    Crewe leckte sich die trockenen Lippen. »Sie haben ihm doch nichts gesagt? Ich meine, daß ich sagte, Sie sollen das Ding ins Feuer - ach, Quatsch, Sie wissen ja gar nicht mehr, was ich sagte. «
    Crewe war völlig aus dem Gleichgewicht, ganz aus der Fassung. Sie erkannte seine panische Angst, und seine Furcht steckte sie beinahe an. Doch als sei er sich plötzlich des Eindrucks bewußt geworden, den er vermittelte, nahm er sich zusammen und sah sich mit geringschätziger Miene im Zimmer um.
    »So, hier leben Sie also? Nicht eben weltbewegend«, bemerkte er mit gewohnter Arroganz. »Tja, ich werd wieder gehen. Tut mir leid, daß ich Sie gestört habe, Miss Olroyd.« Bis zu diesem Moment schien er sie gar nicht als Person wahrgenommen zu haben, jetzt aber trat in die leeren Augen ein etwas menschlicherer Zug.
    »Nicht gerade ein Palast, in dem Sie hier hausen, wie?« meinte er. »Warum bleiben Sie nicht bei mir? Ich gehe bald ins Ausland - nächste Woche schon, denke ich. Diese Geschichte hat mich mitgenommen, und ich habe vor, lange wegzubleiben. Vielleicht verbringe ich den Winter in Afrika... «
    Sie machte dem Gespräch ein Ende, indem sie aus dem Zimmer ging und ihm die Wohnungstür öffnete.
    »Nun, ich sehe Sie wohl morgen«, sagte er, keineswegs gekränkt. »Im Telefonbuch steht er also, hm? Sie wundern sich wahrscheinlich, warum ich so ein Getue um diese lumpige Börse mache. Aber sehen Sie -« Er brach ab. Er war nicht gut im Erfinden von Geschichten, und es fiel ihm keine plausible Erklärung für seine ängstliche Besorgnis ein. Er murmelte etwas von »wichtigen Schlüsseln« und »Sensationsreportern«, und sie machte die Tür hinter ihm zu.
    Er setzte sich in das Taxi, das er hatte warten lassen, und fuhr zum Grosvenor Square zurück. Er ging sofort in die Bibliothek, wo, wie er wußte, Paula Staines und Ella Creed ihn erwarteten. Paula war, wie er sah, von den Aufregungen des Abends erschöpft, auf dem Sofa eingeschlafen. Ella stand in ihre Gedanken versunken vor dem Feuer. Sie drehte sich um, als er eintrat.
    »Hast du sie?« fragte sie hastig.
    »Was denn?« fuhr er sie an. »Was soll ich haben?«
    »Mach dich nicht lächerlich, Billy«, entgegnete Ella. »Dir geht es doch um die Börse. Die wolltest du dir holen. Und, hatte sie Sie?«
    »Sie hat sie weggegeben. Dewin, dem Reporter.«
    Ellas schmale Lippen verzogen sich zu einem Strich. »Dewin hat sie Sie gegeben? Diesem Sensationsreporter? Jetzt sitzen wir schön in der Patsche.«
    Paula fuhr beim Klang der Stimmen aus dem Schlaf und setzte sich auf. »Was ist denn?« fragte sie. »Hast du den Schlüssel, Billy?«
    Ella lachte bitter. » Sie hat ihn Dewin gegeben«, rief sie. »Ausgerechnet Dewin! Joe sagte immer, er sei der schlaueste Polizeiberichterstatter in London, cleverer als vier Kriminaler zusammen. Und ausgerechnet der hat den Schlüssel!«
    »Halt den Mund!« fuhr Crewe sie an; er hatte sich über das Telefonbuch gebeugt.

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