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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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an.
    Plötzlich war der Fremde wieder da! Gerade so, als sei er aus dem Nichts erschienen!
    Wieder glaubte Romano auf seltsame Weise den Geruch des Todes wahrzunehmen, der von ihm ausging.
    »Wer seid Ihr, Fremder? Der Seelenschnitter?«
    »Glaubt Ihr das, mein Fürst? Dann seid Ihr närrisch«, sagte der Fremde mit den schwarzen Augen, in denen es ganz weit hinten, in der Tiefe der Seele, rot zu glühen schien. »Meine Macht ist von ganz anderer Art. Alles geschieht, wie es geschehen soll. Darf ich nun um die Zügel bitten?«
    Bestürzt händigte Romano sie ihm aus.
    »Ich danke Euch, mein Fürst«, sagte der Fremde, »daß Ihr so gut auf mein Pferd achtgab. Ich würde es Euch zu treuen Händen geben, wehn Ihr Eure Tochter wieder anerkennen könntet. Aber das könnt Ihr nicht. So werde ich das Roß behalten, bis Euer Urenkel groß genug ist, es zu reiten. Dann kehre ich zurück und werde es ihm schenken. Doch vorher werde ich vielleicht einmal nach Eurer Enkelin sehen.«
    Er schwang sich in den Sattel. »Gehabt Euch wohl, mein Fürst. Hier, für Eure Güte, mir ein wenig Zeit zu schenken und mir Gastfreundschaft gewähren zu wollen, wenngleich ich diese ausschlagen muß. Gebt es an Eure Enkelin weiter, so daß sie niemals darben soll.« Er warf dem Sippenführer einen Lederbeutel zu. Dann gab er seinem Roß die Hacken und ritt wie der Sturmwind davon.
    Und es gab dabei kein Geräusch, keinen Hufschlag. In gespenstischer Lautlosigkeit verschwand der Fremde, von der Nacht verschluckt.
    Romano kauerte sich ans Feuer, öffnete die Lederschnur des Beutels und warf einen Blick hinein. Goldstücke glänzten darin. Viele Goldstücke. Ein Vermögen, wie es Romano sich niemals erträumt hatte.
    Zwei andere Männer traten zu ihm. »Was hast du da für einen Beutel?«
    Er zeigte ihn ihnen. Sie staunten. »Wo hast du das viele Gold her?«
    »Der Fremde, der eben hier war, gab es mir.«
    »Welcher Fremde?«
    Niemand hatte ihn gesehen oder gehört. Aber da waren die Spuren im lockeren Sand um das Feuer. Spuren von Hufen und Stiefel.
    Fünf Hufe und ein Stiefel.
    Da wußte Romano, daß der Teufel selbst hiergewesen war.
    Und in dem Moment seiner Erkenntnis kam aus dem Wagen der alten Blixbah der Schrei einer jungen Mutter, die einmal Romanos Tochter gewesen war!
    Er schritt in die Dunkelheit hinaus, um nichts mehr zu sehen und nichts mehr zu hören. Er mußte allein sein mit dem jagenden Wind.
    An seinem Gürtel hing des Teufels Geldbeutel. Romano beschloß, das Teufelsgold nicht weiterzugeben, sondern es selbst zu behalten. Und niemals mehr wurde die Geldkatze leer, solange er lebte.
    Doch niemals mehr sah jemand Romano lachen, so alt er auch wurde. Und er wurde über hundert Winter alt…
    ***
    Der Fremde war im Wagen der alten Blixbah gewesen. Als sie ihn sah, wußte sie wer er war.
    Aber sie erschrak nicht.
    Wer so lange gelebt hatte wie sie und sich dabei mit so vielen Spielarten der Zauberei befaßt hatte, den erschreckt nichts mehr - auch nicht der Anblick des Fürsten der Finsternis!
    »Ich muß dich warnen«, sagte Blixbah. »Du wirst ihre Seele nicht bekommen.«
    »Ich will ihre Seele nicht«, erwiderte er. »Ich will niemandes Seele in diesem Lager. Ich bin gekommen, um mich zu vergewissern, daß es Elena gut geht.«
    »Sie heißt Zyta«, sagte die alte Blixbah.
    Der Fürst der Finsternis zeigte ihr ein teuflisch charmantes Lächeln. »Du wirst sie Elena nennen«, sagte er ruhig. Er sah die Wahrsagerin an, und sie glaubte unter dem Feuer seiner Augen zu verbrennen… nur ganz kurz. »Du hast Elejias Vater wahr prophezeit«, sagte er. »Aber… da ist etwas, das ich noch nicht ganz verstehe, und das auch du mir nicht erklären kannst. Es liegt in der Zukunft. Es liegt in… in ihr.« Er deutete auf den hochgewölbten Bauch der jungen Mutter.
    Ihr ganzer Körper war schweißbedeckt. Zyta wimmerte, sie wand sich in wilden Krämpfen.
    »Ich werde ihr den Schmerz nehmen«, sagte der Fürst der Finsternis ruhig. »Sie hat genug gelitten.«
    Seine Hände glitten über den Körper der jungen Frau.
    Die alte Blixbah keuchte. Es war furchtbar, was sie mitansehen mußte.
    Aber Zyta wurde ruhig. Sie atmete flach, aber regelmäßig. Und sie stöhnte und krümmte sich nicht mehr.
    Der Fürst der Finsternis wandte sich von ihr ab und wieder der alten Blixbah zu.
    »Ich weiß, daß Elena bei dir in guten Händen sein wird«, sagte er. »Aber sie wird ein hungriges Kind sein. Hungrig nach Leben und nach Wissen, denn Wissen ist

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