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054 - Gucumatz der Allmächtige

054 - Gucumatz der Allmächtige

Titel: 054 - Gucumatz der Allmächtige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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befestigen.
    »Eine ganze Reihe war schon etikettiert«, sagte sie, und er dachte nicht weiter darüber nach, bis sie später am Abend ihre Handtasche öffnete, weil sie ihr Taschentuch suchte, und dabei eine dünne Pappscheibe auf den Tisch fiel. Er nahm sie zur Hand und musterte sie neugierig. Sie hatte die Größe eines Sixpencestücks. In Rot stand das Wort »Zimm« darauf, dem eine mit Bleistift geschriebene Nummer folgte. »Das stammt von einer aztekischen Lampe, die Mr. Beale an irgendeinem Ort mit einem unaussprechlichen Namen gefunden hat. «
    Er schwieg einen Moment. »Tragen Sie das als Souvenir mit sich herum?« fragte er, und sie erklärte, daß sie einen Zipfel ihres Taschentuchs angefeuchtet hatte, um das Etikett abzulösen, dessen gummierte Rückseite dann offenbar an dem Stoff haftengeblieben war.
    Doch er hörte ihr gar nicht zu; er beobachtete vielmehr einen anderen Gast, einen Mann mit einem schwarzen Bart, der, anscheinend in eine Zeitung vertieft, in einer Ecke des Saals saß. Peter war mit einem geradezu phänomenalen Gedächtnis gesegnet - oder gestraft. Er gehörte zu jenen Menschen, die eine spaltenlange Politikerrede nach einmaligem Durchlesen praktisch Wort für Wort wiederholen können. Nicht daß er je spaltenlange Politikerreden gelesen hätte, aber er vermochte genau zu sagen, in welcher Reihenfolge bei einem Prozeß und seien inzwischen Jahre vergangen - die Zeugen aufgetreten waren; er konnte den Inhalt ihrer Aussagen, die Kommentare des Richters und das Plädoyer der Verteidigung wiederholen - immer vorausgesetzt, er hatte das alles gelesen, ohne selbst dabeigewesen zu sein.
    »Was ist?« fragte Daphne ein wenig beunruhigt über seine Geistesabwesenheit.
    »Bitte? - Oh, entschuldigen Sie.« Er kam in die Realität zurück. »Ich habe gerade nachgedacht. Von was für einem Stück stammt das Etikett, sagten Sie?«
    »Von einer alten Lampe.«
    »Erstaunlich«, meinte er. »Lampen hatten sie auch schon komische Vögel!... Mit dem Ding ist wahrscheinlich manch altem Azteken heimgeleuchtet worden, hm? Würde mich interessieren, ob sie auch Knüppel hatten. Und Jahresversammlungen. Sie tranken immer so ein Zeug, das tiki oder miki hieß oder so ein irisches Gesöff, und wenn sie starben, verlangte kein Mensch eine amtliche Untersuchung.«
    »Was reden Sie denn da?« fragte sie verwirrt. »Ich rede von Lampen«, sagte er einigermaßen konfus. »Das ist komisch bei mir, Daphne. Wenn mein Verstand mal anfängt zu arbeiten, läßt er sich nicht abschalten. Habe ich Sie Daphne genannt? Entschuldigen Sie. Ich hasse dreiste junge Männer - ich bin jung, aber nicht dreist. Kommen Sie, trinken wir eine Tasse Kaffee.«
    Er sprudelte förmlich vor mühsam unterdrückter Erregung; man brauchte kein übermäßig guter Beobachter zu sein, um das zu sehen. Etwas, das sie gesagt hatte, hatte diese Erregung ausgelöst. Aber was? Das mit der alten Lampe?
    »Wollen Sie endlich aufhören, so geheimnisvoll zu tun, und mir verraten, was in Sie gefahren ist?«
    Er sah sie mit leerem Blick an, schien etwas hinunterzuschlucken, lachte dann. »Sie sind ein Schatz«, sagte er. »Und ich bin ziemlich plump, so etwas zu sagen. Aber das ist keine Dreistigkeit, wirklich! Ich mag Sie einfach sehr gern.«
    Er erzählte ihr, daß sie seit langen Jahren die erste Frau war, die er zum Essen ausführte; sie hörte mit Erstaunen, daß er einunddreißig war.
    »Und das war damals rein beruflich«, erklärte er. »Sie hatte ganz entfernt mit der Ricks-Bande zu tun. Die fälschten Kreditbriefe und kassierten über hunderttausend Pfund. Ich war damals noch ein ganz junger Reporter.«
    Er wollte eigentlich nur seine Erregung überspielen, aber er war ein ausgezeichneter Erzähler und schlug Daphne sogleich in seinen Bann. Gespannt und fasziniert hörte sie sich die Geschichte von einem großangelegten und genialen Schwindel an. Es war wohl eine unbewußte Assoziation, die ihn auf die Geschichte der Ricks-Bande brachte. Früher am Abend war eine Bemerkung gefallen, die das geheimnisvolle Wirken des Unbewußten in Gang gesetzt hatte. »...und Clarke hat die Bande schließlich ausgehoben. Er war damals Sergeant und wurde prompt befördert. Ricks erschoß sich auf der Fähre über den Kanal. Zwei Bandenmitglieder entkamen nach Amerika; einer wurde zurückgebracht, aber den wahren Fälscher haben sie nie erwischt... Ricks war ein hervorragender Zeichner, doch die Polizei vertrat damals die Theorie, daß die Arbeit von seiner

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