054 - Todesfahrt um Mitternacht
PSI-Professor wiederholte, was er gehört hatte, und mir lief es eiskalt über den Rücken. Sollte ich mich in dieser gefährlichen Zeit wirklich ins Krankenhaus legen und so tun, als ginge mich all das nichts an?
Ich riet dem Professor, sein Haus nicht zu verlassen und Fenster und Türen mit Dämonenbannern zu sichern beziehungsweise jene Sicherungen, die bereits bestanden, zu verstärken.
»Genau das habe ich vor, Tony«, sagte Bernard Hale.
»Ich schicke Ihnen Mr. Silver. Er wird die nächsten Tage bei Ihnen verbringen. Ist Ihnen das recht?«
»Mr. Silver ist in meinem Haus stets willkommen«, sagte der Parapsychologe. »Ich werde versuchen, mit Hilfe meines magischen Pendels herauszufinden, wo sich Vidor herumtreibt.«
»Gute Idee.«
»Warum mußte er nur wiederkommen, Tony?«
»Dafür dürfen wir uns bei Atax bedanken.«
»An dem Tag, an dem es Atax an den Kragen geht, gebe ich ein Freudenfest«, sagte Bernard Hale giftig und legte auf.
Ich wandte mich an Mr. Silver. »Du wirst gebraucht. Gib gut auf Bernard Hale und Chao Kai acht.«
»Sollte ich nicht lieber bei dir bleiben?« fragte der Ex-Dämon.
»Ich verschwinde morgen von hier, und Murdock Vidor wird nicht wissen, wo ich bin. Folglich habe ich keinen Schutz nötig. Hale und Chao Kai hingegen können ihn gut gebrauchen.«
»Ich bring' dich hin«, sagte Pakka-dee.
Als sie gingen, fragte ich mich, Was in dieser Nacht wohl noch geschehen würde.
***
»Da bist du ja wieder«, sagte Mirjam mit noch schwererer Zunge. Sie kicherte.
»Henry war so freundlich, mir noch einen Drink zu geben. Er wäre noch zu bezahlen.«
Murdock Vidor hatte sich entschieden. Er wollte sich von dem Mädchen nicht ablenken lassen, sondern sich auf das konzentrieren, weswegen er nach London gekommen war.
Er stopfte ihr einen Geldschein in den Ausschnitt. Weich und warm waren ihre Brüste, und ein heißer Blutschwall stieg in seinen Kopf.
»Da hast du, und vergiß mich«, sagte er schnell und ging.
Mirjam zupfte die Banknote aus dem Dekollete und warf sie auf den Tresen. Das Papier rutschte über die glatte Fläche und segelte zu Boden. Henry bückte sich ärgerlich und schimpfte.
»He! Murdock!« rief das Mädchen und sprang vom Hocker. Sie kippte mit dem hochhackigen Schuh um, verzog das Gesicht und zischte: »Verdammt! Murdock, warte! So warte doch! Das kannst du nicht machen! Ich dachte, wir wären uns einig! Du wolltest noch mit zu mir kommen! Ich hab' ein paar neue Patente anzubieten!«
Vidor kümmerte sich nicht um das Mädchen.
Wie eine herrenlose Hündin lief sie ihm nach.
»Warte! So warte doch!«
Draußen holte sie ihn ein, griff nach seinem Arm und hielt ihn fest. Vidor drehte sich um, und das grausame Flackern in seinen Augen hätte das Mädchen warnen sollen, aber die Bourbons machten sie vertrauensselig und unvorsichtig.
»Ich habe hier in der Nähe eine kleine Wohnung. Es sind nur ein paar Schritte. Es wird dir bei mir gefallen, das verspreche ich dir.«
»Laß mich los«, knurrte Vidor kehlig.
»Was ist los mit dir? Wieso bist du auf einmal so sauer auf mich? Mit wem hast du telefoniert?«
Der Schwarzblütler riß sich los und schlug zu. Aufschreiend stürzte Mirjam auf den Gehsteig. Der Schlag war so hart und brutal gewesen, daß das Mädchen das Bewußtsein verlor.
Vidor stieg in das Taxi und fuhr davon, ohne sich weiter um Mirjam zu kümmern.
***
Überall, im ganzen Haus, verstärkte Bernard Hale die dämonenbannende Wirkung der Zeichen und Symbole, mit denen Fenster und Türen gesichert waren.
»So«, sagte der PSI-Professor, als dies geschehen war. »Und nun nehmen wir uns den Keller vor.«
Chao Kai begab sich mit ihm hinunter. Gemeinsam sicherten sie die schmalen Fenster. Bernard Hale verwendete die unterschiedlichsten Dämonenbanner, die einander in ihrer Wirkung ergänzten, stützten und stärkte.
»Wenn er nicht schon im Haus ist, wird es ihm kaum möglich sein, bei uns einzudringen«, sagte der Parapsychologe zufrieden.
Chao Kai wiegte den Kopf. »Malen Sie den Teufel lieber nicht an die Wand, Professor.«
»Fürchten Sie Vidor?« fragte Bernard Hale.
»Nun, ich überschlage mich nicht gerade vor Begeisterung darüber, daß es ihn wieder gibt, und daß er es sich zum Ziel gesetzt hat, uns zu töten.«
»Wenn Mr. Silver bei uns eintrifft, sollten wir uns zusammensetzen und uns überlegen, wie wir der Bestie eine Falle stellen könnten. Seien Sie unbesorgt, Chao Kai«, sagte der Parapsychologe zu seinem Lieblingsschüler.
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