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054 - Todesfahrt um Mitternacht

054 - Todesfahrt um Mitternacht

Titel: 054 - Todesfahrt um Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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Budd Mayo furchtlos an, und dann setzte die Metamorphose ein.
    Vidor wurde zur grauenerregenden Bestie!
    ***
    Sieben Jahre hatte Robin Quinn im Zuchthaus verbracht, und manchmal hatte er geglaubt, die Zeit würde nie zu Ende gehen.
    Sieben Jahre - eine kleine Ewigkeit, an der man fast verzweifelt. Tage, Wochen und Monate vergehen, ohne daß es einem auffällt. Man denkt, die Zeit wäre stehengeblieben, man fühlt sich lebendig begraben, die Welt hat einen abgeschoben und abgeschrieben.
    Sieben Jahre, und kein Lichtblick. Da sind Häftlinge, mit denen man nicht auskommt, Aufseher, denen man nicht sympathisch ist, und alle bemühen sich, einem das Leben so unerträglich wie möglich zu machen.
    Und weswegen das alles?
    In Robin Quinns Fall hatte ein Einbruch in ein Geldinstitut zuerst den Alarm und dann die Katastrophe ausgelöst.
    Quer durch London hatten sie ihn gejagt, und als sie ihn endlich stellten, hatte er die Beute von 200.000 Pfund nicht mehr bei sich gehabt.
    Es folgten tagelange Verhöre. Sie drehten ihn nach allen Regeln der Kunst durch die Mangel, doch er hielt den Mund. Sie ließen ihn nicht schlafen, drohten ihm, schüchterten ihn ein, redeten ihm gut zu - es nützte alles nichts. Er gab nur zu, daß er den Einbruch verübt hatte, das konnte er auch schlecht leugnen, aber er verriet ihnen nicht, wo die 200.000 Pfund hingekommen waren.
    Er behauptete, er hätte sie verloren, doch das glaubten sie ihm nicht, und sie hatten recht damit.
    Selbst im Gefängnis ließen sie ihm keine Ruhe.
    Sie köderten andere Häftlinge mit Hafterleichterung und Strafnachlaß, wenn sie aus ihm herausbekamen, wo er das viele Geld versteckt hatte. Keinem gelang es, sein Vertrauen zu erschleichen und ihm auf diese Weise sein Geheimnis zu entlocken.
    Sieben Jahre, kein Lichtblick. Oder doch, einen gab es für Robin Quinn: das Geld. Die 200.000 Pfund. Es lohnte sich, dafür sieben Jahre, abzubiegen.
    Er erinnerte sich an einen Jungen, den die anderen Häftlinge so lange unterjochten, knechteten und quälten, bis er seelisch zusammenbrach, den Verstand verlor und sich aufhängte.
    Etwas ähnliches versuchten sie auch mit ihm, aber er hielt dem Terror stand, biß die Zähne zusammen und sagte sich immer wieder, wenn es ganz schlimm wurde: »Halte durch, Robin! Nichts dauert ewig! Auch diese Hölle wird eines Tages zu Ende sein, und dann bist du reich. Du kannst gehen, wohin du willst, ein neues Leben anfangen und wirst endlich so viel Geld haben, daß du dir nie mehr Sorgen zu machen brauchst.«
    Er hielt durch.
    Sieben Jahre hatte er keinen einzigen Freund.
    Er mißtraute ihnen allen.
    Manche hätten es ehrlich mit ihm gemeint, doch er warf sie alle in einen Topf, ließ keinen an sich heran, sah in jedem ein falsches Verräterschwein, das nicht an ihm, sondern nur an seinem Geld interessiert war.
    Als sich heute die Gefängnistore für ihn öffneten, lachte ihm das Herz im Leibe, denn er hatte es geschafft.
    Jimmy Cook, der Bibliothekar der Anstalt, hatte zum Abschied gesagt: »Wenn sie dich rauslassen, darfst du dich nicht umsehen. Blick nur nach vorn, immer nur nach vorn, denn wenn du zurückschaust, kommst du wieder, das ist eine alte Weisheit.«
    Quinn war nicht abergläubisch, aber er hielt sich an Jimmy Cooks Rat und schaute nicht zurück. Geradeaus blickend entfernte er sich vom Gefängnis, und ein Wagen folgte ihm.
    Zwei Männer saßen in dem Fahrzeug.
    Robin Quinn kannte sie beide. Er würde sie nie vergessen, denn sie waren es gewesen, die ihn damals eingelocht hatten, und heute waren sie nicht aus purer Freundschaft erschienen, sondern deshalb, weil sie immer noch scharf auf sein Geld waren.
    Sie holten ihn ein und fragten, ob sie ihn mitnehmen könnten. Er nahm ihr Angebot an, obwohl er sie nicht riechen konnte. Daß sie nur ihren Job taten, ließ er nicht gelten.
    Sie waren scharfe Jagdhunde in seinen Augen, deren Ehrgeiz es war, so viele Leute seines Schlages wie möglich zur Strecke zu bringen.
    Nach Motiven fragten sie nicht. Sie sahen nur die Tat, das Verbrechen, das gesühnt werden mußte. Was aber war mit den Verbrechen, die die Gesellschaft an Robin Quinn begangen hatte?
    Von Kindheit an war er ein Prügelknabe des Schicksals gewesen. Der Vater war nach einem schweren Autounfall medikamentensüchtig geworden, die Mutter bekam jedes Jahr von einem anderen Mann ein Kind.
    Das waren die Zustände, die Robin Quinns Jugend prägten. Als er sechzehn war, hielt er es zu Hause nicht mehr länger aus und suchte das

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