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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Macht.«
    Sie erschrak. Schlug das Kreuzzeichen, doch das nur halbherzig.
    Der Fürst der Finsternis schüttelte den Kopf. »Damit schreckst du Poltergeister und Nachtzehrer. Was soll es also? Sorge gut für Elena. Dein Leben währt lange genug dafür.«
    »Gib mir dein Wissen«, stieß die alte Blixbah hervor. »Warum geschieht dies alles?«
    »Wissen ist Macht«, wiederholte der Fürst der Finsternis. Er lachte leise. »Würdest du denn wollen, daß ich dir beiliege?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich hätte dir Jugend und Schönheit zurückgegeben, wenn du zugestimmt hättest«, sagte er. »Du hättest noch einmal ein ganzes Leben vor dir gehabt.«
    »Und meine Seele an dich verloren. Wozu? Noch einmal ein ganzes Leben Arbeit, Mühsal und Plackerei? Ich war so viele Jahreswechsel glücklich und ebenso viele unglücklich - ein Leben reicht mir.«
    »Deine Seele gehört mir seit vielten Jahrzehnten. Aber du bist eine starke Frau. Du wirst noch stark sein, wenn du schon schwach bist. Und du wirst nicht sterben, weil du es willst, sondern weil andere es beschließen«, sägte der Fürst der Finsternis. »Ich werde deinem Sippenführer etwas für Elena geben. Sie soll nicht darben, und du auch nicht.«
    »Warum gibst du es dann nicht gleich zu meinen Händen?«
    »Es ist nicht dein Kind, obgleich du es an Kindes statt nehmen wirst. Es ist seine Enkelin. Ihm obliegt es, für das äußere Wohl zu sorgen. Sorge du für das innere.« Im nächsten Moment war er fort, befand er sich nicht mehr in Blixbahs Wagen.
    Sie trat ans kleine Fenster und sah ihn draußen mit dem Sippenführer sprechen. Dann ritt der Fürst der Finsternis auf seinem Feuerpferd durch die Luft davon.
    In den nächsten Minuten gebar Zyta eine gesunde Tochter. Sie schrie dabei noch einmal auf. Aber nicht mehr vor Schmerz, den hatte der Fürst der Finsternis ihr genommen.
    Sie schrie, weil sie nun nicht mehr leben durfte. Es war ihr nicht bestimmt.
    Sie schloß die Augen, ohne ihre Tochter jemals gesehen zu haben.
    ***
    Tendyke’s Home, 1995:
    Rob Tendyke tippte sich an die Stirn. »Wie soll der Gaul denn hier hereingekommen sein?«
    »Na, durch die Tür - nehme ich mal an.«
    »Du wolltest dir doch einen Espresso machen und dir keinen hinter die Binde gießen«, sagte Uschi und erhob sich. »Da steht ein Pferd auf dem Flur - so’n Blödsinn! Kaum denkst du an Karneval, fallen dir auch die entsprechenden Liedchen aus der Jungsteinzeit ein…«
    »Nein, ganz im Ernst. Seht es euch doch an!« Sie trat zur Seite und schob die Tür dabei etwas weiter auf.
    »Ich werd’ verrückt!« stieß Uschi hervor. »Das ist ja tatsächlich eins - aber keins von unseren! Himmel, ist das ein herrliches Tier…«
    Zorniges Schnauben war zu hören, dann stakste ein Rappe durch die Tür ins Wohnzimmer. Er paßte gerade so durch den Rahmen.
    Auch die anderen waren jetzt aufgesprungen. Tendykes Augen wurden schmal. Er machte ein paar Schritte auf das Pferd zu - und verharrte dann jäh.
    Zamorra trat neben ihn. In der Tat hatte auch er selten ein so prachtvolles Pferd gesehen. Fast blauschwarz glänzte das gepflegte Fell.
    Das Pferd bewegte den großen Kopf; die Ohren spielten aufmerksam. Die Augen…
    Da stimmte etwas nicht. In ihnen glaubte Zamorra ein eigenartiges Leuchten zu sehen. Eine rötliche Glut…
    Hinter dem Pferd tauchte Scarth auf. »Um Himmels willen, wie kommt denn dieses Untier hier herein? He, Pferd, hebe dich hinweg! Du stehst im Wege!«
    Das Pferd verharrte, wo es war. Als Scarth zu sprechen begonnen hatte, hatte es allerdings wieder zornig geschnaubt und den großen Kopf leicht geschüttelt.
    Zamorra trat vor den Rappen. »Komm, alter Junge. Sei ein braver Hengst und schalte den Rückwärtsgang ein. Aber vorsichtig, daß du uns nicht die Blumenvasen und den guten Scarth umschmeißt. Scarth, wenn Sie bitte einen Schritt beiseite…«
    Er kam nicht weiter. Er hatte dem Pferd den Hals klopfen wollen… Doch ehe er das Tier berühren konnte, wieherte es schrill und stieg mit der Vorderhand auf. Es dröhnte, als der Kopf des Pferdes gegen die Zimmerdecke schlug, aber es schien dem Hengst nichts auszumachen.
    Zamorra machte einen Rückwärtssprung, um sich aus der Reichweite der schlagenden Vorderhufe zu bringen.
    Tendyke schnellte vor.
    Im gleichen Moment beruhigte sich der Hengst wieder. Er wich vor dem Hausherrn zurück!
    Schritt für Schritt, bis zur offenen Haustür und dann hinaus.
    Zamorra und Nicole folgten Tendyke langsam. Ihn griff es nicht an,

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