054 - Todesfahrt um Mitternacht
es ging alles so schnell, daß Virginia mit dem Denken nicht mitkam«, behauptete Cecil Forrest.
»Das habt ihr hervorragend gemacht, Jungs«, sagte Budd Mayo. »Ich bin mit euch sehr zufrieden.«
Das Lob tat ihnen gut, aber mehr noch freuten sie sich über die Banknotenbündel, die Budd Mayo aus der Schreibtischlade holte und vor sie hinlegte.
Cecil Forrest grinste breit. Ohne die Scheine zu zählen, schoben er und sein Partner sie in die Innentasche ihrer Jacketts.
Hinter ihnen öffnete sich die. Tür und ein Mann trat ein.
Der Mann war Murdock Vidor!
***
Budd Mayo musterte den Eintretenden gründlich. Er wollte nicht glauben, daß dieser Mann sich in der Tür geirrt hatte. Sein Auftreten war zu bestimmt, zu herausfordernd, sein Blick kalt, berechnend, verletzend.
Obwohl Forrest und White bei ihm waren, fühlte sich Mayo von diesem Fremden bedroht.
Gehörte der Kerl einem Selbstmordkommando an? Hatte er den Auftrag erhalten, den unbequemen Budd Mayo zu töten?
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?« fragte Mayo abweisend.
»Mein Name ist Murdock Vidor. Ich möchte mit Ihnen reden, Mr. Mayo«, sagte der Schwarzblütler und schloß die Tür.
Cecil Forrest und Brian White wechselten einen raschen Blick. Ärger lag in der Luft, das spürten sie deutlich.
»Wer schickt Sie?« fragte Mayo mißtrauisch.
Vidor lächelte. »Niemand. Ich fühle mich von schlechten Menschen einfach angezogen.«
»Arbeiten Sie für Herbie Grane?« fragte Budd Mayo lauernd.
»Ich bin mein eigener Herr«, erwiderte Murdock Vidor.
Mayos Augen wurden schmal. »Das nehme ich Ihnen nicht ab. Es wäre klug, wenn Sie die Wahrheit sagten und sich hinter keiner Lüge versteckten. Ist es Crane, der Sie zu mir geschickt hat?«
»Nein, und ich arbeite auch für keinen Ihrer anderen Konkurrenten, nehmen Sie das zur Kenntnis, Mayo. Ich bin hier, weil Sie einen denkbar schlechten Ruf haben. Sie sind ein Mensch nach meinem Geschmack. Verkommen, hinterhältig, brutal. Ich möchte, daß Sie für mich arbeiten!«
Budd Mayo traute seinen Ohren nicht. So hatte noch keiner mit ihm zu reden gewagt. Es stimmte, er war verkommen, hinterhältig, brutal und noch vieles mehr, aber bisher hatte noch keiner den Mut gehabt, ihm das ins Gesicht zu sagen.
»Sie müssen verrückt sein«, sagte Mayo heiser.
Vidor lächelte eisig. »Sie verlangten vorhin nach der Wahrheit. Das ist sie.«
Mayo nickte zornig. Es kostete ihn einige Mühe, sich zu beherrschen. »Okay, Vidor. Dann wollen wir gleich mal folgendes klarstellen: Ich mag nicht, daß jemand in diesem Ton mit mir redet, und es mißfällt mir, daß Sie mich behandeln, als wäre ich Ihr Laufbursche. Ich weiß nicht, woher Sie kommen. Vielleicht sind Sie einer Irrenanstalt entsprungen. Vermutlich ist das der Grund, weshalb Sie nicht annähernd wissen, wen Sie wirklich vor sich haben. Ich bin Budd Mayo. Seit Jahren bestimme ich mit, was in London passiert, und es käme mir nie in den Sinn, für irgend jemanden zu arbeiten. Ich bin mein eigener Herr. Ich vergebe die Jobs, und damit Sie sehen, wie wenig ich von einem Großmaul wie Ihnen halte, werden Ihnen jetzt mal meine Männer Manieren beibringen. Los, Jungs! Zeigt es ihm!«
Forrest ballte die Hände zu Fäusten.
Brian White warf sich augenblicklich auf Murdock Vidor.
Der Schwarzblütler stoppte ihn mit einem knallharten Treffer. White riß die Augen auf, japste nach Luft, und ein konvulsivisches Zucken ging über sein schmerzverzerrtes Gesicht.
Vidor schlug noch einmal zu, und Forrest erhielt von ihm einen Tritt, bevor er ihn erreichen konnte.
Murdock Vidor schlug die beiden Killer zusammen. Er ließ ihnen nicht die geringste Chance, und er ließ auch dann noch nicht von ihnen ab, als sie bereits schwer gezeichnet und unfähig waren, sich zu erheben.
Budd Mayo kannte die kämpferischen Qualitäten seiner Männer. Bisher hatte es noch niemanden gegeben, der ihnen gewachsen gewesen wäre. Zusammen waren sie stets unschlagbar gewesen.
Um so höher mußte Mayo Murdock Vidors Leistung einschätzen. Geradezu spielend war der Kerl mit Cecil und Brian fertiggeworden.
Das ließ es Mayo angeraten erscheinen, zur Waffe zu greifen. Er zog die Schreibtischlade, aus der er das Geld für Forrest und White genommen hatte, noch einmal auf und schnappte sich den Revolver, der darin lag.
»Du bist verdammt gut mit deinen Fäusten!« knurrte der Gangsterboß. »Aber was tust du gegen eine Kanone?«
Murdock Vidor ließ von den Killern ab, drehte sich langsam um, grinste
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