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054 - Todesfahrt um Mitternacht

054 - Todesfahrt um Mitternacht

Titel: 054 - Todesfahrt um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Weite.
    Seine Eltern unternahmen nicht einmal den Versuch, ihn zurückzuhalten. Ein Esser weniger. Wunderbar.
    Die nächsten Jahre verbrachte er in der Gesellschaft von Gaunern, Raubmördern und Zuhältern. Er wohnte bei einer alten Nutte, die einen Narren an ihm gefressen hatte und in ihm so etwas wie ihren Sohn sah.
    Sie war sogar imstande, ihm mehr Liebe zu geben als die eigene Mutter, aber die vielen Männerbesuche, das Gekicher, die eindeutigen Geräusche nebenan gingen ihm bald so sehr auf die Nerven, daß er wieder seinen Ranzen schnürte.
    Einen Beruf konnte er nicht erlernen. Er schlug sich mit Gelegenheitsarbeiten durch, wurde einmal eingesperrt, weil er irgendeinem Schläger ähnlich sah und lernte hinter Schloß und Riegel einen fuchsschlauen Einbrecher kennen, der sich eine Philosophie zurechtgezimmert hatte, die ihm gefiel.
    »Wenn das Schicksal dich in den Hintern tritt, mußt du dich umdrehen und ihm die Zähne zeigen.«
    Das hatte er getan, sobald er das Gefängnis wieder verlassen durfte. Der Einbrecher war ihm ein großartiger Lehrmeister. Er brachte ihm ein Handwerk bei, das goldenen Boden hatte, und von da an ging es mit Robin Quinn aufwärts.
    Endlich hatte er Geld und keinen ständig knurrenden Magen mehr. Es ging ihm besser als je zuvor, und er konnte es sich sogar leisten, ab und zu ein Mädchen auszuführen, ohne hinterher um die Moneten weinen zu müssen, die es gekostet hatte.
    Die Polizeibeamten, die vor dem Gefängnis auf ihn gewartet hatten, nahmen ihn nur ein kurzes Stück mit. Als sie erkannten, daß sich ihre Mühe nicht lohnte, warfen sie ihn raus und er sah breit grinsend zu, wie sie weiterfuhren.
    »Mein Geld kriegt ihr nicht«, sagte er. »Ich habe es mir redlich verdient in diesen verdammten sieben Jahren.«
    Er trieb sich stundenlang in London herum, war so nervös wie ein Traber vor dem Start und dachte ständig an zwei Dinge: an das Geld und an Louise, die ihm damals, vor sieben Jahren, sehr viel bedeutet hatte.
    Sie war ein anständiges Mädchen gewesen, nicht eine von der Sorte, die sich normalerweise mit ihm einließ, und er hatte Angst, sie zu verlieren, deshalb sagte er ihr nicht, auf welche Weise er sein Geld verdiente.
    Sie liebte ihn mit tolpatschiger Unerfahrenheit und war schon völlig aus dem Häuschen, wenn er mal ihr Ohrläppchen oder den Hals küßte. Es hätte was mit ihnen werden können.
    Natürlich hätte Robin Quinn in diesem Fall seinen »Beruf« aufgeben müssen, und er war auch fest dazu entschlossen gewesen.
    Nur noch diesen einen Bruch in das Geldinstitut wollte er machen, dann sollte Schluß sein. Aber wie konnte es bei einem Pechvogel anders kommen? Es mußte schiefgehen, und er verlor nicht nur seine Freiheit, sondern auch Louise, die nichts mehr von ihm wissen wollte, als sie erfuhr, daß er ein Verbrecher war.
    Sie schluckte - wohl um ihren angeknacksten guten Ruf wiederherzustellen - Schlaftabletten, wohlweislich aber nicht genug, um zu sterben, und sie tat es zu einem Zeitpunkt, da sie wußte, daß ihre Tante sie entdecken würde.
    Der Arzt machte ihr eine Magenspülung, und sie war wieder auf den Beinen. Robin Quinn hörte nichts mehr von ihr. Sie schrieb ihm nicht, besuchte ihn nicht. Er war für sie gestorben, der Verbrecher.
    Nun war er wieder draußen und er hatte noch Zeit, denn das Geldversteck wollte er erst nach Einbruch der Dunkelheit aufsuchen.
    Er sehnte sich danach, Louise wiederzusehen.
    Vielleicht war sie inzwischen reifer geworden und dachte heute anders über das, was sie auseinandergebracht hatte. Der Mensch ändert im Laufe der Jahre seine Ansichten.
    Er hatte ihre Telefonnummer immer noch im Kopf, und er wollte ihre Stimme hören. Hoffentlich wohnte sie noch in dem kleinen Haus mit dem netten Garten, das sie von ihren Eltern geerbt hatte.
    Mit zitternden Fingern wählte er die Nummer, Und Louise meldete sich tatsächlich am anderen Ende. Er war so durcheinander, daß er keinen Ton herausbrachte. Die Stimme… Er hörte nach so vielen Jahren wieder ihre weiche, warme Stimme.
    Die Telefonzelle schien zu schwanken. Er lehnte sich an das Glas.
    Es war unverkennbar Louises Stimme. Sie hatte sich nicht verändert. Vielleicht war sie ein wenig reifer und voller geworden, aber sie elektrisierte ihn immer noch so wie einst.
    Er stellte es sich wunderbar vor, wenn es möglich gewesen wäre, die vergangenen sieben Jahre auszulöschen und mit Louise und dem Geld fortzugehen. Die Welt stand ihnen offen.
    200.000 Pfund waren ein

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