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0540 - Der Fluch der Zigeunerin

0540 - Der Fluch der Zigeunerin

Titel: 0540 - Der Fluch der Zigeunerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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reden, wenn man nicht als Verräter gebrandmarkt werden wollte. Einstmals wichtige Handelspartner, waren sie jetzt zu bösen Feinden erklärt. Ferdinand von Aragon hatte vor zwei Jahren die letzten Mauren aus Granada verjagt, und angeblich sollte in Hispanien inzwischen sogar ein Großinquisitor eingesetzt worden sein, um Mauren und Juden zu finden und zu bestrafen - wofür auch immer.
    Die Hintergründe verstand Gotthilf von Hirschberg nicht, wollte sie auch nicht kennen. Was ging’s ihn an? Die hohe Politik wurde von den Fürsten und Bischöfen gemacht, die sich von niemandem dreinreden ließen.
    Aber heute hatte Gotthilf diese kleine Diebin in seinen Händen. Hübsch sah sie aus im Mondlicht mit ihrem langen gelben Haar. Sie war gar hübscher als die Schankmagd. Und niemand konnte ihn dran hindern, sie zu nehmen.
    Sie würde nicht schreien, das wußte er. Sie würde alles über sich ergehen lassen und dabei hoffen, daß er sie zum Lohn dafür nicht den Bütteln übergab. Und genau das schlug er ihr jetzt grinsend vor.
    Dabei dachte er nicht im Traum daran, später, wenn er seine Lust gestillt hatte, sein Wort zu halten. Schließlich war sie eine ehrlose Diebin, Gesindel, Pack. Ließ er sie heute laufen, bestahl sie morgen einen anderen. Wenn er sie auslieferte, tat er also nur ein gutes Werk und schützte andere vor ihren langen, flinken Fingern. Er war eben ein guter Mensch.
    Sie zitterte, starrte ihn nur aus großen Augen angstvoll an. Elena begriff ihm ersten Moment überhaupt nicht, was er von ihr wollte. Ihre Angst raubte ihr fast den Verstand. Doch dann, als er ihr Kleid mit einem heftigen Ruck aufriß, begriff sie endlich.
    Fast hätte sie doch noch geschrien. Sie versuchte sich loszureißen und davonzulaufen, aber er war so stark. Daß er eine Unmenge Alkohol getrunken hatte, merkte man ihm nicht mehr an. Der Anblick des Mädchens hatte ihn schlagartig ernüchtert.
    Wieder riß er an ihrem Kleid. Die Tränen schossen ihr ins Gesicht. So, wie er riß, würde sie es nie mehr flicken können. Und woher sollte sie ein neues bekommen?
    Da warf er sie schon auf den harten Boden, lag mit seinem ganzen Gewicht keuchend und stinkend über ihr, zerrte an seinem eigenen Beinkleid. Er zwang ihre Beine auseinander, und sie keuchte und wand sich, als sie merkte, daß er in sie einzudringen versuchte. Es tat entsetzlich weh.
    Sie versuchte ihn abzuwehren, nach ihm zu schlagen.
    Plötzlich fühlte sie etwas in ihrer Hand…
    Den Griff eines Dolches!
    Seines Dolches!
    Sie zerrte ihn aus der Lederscheide -und stieß zu!
    Der Hirschberger erstarrte. Seine Augen wurden groß.
    »Was hast du getan?« keuchte er und wurde ganz klein über ihr. »Du elendes Biest, du…« Er wollte nach ihrer Hand mit dem Dolch greifen.
    Da stieß sie noch einmal zu und noch einmal, so lange, bis er ganz still und tot im Regen vor ihr lag.
    Da kauerte sie, halbnackt, verzweifelt, den blutigen Dolch in der Hand. Und sie hockte noch immer weinend da, als kräftige Fäuste sie packten und von ihrem Opfer fortrissen. Jemand entwand ihr den Dolch, ein anderer zwang ihr die Arme auf den Rücken und band die Handgelenke mit einem Strick schmerzhaft fest zusammen.
    »Du hast ihn ermordet!« grollte eine Männerstimme. »Dafür werden sie dich rädern und vierteilen, gottlose Dirne!« Die beiden Männer der Stadtwache, die auf ihrem Streifengang auf sie gestoßen waren, schleiften sie mit sich.
    Irgendwo erklang die Stimme des Nachtwächters, der mit seiner Sturmlaterne durch die Straßen ging. »Hört, ihr Leut’, und laßt Euch sagen, die Kirchturmuhr hat eins geschlagen…«
    Da war die Geisterstunde vorbei, und eine Seele war zur Hölle gefahren.
    ***
    Tendyke's Home, 1995:
    Zamorra zog einen Sessel heran und ließ sich dem Abenteurer genau gegenüber nieder. »Ich habe das dumpfe Gefühl, daß du ein gutes Werk tun solltest.«
    Tendyke sah auf. »Was für ein gutes Werk?«
    »Unsere Neugierde stillen«, sagte Zamorra. »Was wird hier gespielt? Was sind das für Geschenke, das Pferd und der Dolch? Feierst du wirklich deinen fünfhundertsten Geburtstag?«
    Tendyke schüttelte langsam den Kopf. »Sicher nicht heute«, sagte er. »Ich… ich weiß nicht, wann ich Geburtstag habe.«
    »He, das steht doch in deiner Geburtsurkunde und deinem Paß«, stieß Monica Peters hervor.
    »Papier ist geduldig«, sagte Tendyke. »Die Angaben stehen darin, weil irgendwelche Angaben darin stehen müssen. Ob sie stimmen, weiß ich selbst nicht.«
    »Aber du mußt

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