054 - Gucumatz der Allmächtige
ärgerlich weg.
»Ich habe heute abend keine Zeit, Dewin. Sie brauchen nicht zu warten. «
Er tat, als ginge er, aber sobald sie weg war, kehrte er um und sprach ihre geplagte Garderobiere an.
»Miss Creed scheint ja heute abend nicht gerade glänzender Laune zu sein«, bemerkte er.
Die Frau lachte höhnisch. »Glänzender Laune hab ich sie noch nie erlebt.« Ihre Kollegin nickte zustimmend. »Heute war sie wieder mal der reinste Teufel«, fuhr die Frau beinahe gehässig fort.
»Hat sie Ihnen von dem Einbruch erzählt?« »Ja, aber sie haben nur einen Ring gestohlen. Den hatte sie immer hier, als sie in Sweeties auftrat. Billiges Ding. Kein Pfund hätt ich für den gegeben.«
»Wie sah er aus?« fragte Peter.
Die Frau konnte nur eine vage Beschreibung liefern, aber ihre Kollegin erinnerte sich besser.
»Es war ein Siegelring, mit drei Bündeln Korn und einem Adler in der Mitte - Weizengarben, genau, das war's. Sie hatte ihn immer in ihrem Schmuckkasten. Ich hab ihn bestimmt hundertmal gesehen. Mr. Crewe sagte einmal, sie solle ihn doch ins Feuer werfen, aber sie hätte es natürlich nie übers Herz gebracht, gutes Geld wegzuwerfen.«
Ellas Geiz war stadtbekannt.
»Sind Sie schon lange bei ihr?« fragte Peter teilnahmsvoll.
» Zu lange«, erklärte die erste Frau. »Ich ginge lieber heut als morgen. Seit zwanzig Jahren arbeite ich als Garderobiere, aber so was hab ich noch nie erlebt. Ich weiß noch, wie sie eine kleine Revuetänzerin war, ehe sie plötzlich Geld hatte und den Pachtvertrag für das Orpheum abschließen konnte. Die hatte von Anfang an ein unwahrscheinliches Glück.«
Sie neigte den Kopf und lauschte den Orchesterklängen, die von draußen hereindrangen. »Gehen Sie jetzt lieber, Mister«, riet sie. »Sie kommt gleich von der Bühne. «
Peter ließ sich das nicht zweimal sagen und war schon fort, als Ella atemlos in ihre Garderobe eilte.
»Besorgen Sie mir einen Bogen Papier und einen Umschlag«, befahl sie einer der Frauen. »Und rufen Sie Mr. Crewe an, und lassen Sie sich die Adresse von Miss Olroyd geben. Aber ein bißchen plötzlich!«
11
Da Daphne in einer Etagenwohnung mit Bedienung lebte, brauchte sie sich um Haushaltsarbeiten nicht zu kümmern, und im Souterrain gab es sogar eine Küche, die den Mietern kleinere Mahlzeiten lieferte. Sie hatte gerade gefrühstückt, als es läutete.
Es war Peter. »Ist das ein Gegenbesuch?« fragte sie, nachdem sie ihn hereingebeten hatte.
»Ja und nein. Wissen Sie, mir ist etwas eingefallen, was ich Sie fragen wollte. «
Es ging, wie sich zeigte, um etwas so Unwichtiges, daß sie sofort wußte, daß dies nicht der wahre Grund seines Besuchs war. Tatsächlich hatte er eine schlaflose Nacht verbracht und gegen vier Uhr morgens seine ganze Willenskraft aufbieten müssen, um sich nicht anzuziehen und schnurstracks zu ihr zu fahren, um sich zu vergewissern, daß ihr nichts passiert war. Er konnte ihr kaum gestehen, daß er sich mit diesem Besuch beruhigen wollte, da er sich in den vergangenen Stunden die größten Sorgen um sie gemacht hatte.
»Ich habe eine Einladung zum Abendessen. Raten Sie einmal, von wem. Es ist eine Frau. «
»Etwa von Ella?« fragte er auf gut Glück und war baff, als sie nickte.
»Erstaunlich, wie?« Sie ging in ihr Schlafzimmer, um den Brief zu holen, und gab ihn ihm. Das Papier trug den Briefkopf des Orpheum, die Schrift war ein schlampiges Gekritzel.
Verehrte Miss Olroyd, es gibt so viele Dinge, über die ich mich gern mit Ihnen unterhalten würde, daß ich mich freuen würde, wenn Sie heute abend ins Theater kämen und mich abholen würden. Wir könnten zusammen essen. Wir sind uns ja verschiedentlich begegnet, nicht wahr? Ich bin so bekümmert über Mr. Farmers Tod, der ein lieber Freund von mir war, und möchte so gern mit Ihnen sprechen. Vielleicht würden Sie auch gern einmal sehen, wie es hinter der Bühne zugeht. Würden Sie mich in meinem Haus in St. John's Wood anrufen? Die Nummer steht im Telefonbuch.
Mit freundlichen Grüßen, Ella Creed.
Er faltete den Brief und gab ihn Daphne zurück. »Gehen Sie hin?«
»Ich weiß nicht.« Sie überlegte. »Finden Sie, ich sollte? Es wäre natürlich furchtbar unhöflich abzulehnen, aber ich kenne sie kaum. Was raten Sie mir?«
»Ich wüßte nicht, warum Sie ablehnen sollten«, sagte Peter, obwohl er das unbehagliche Gefühl hatte, daß es viele Gründe für eine Ablehnung dieser unerwarteten Einladung gab.
»Ich werd's mir überlegen«, meinte Daphne und steckte
Weitere Kostenlose Bücher